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Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt

Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt

Titel: Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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mit sich selbst. „Wenn etwas Schlimmes passiert wäre, hättest du inzwischen schon längst davon erfahren.“
    In diesem Moment klopfte jemand an der Haustür.
    Um aufzustehen, musste Nicole sich erst einmal aus dem Sessel hieven, dann begab sie sich zur Tür. Sie kam nicht schnell voran, sodass die Person noch einmal klopfte, bevor sie dort war.
    „Ich komme ja schon“, rief sie in einer Mischung aus Ärger und Sorge. „Einen Moment noch.“
    Da sie einen uniformierten Polizisten oder den Sheriff erwartet hatte, konnte sie die gut gekleidete ältere Dame, die dann vor ihr stand, nur überrascht anstaunen.
    „Wer sind Sie?“, fragte die Dame kühl.
    „Niemand, der Ihnen diese Frage beantworten wird“, erklärte Nicole. „Sie werden sich im Haus geirrt haben.“
    „Ist Claire Keyes hier?“
    Eine Sekunde lang zögerte Nicole, bevor sie antwortete: „Im Augenblick nicht.“
    „Aber hier versteckt sie sich doch?“ Finsteren Blickes musterte sie Nicole, bis sie es aufgab und dünnlippig feststellte: „Sie sind wohl die Schwester, nehme ich an.“
    Nicole hielt es nicht für nötig, ihr diese Frage zu beantworten. „Wer sind Sie?“
    „Lisa Whitney. Ich bin Claires Managerin.“
    Mit diesen Worten rauschte die Frau einfach an ihr vorbei ins Haus hinein. Nicole ging nicht davon aus, dass sie körperlich dazu in der Lage wäre, sie wieder hinauszuwerfen, also schloss sie die Tür und folgte ihr ins Wohnzimmer.
    Lisa entledigte sich ihres maßgeschneiderten Mantels und enthüllte dabei einen schlanken Körper in gediegener Kleidung von neutralen Farbtönen sowie eine Designerhandtasche. Nicoles Vorstellung von Haute Couture erschöpfte sich in einem Twinset aus einer Kaschmir-Mischung, daher konnte sie die Schuhe nicht zuordnen, schätzte aber, dass sie so viel kosteten wie ein gebrauchter Kleinwagen. Lisas kurzes braunes Haar war meisterhaft gestylt, das Make-up passte zu ihrem Gesicht, und die goldenen Ohrringe, die Uhr und die Halskette waren höchstwahrscheinlich echte achtzehn Karat. Schon auf den ersten Blick konnte Nicole sie nicht ausstehen.
    Lisa drapierte ihren Mantel auf der Rückenlehne eines Sessels und sah sich um. „Hier hält sie sich also tatsächlich auf?“ Der Ton ihrer Frage implizierte, dass dieser Ort ja wohl kaum besser war, als wenn Claire in einem Auto übernachten müsste.
    „Sie meinen mein Haus? Ja. Hier wohnt sie.“
    „Ich verstehe. Und wie ist es mit üben? Ich sehe kein Klavier. Nimmt sie Unterricht?“
    „Nicht dass Sie das etwas angehen würde, aber unten im Keller steht ein Klavier.“
    Lisa sah sie an. „Alles, was mit Claire zu tun hat, geht mich etwas an. Wie viel übt sie? Vier Stunden am Tag sind das Übliche. Drei gehen auch noch, und mehr als fünf machen keinen Unterschied.“ Erwartungsvoll schwieg sie.
    Nicole wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Abgesehen von gestern Abend war sie sich nicht sicher, ob Claire überhaupt einmal gespielt hatte. Dann sagte sie sich, dass sie dieser aufdringlichen Person keinerlei Antwort schuldig war.
    „Keine Ahnung“, antwortete sie. „Ich führe darüber nicht Buch.“
    „Das sollten Sie aber. Isst sie denn wenigstens gut? Bekommt sie genügend Schlaf?“
    „Claire ist achtundzwanzig. Sie ist in der Lage, sich selbst mit Essen zu versorgen und ins Bett zu legen.“ Meine Güte, kein Wunder, dass ihre Schwester zu nichts zu gebrauchen war. Es war ihr nie erlaubt worden, sich wie ein normaler Mensch zu verhalten.
    Lisa sah sie wütend an. „Claire ist nicht wie der Rest der Menschheit. Sie ist eine begnadete Künstlerin. Wenn man nicht auf sie achtgibt, wird sie sich zu Tode arbeiten. Sie braucht Ruhe. Viel Ruhe. Die letzten Jahre waren mörderisch anstrengend für sie. Aber es war eine einmalige Gelegenheit, die wir einfach nutzen mussten.“ Sie zögerte, bevor sie weitersprach. „Claire sagte, dass es ihr zu viel wurde. Aber ich wusste, was möglich war. Nun steht sie an der Spitze, und wir müssen alles dafür tun, dass sie dort auch bleibt.“
    Nicole war sich noch nicht ganz im Klaren darüber, was sie von dieser Figur namens Lisa halten sollte, mit Sicherheit aber wusste sie nun, dass sie sie nicht leiden konnte.
    „Das ,wir’ können Sie mal ganz schnell vergessen.“
    Lisa überhörte das und lief quer durch den Raum. „Wissen Sie, ob sie bereits den Terminplan gesehen hat, den ich ihr geschickt habe? Er müsste heute angekommen sein.“
    Nicole dachte an das FedEx-Päckchen, das in der Küche lag.

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