Frisch verlobt
Nicole sie schon aus Prinzip abgelehnt.
„Nicole“, stellte sie sich vor.
„Meine Chefin“, fügte Raoul hinzu. „Ich habe ihr von Ihnen erzählt. Brittany ist meine Freundin.“
„Schön dich kennenzulernen“, sagte Nicole.
„Ich freue mich auch. Hoffentlich gefällt Ihnen das Spiel. Es wird dieses Jahr eine großartige Saison.“
Irgendjemand auf dem Spielfeld stieß in eine Pfeife.
„Ich muss gehen“, sagte Raoul. „Wir sehen uns nach dem Spiel.“
Er lief los, noch bevor Nicole erklären konnte, dass sie nicht so lange bleiben würde. Dann fiel ihr ein, dass es ja auch wiederum nicht so war, dass sie mit gesellschaftlichen Verpflichtungen voll ausgebucht wäre. Warum also sollte sie eigentlich nicht den ganzen Abend dort verbringen?
„Sie konnten sich wohl einfach nicht fernhalten, stimmt’s?“
Nicole erkannte die Stimme und fühlte, wie ihr ganz heiß wurde. Sie ärgerte sich über ihn, weil er dafür verantwortlich war, zugleich aber auch über sich selbst, weil sie so reagierte.
Dann sah sie über das Geländer hinweg Hawk an, der auf dem Rasen stand.
Ausnahmsweise einmal war er komplett bekleidet … Khakihose, ein Polohemd in den Farben der Schule. Er sah gut aus. Mehr als gut. Man konnte schon von irritierend gut sprechen.
„Raoul hatte mich gebeten zu kommen, damit ich ihn einmal spielen sehe.“
Hawk wirkte wenig überzeugt.
„Ich sage, wie es ist“, fuhr sie fort. „Er meinte, dass er niemanden im Erwachsenenalter hätte, der ihm einmal beim Spiel zusieht. Warum eigentlich?“
„Er ist bei Pflegeeltern untergebracht, und das schon seit langer Zeit. Es ist schön, dass Sie ihm so viel Interesse entgegenbringen.“
Das klang aufrichtig, sodass sie sich schon fast wieder schämte, weil sie sich darüber geärgert hatte, überhaupt gekommen zu sein.
„Das ist doch nichts Besonderes“, murmelte sie.
„Für ihn schon. Ich muss los. Viel Spaß bei dem Spiel.“
Hawk lief davon und Nicole gab sich alle Mühe, ihm dabei nicht auf den Hintern zu starren. Es fiel ihr schwer, überhaupt irgendein Körperteil an ihm zu ignorieren, was ungewöhnlich für sie war, denn früher war sie nie so oberflächlich gewesen. Immer hatte sie sich eher dafür interessiert, was ein Mann im Kopf hatte.
Sie sagte sich, dass es an ihrer momentanen Lebenssituation liegen musste, ging wieder auf die unüberdachte Tribüne zu und begann, mithilfe ihres Stocks die Reihen hinaufzusteigen. Unter anderen Umständen würde sie sich kaum noch an Hawks Namen erinnern können.
„Er sieht verdammt gut aus“, bemerkte eine Frau.
Nicole sah sie an.
„Der Coach. Er ist das Beste am Spiel, auch wenn meine beiden Jungs es demütigend finden würden, wenn sie mich jetzt hören könnten.“ Sie lächelte. „Ich bin Barbara.“
Die Frau rutschte ein Stück, um Nicole Platz zu machen.
Nicole setzte sich neben sie. „Hi. Ich bin Nicole.“
„Für eine Mom sind Sie ein wenig zu jung“, meinte Barbara. „Sind Sie wegen Hawk gekommen?“
„Nein“, entgegnete Nicole schnell. „Ich habe eine Bäckerei, und einer der Jungs aus dem Team arbeitet bei mir. Er hat mich darum gebeten zu kommen.“
„Das ist nett von Ihnen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier wäre, wenn ich nicht müsste, aber ich habe natürlich auch inzwischen schon lange Jahre auf harten Bänken zugebracht. Meine Jungs sind Zwillinge, und beide lieben den Sport. Wir haben schon alles durch. Die Kinderliga, Fußball, Football, Baseball. Mein Mann ist sehr viel unterwegs, also ist es meine Aufgabe, bei den Spielen zu erscheinen.“
„Es ist toll, dass Sie ihnen zusehen wollen. Mit Sicherheit wissen Ihre Jungs diese Unterstützung zu schätzen.“
Barbara rümpfte die Nase. „Davon sagen sie nie etwas, es sei denn, ich kann einmal zu einem ihrer Spiele nicht erscheinen. Dann hören sie gar nicht mehr auf, sich zu beklagen. Aber daran bin ich inzwischen gewöhnt.“
Familien, dachte Nicole traurig. Das ist, was Menschen in Familien füreinander tun.
„Also“, hakte Barbara nach, wobei sie die Stimme gesenkt hatte. „Woher kennen Sie Hawk?“
„Ich, äh, habe ihn durch Raoul kennengelernt.“
„Hatten Sie schon ein Date mit ihm?“
„Nein.“
„Aber es würde Sie reizen?“
„Nein.“
„Weil Sie mit jemandem zusammen sind, der Ihnen besonders viel bedeutet?“
„Nicht wirklich.“
Barbara lächelte. „Dann stehen Sie entweder auf Frauen oder Sie lügen.“
Nicole musste lachen. „Warum sollten das meine einzigen
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