Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
gewesen, also gab es überhaupt keinen Grund, nervös zu sein. Und doch zog sich ihr Magen ständig zusammen und ihre Haut fühlte sich ganz seltsam an. Irgendwie kribbelig und wie gespannt.
Vielleicht lag es ja daran, dass sie sich ihre Liste mit den guten Vorsätzen angeschaut und beim Punkt „Sex“ an Wyatt gedacht hatte. Jetzt sah sie ihn unter den Wimpern hinweg an und ihr gefiel, wie seine breiten Schultern sein Hemd spannten. Er war stark. Wie es wohl sein mochte, jemanden zu haben, an den man sich anlehnen konnte? Jemand, der zuverlässig war und der mit allem fertig wurde? Natürlich war seine Stärke nicht der Grund, weshalb sie mit ihm schlafen wollte. Aber wer weiß, vielleicht ja doch. Auf diesem Gebiet war sie nun ganz bestimmt keine Expertin.
Amy gab zu verstehen, dass sie in ihr Zimmer wollte, und verschwand dann im Flur. Wyatt sah ihr nach und wandte sich dann Claire zu.
„Ich bin Ihnen wirklich dankbar dafür, dass Sie auf sie achtgeben.“
„Es ist mir ein Vergnügen. Es macht wirklich Spaß mit ihr und sie hat unendlich viel Geduld mit meiner Zeichensprache.“
„Sie ist ganz glücklich darüber, dass Sie sie lernen wollen.“
Claire runzelte die Stirn. „Wie sollte ich das nicht? Es ist doch ihre Art der Kommunikation.“
„Eine Menge Leute würden sich nicht die Mühe machen.“
„Warum nicht?“
„Ich weiß es nicht.“ Er schob seine Hände in die Jeanstaschen und sah sie an. „Wir haben uns noch nie darüber unterhalten, wie ich Sie für Ihre Zeit entschädigen kann. Das sollten wir aber tun.“
„Ich möchte nicht bezahlt werden“, sagte sie ihm. „Ich will nicht über Geld reden.“ Als er wenig überzeugt wirkte, fügte sie hinzu: „Wir sind doch eine Familie. Irgendwie.“
Er nickte. „Fast verwandt, jedenfalls so lange, bis es Nicole wieder gut genug geht, sich einen Scheidungsanwalt zu besorgen. Ich kann nicht fassen, wie Drew das versaut hat.“
Das ging ihr genauso. Wer konnte so etwas tun? Dann erinnerte sie sich daran, wie sie ihn angegriffen hatte. „Ist er in Ordnung? Hat er noch diese Wunde im Gesicht?“
„Ist das wichtig für Sie?“
Sie dachte über die Frage nach. „Eigentlich nicht.“
Wyatt grinste. „Jetzt klingen Sie ganz wie Ihre Schwester.“
„Sie färbt auf mich ab.“ Was gar nicht so schlecht wäre, dachte Claire. Nicole würde Lisa jedenfalls nicht gestatten, sie herumzustoßen. Sie hätte ihr schon längst deutlich gemacht, wo sie ihren blöden, anstrengenden Terminplan lassen könnte, und wäre gegangen.
„Irgendwie machen Sie ein ganz grimmiges Gesicht“, bemerkte Wyatt. „Woran denken Sie?“
„An meine Managerin. Ich wünschte, ich wäre mehr wie Nicole, dann würde ich ihr einmal richtig Bescheid sagen.“
„Möchten Sie das wirklich?“
„Manchmal ja. Im Moment ignoriere ich nur ihre Anrufe. Nicht unbedingt der beste Weg, die Situation zu klären.“
Er ging ihr in die Küche voraus. Sie war hell und geräumig wie die meisten anderen Räume im Haus. Die Schränke wirkten relativ neu, die Abdeckplatten der Tresen waren aus Granit, alle Geräte aus Edelstahl.
Wirklich beeindruckend, dachte sie, als ihr einfiel, dass er ja auch kochen konnte. Einfach der perfekte Mann. Nur, wenn er doch so perfekt war, wie kam es dann, dass er nicht wieder geheiratet oder doch zumindest eine Beziehung hatte? War er mit einer Frau zusammen?
„Möchten Sie etwas trinken?“, fragte er.
„Irgendwas mit Diät.“
Er sah sie an. „Wirke ich auf Sie etwa wie ein Mann, der auf Diät-Drinks steht?“
Sie spürte wieder dieses Kribbeln. „Eigentlich eher nicht.“
„Na, dann ist es ja gut. Aber für Nicole habe ich tatsächlich immer ein paar auf Lager.“ Er nahm ein Sodawasser aus dem Kühlschrank, holte ein Glas, gab etwas Eis hinein und stellte es ihr hin. „Also, warum sagen Sie ihr nicht einfach Bescheid.“
„Lisa? Ich weiß nicht. Das habe ich noch nie getan. Aber ich sollte es tun. Inzwischen ist es auch etwas anderes. Ich bin ja kein Kind mehr.“ Das Problem war nur, dass sie sich noch immer wie ein Kind fühlte. So, als müsse sie noch immer um Erlaubnis bitten.
„Ist das der Grund, weshalb Sie nicht spielen?“, wollte er wissen.
Verblüfft sah sie ihn an. „Was meinen Sie?“
„Im Moment spielen Sie doch nicht“, sagte er. „Aber sollten Sie das nicht tun? Konzerte geben? Es ist doch Ihr Job, oder?“
Nicht mehr, dachte sie traurig und erinnerte sich an letzte Nacht, als es ihr gelungen war, sich völlig
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