Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
abholen. Das ist schon richtig zur Tradition geworden.“
„Na, das klingt ja ganz nach einem richtig lustigen Abend“, stellte Claire fest. „Aber warum muss er sich betrinken, um mit seiner Vergangenheit fertig zu werden?“
„Keine Ahnung.“
Claire ging nicht davon aus, dass sie Wyatt zu solchen Dingen schon befragen konnte, auch wenn sie mittlerweile noch einige Male ausgegangen waren und jedes Zusammensein schöner war als das Mal zuvor. Sie hatte sich bereits gewundert, warum er sie für das kommende Wochenende nicht wieder eingeladen hatte. Jetzt wusste sie, warum. Allerdings wusste sie nicht, wie viel ihm immer noch an Shanna lag oder warum er ihr nichts von diesem alljährlichen einsamen Besäufnis erzählt hatte.
„Du glaubst doch nicht, dass er sie immer noch liebt, oder doch?“, fragte sie.
Nicole trank einen Schluck Kaffee. „Nicht mal für Kohle. Das Ganze ist Jahre her. Hier geht es vielmehr darum, wie er sich selbst einschätzt. Er schwört, dass er von einer langen Linie männlicher Vorfahren abstammt, die Beziehungen in den Sand setzen. Aufgrund meiner kurzen, aber katastrophalen Ehe mit Drew neige ich dazu, ihm zu glauben.“
Claire machte sich nicht die Mühe, darauf hinzuweisen, dass Drew ja bloß Wyatts Stiefbruder war.
„Wir werden es uns mit Amy gemütlich machen“, sagte sie stattdessen. „Wie wär’s mit einem Filmabend? Wir könnten uns ein paar DVDs ausleihen.“
„Gute Idee. Normalerweise braucht Wyatt zwei Tage für dieses Besäufnis, aber ich schätze, dass er diesmal etwas schneller wieder auftaucht.“ Nicole grinste. „Er wird dich sehen wollen.“
„Vielleicht.“ Claire hoffte, dass es wahr wäre.
Die Vorstellung, wie Wyatt sich betrank, faszinierte sie enorm. Wollten Männer denn nicht Sex haben, wenn sie betrunken waren? Das hatte sie doch in Hunderten von Filmen schon gesehen. Denn auch wenn ihre Dates immer sehr amüsant waren, in physischer Hinsicht hatte ihre Beziehung bislang noch gar keine weiteren Fortschritte gemacht. Sie küssten sich ständig, aber das war es dann auch. Er wusste nicht, dass sie noch Jungfrau war, da war sie sich sicher. Also konnte das auch nicht der Grund für seine Zurückhaltung sein. Vielleicht wollte er sich ja auch nur als Gentleman zeigen?
Wenn das zutraf, bedeutete es ja wohl, dass er ein richtig netter Typ war, oder? Ob es wohl falsch von ihr wäre, die Situation auszunutzen, wenn er betrunken war?
Das Telefon klingelte und Nicole nahm ab. Während ihre Schwester redete, ging Claire auf ihr Zimmer und zog ihre Liste mit den guten Vorsätzen aus der Schublade.
„Sex haben“. Hier stand es. Ganz weit oben. Inständig wünschte sie sich, endlich zu erfahren, wie es war, mit einem Mann zusammen zu sein. Wyatt hatte ihr doch auf den Kopf zugesagt, dass er gerne Sex mit ihr hätte. Also zog sie nun lediglich die Möglichkeit in Betracht, die Umstände ein wenig zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Wem sollte das schaden?
An diesem Abend lagen sowohl Amy als auch Nicole gegen zehn Uhr im Bett. Den Nachmittag hatte Claire damit zugebracht, etwas zu finden, das sexy aussah und das sie tragen konnte, um Wyatt zu verführen. Sie wollte verführerisch wirken, aber es durfte auch nicht allzu offensichtlich sein. Dabei war auch zu bedenken, dass sie mit den Sachen, die sie auswählte, im Auto zu seinem Haus fahren musste, daher kam Reizwäsche schon mal nicht infrage.
Sie begnügte sich also mit engen Jeans, Schuhen, die sie leicht abstreifen konnte, und einem tief ausgeschnittenen Pullover. Darunter trug sie passenden BH und Höschen in blassrosa Seide.
Für sie war es ganz seltsam, sich anzukleiden, um einen Mann zu verführen. Wahrscheinlich, weil sie es niemals zuvor getan hatte. Ob Wyatt ihren Entschluss wohl bedenklich fand? Machte sie sich nicht einfach viel zu viele Gedanken?
Unfähig, diese Fragen zu beantworten, verließ sie ihr Zimmer und schlich die Treppe hinunter. Sie schrieb eine Nachricht, die sie an die Kaffeemaschine lehnte, dem Platz, den Nicole mit Sicherheit morgens sehen würde. Dabei beließ sie es bei einer vagen Formulierung, damit Amy nicht verstehen konnte, was los war, falls sie den Zettel ebenfalls las. Dann ging Claire zu ihrem Auto und fuhr zu Wyatt.
Unterwegs versuchte sie einzuüben, was sie sagen würde. Aber nichts davon klang wirklich gut. Wenn sie Glück hatte, würde sie ja auch gar nichts sagen müssen.
Sie hatte Wyatts Haus erreicht und stand schon in der Einfahrt, als ihr plötzlich
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