Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
offensichtlich mit seinem ganzen Gewicht. Sie bekam keine Luft mehr. Zum Glück aber hörte er auf, sich zu bewegen. Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass er eigentlich so gut wie gar nichts mehr tat.
„Wyatt?“ Sie rüttelte an seiner Schulter. Er rührte sich nicht. „Wyatt?“
Schließlich rollte er von ihr herunter auf den Rücken. Seine Augen waren geschlossen und er atmete tief.
„Wyatt?“
Nichts, außer einem leichten Schnarchen.
Sie ließ den Blick von seinem Gesicht ausgehend über diesen erstaunlichen Körper hinweg nach unten gleiten, bis hin zu seiner Erektion. Oder eher dem, was davon noch übrig war. Sie konnte zusehen, wie es immer kleiner wurde, eine perfekte Illustration dessen, was sie innerlich fühlte.
Fast hätten sie nun Sex gehabt, aber er hatte mittendrin das Bewusstsein verloren. Einfach so. Sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass es daran lag, dass er getrunken hatte. Aber was, wenn nicht? Was, wenn es an ihr lag? Vielleicht war sie für ihn ja so unerotisch, dass er es vorzog zu schlafen, anstatt mit ihr Liebe zu machen?
Deprimiert wie nie zuvor in ihrem Leben suchte sie ihre Kleider zusammen und zog sich an. Obwohl sie verzweifelt wünschte, wegzukommen, um sich zu Hause ungestört ihrem Schmerz hingeben zu können, war sie doch besorgt, ihn einfach allein zu lassen. Was, wenn er medizinische Hilfe brauchte?
Schlimmer konnte der Abend jedenfalls nicht mehr werden, also legte sie ihm eine Decke um und rollte sich auf dem Sofa zusammen, wo sie darüber nachgrübelte, was mit ihr nicht stimmte. Warum musste ausgerechnet sie ein solches Ungeheuer sein? Würde sie eines Tages wirklich als die älteste Jungfrau im Universum sterben müssen? Von Nonnen einmal abgesehen. Und wenn es tatsächlich so weit kam, wäre das mal wieder typisch ihr Pech.
14. KAPITEL
A m nächsten Morgen erwachte Claire komplett bekleidet in einem fremden Bett. Sie brauchte einen Moment, bis sie sich klargemacht hatte, dass sie nicht von Außerirdischen entführt worden war, nur um sich dann an die beschämenden Ereignisse des gestrigen Abends zu erinnern. Eine Entführung wäre ihr nun wesentlich angenehmer gewesen als die Vorstellung, Wyatt begegnen zu müssen. Sie konnte nur hoffen, dass er so betrunken war, dass er sich an nichts mehr erinnerte. Ihr derzeitiger Aufenthaltsort – vermutlich sein Gästezimmer – ließ allerdings den Schluss zu, dass er aufgewacht war, sich selbst nackt auf dem Fußboden im Wohnzimmer wiedergefunden hatte, und sie dann daneben schlafend auf dem Sofa. Sie hatte das Gefühl, dass er ein paar Fragen haben könnte.
Sie ging ins angrenzende Badezimmer und fand dort im Medizinschrank eine neue Zahnbürste und Zahnpasta. Nachdem sie sich das Gesicht gewaschen und die Zähne geputzt hatte, folgte sie dem Duft von Kaffee in die Küche, wo Wyatt, lediglich mit einer Jeans bekleidet, am Küchentresen lehnte.
Schweigend sahen sie sich nur an. Claire wusste nicht, ob sie sich nun entschuldigen sollte oder nicht.
Schließlich sagte er: „Also habe ich mir nicht nur eingebildet, dass du hier bist. Ich war mir nicht ganz sicher.“
„Ich bin hier.“
„Willst du mir sagen, warum?“
Sie wusste nicht, was er dachte und konnte nicht genau erkennen, ob er wütend war. Vermutlich könnte sie irgendeinen Grund vorschieben, aber warum es nicht einmal mit der Wahrheit versuchen?
„Nicole hat mir davon erzählt, wie du diese Nacht mit Trinken und Selbstbezichtigungen verbringst. Ich bin hergekommen, um das auszunutzen.“
„Damit ich mich noch schlechter fühle?“
„Nein, um dich zu verführen.“
Er hob eine Augenbraue. „Du glaubst also, warten zu müssen, bis ich betrunken bin, um mich dazu zu bringen, mit dir ins Bett zu gehen?“
Sie starrte auf ihre nackten Füße. Hmm, eine Pediküre wäre auch mal wieder fällig. „Nicht wirklich. Ich dachte nur, es könnte helfen.“
„Und warum sollte dabei Hilfe nötig sein?“
„Bei unserem ersten Date hast du gesagt, dass du gerne mit mir schlafen würdest, aber dann hast du in dieser Richtung gar nichts mehr unternommen. Ich dachte, dass du deine Meinung geändert haben könntest.“
„Dann hast du also beschlossen, sozusagen einmal deine Karten auszuspielen.“
„Ich schätze, ja.“ Sie hob den Blick und sah ihn an. „Bist du mir böse?“
„Weil du hergekommen bist und versucht hast, mich zu verführen? Nein.“
Erleichtert atmete sie aus. Das war ja schon mal etwas.
„Und zu deiner Information,
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