Frisch verlobt
ich es gehasst. An der Highschool gab es so viele Dinge, an denen ich gerne teilgenommen hätte, was ich aber nicht konnte, weil ich ja frühmorgens aufstehen musste, um in der Bäckerei zu helfen. Morgens ist immer viel los. Also konnte ich nie lange wegbleiben. Oder wenn ich mal ins Theater wollte, musste ich nach der Schule erst noch nach Hause, um auf Jesse aufzupassen.“
Sie stach mit der Gabel in ihr chow mein. „Als meine Mom dann wegging, wurde es ganz schlimm. Ich habe sie so vermisst und war zugleich wütend auf sie, weil ich wusste, dass sie lieber bei Claire war als bei uns. Sie wollte in der ganzen Welt herumreisen und berühmte Leute treffen. Ich glaube, wenn Jesse nicht gewesen wäre, sie wäre von Anfang an mit Claire losgezogen.“
Nicole warf Hawk einen Blick zu. „Die Bäckerei gehörte der Familie meines Vaters, nicht ihrer. Ich glaube, sie hat sich nie mit den täglichen Anforderungen des Geschäfts anfreunden können, die ihr permanent nur Zeit und Energie raubten und sie niemals reich machen würden. Claire aber hatte Potenzial.“
Sie presste die Lippen aufeinander. „So wie ich rede, musst du ein schreckliches Bild von ihr bekommen. Das will ich nicht.“
„Das tust du auch nicht. Du erzählst mir doch nur, was geschehen ist, als du noch ein Kind warst und viel zu viel zu tragen hattest.“
Seine Worte waren besänftigend, ebenso sein Tonfall. Sie stellte fest, dass sie sich am liebsten in seine Arme geworfen hätte, damit er sie festhalten und sie sich sicher fühlen könnte.
Moment mal. Seit wann brauchte sie einen Mann, um sich sicher zu fühlen?
„Nicole?“
„Was ist?“
„Wo warst du gerade?“
„Ist nicht wichtig.“
„Ist es doch. Irgendetwas scheint dich richtig wütend zu machen, und ich schätze mal, dass es nicht gut sein kann, wenn ich der Grund dafür bin.“
„Es ist nichts.“ An diesen wunden Punkt wollte sie nicht rühren. Nicht heute Abend. Nicht, wenn sie Hawk allein bei sich zu Hause hatte. „Jedenfalls wäre es nichts, wenn du mich ablenken würdest.“
Das ruhige, sexy Lächeln, mit dem Hawk sie daraufhin ansah, jagte ihr innen wie außen einen Schauer durch den Körper. „Wie lange wird Raoul wegbleiben?“
„Er sagte, es würde spät.“
„Gut zu wissen.“
Er stand auf und zog sie vom Stuhl hoch. Ihr Mahl blieb nur halb verzehrt auf dem Tisch zurück, aber das kümmerte sie nicht im Geringsten. Schließlich ließ chinesisches Essen sich nicht nur wunderbar wieder aufwärmen, plötzlich war sie auch gar nicht mehr hungrig … zumindest nicht auf Essen.
Er zog sie an sich, schloss sie in die Arme und küsste sie. Dabei forderte er ihren Mund mit einem solchen Feuer, dass es ihr den Atem verschlug. Seine Hände fuhren auf ihrem Rücken hinauf und hinunter, und an seinem Körper wurde ihr ganz warm. Es war erotisch, vertraut und aufregend zugleich.
„Das habe ich vermisst“, murmelte er, küsste ihre Wange, dann ihre Stirn und schließlich das Kinn. „Ich habe es vermisst, dich zu berühren und von dir berührt zu werden.“
„Ich auch.“
Nun leckte er erst über die empfindliche Stelle unter ihrem Ohr, dann saugte er an ihrem Ohrläppchen. Seine Küsse folgten ihrem Hals nach unten, was sie wünschen ließ, ihr T-Shirt wäre viel tiefer ausgeschnitten.
Sein Mund war heiß und fest, und als sich alles um sie herum zu drehen begann, hielt sie sich an ihm fest.
„Ich will dich“, hauchte er ihr ins Ohr, sodass eine Gänsehaut sie überlief. „Aber diesmal im Bett.“
„Ganz konventionell“, murmelte sie und wünschte sich dasselbe. „Wer hätte das gedacht?“
Er lachte leise.
Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn nach oben. Sobald sie in ihrem Schlafzimmer waren, stellte er sich vor sie und strich ihr mit den Händen das Haar aus dem Gesicht. Lange Zeit sah er ihr tief in die Augen, ganz als wolle er die emotionalen Barrieren durchdringen, die sie immer aufgerichtet hielt.
„Du bist so schön“, flüsterte er.
Nicole wusste, dass sie an ihren besten Tagen hübsch war. Und auch wenn sie jetzt sicher war, dass Hawk wirklich meinte, was er sagte, hatte sie doch das Gefühl, dass es der Sex war, der da aus ihm sprach. Trotzdem, es war nett, das zu hören. So nett, dass sie sich plötzlich auf eine Weise verwundbar fühlte, die sie überraschte. Derartiges war ihr noch nie zuvor widerfahren. Sie wollte wegsehen, etwas verstecken … aber was? Nicht ihren Körper, denn sie war mehr als bereit, den zu entblößen. Was
Weitere Kostenlose Bücher