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Frische Spur nach 70 Jahren

Frische Spur nach 70 Jahren

Titel: Frische Spur nach 70 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hang zum Abenteuer ausleben und historische
Räubergestalten wieder aufleben lassen. Nein! B & C-Aktuell sind
gefährliche Psychos. Aber jetzt haben wir das Mittel in der Hand, um sie zu
entlarven. Und vor allem: Um weitere Verbrechen zu verhindern. Dazu benötigen
wir die Tagebücher. Natürlich sichern wir Ihnen größte Diskretion zu. Und die
erste Frage, die sich aufdrängt, ist natürlich: Woher wissen B
& C-Aktuell so genau Bescheid über Ihre Schwester und deren unseligen
Lover?“
    Hilde hatte sich verfärbt. „Du
bist heute beraubt worden, Willi?“
    Klößchen nickte. „Das elfte
Verbrechen haben die an mir verübt.“
    „Heute? Heute war das?“
    „Vorhin.“
    Hilde schluckte und griff nach
der Bratpfanne, die neben dem Telefon lag — griff danach, als biete das Gerät
einen seelischen Halt.
    „O Gott! Kinder, das zwölfte
Verbrechen... Also, damals vor 70 Jahren, sind das elfte und das zwölfte
Verbrechen am selben Tage geschehen. Einem Samstag und... Ah, heute ist ja
Samstag.“
    Tim fühlte sich, als rase
Starkstrom durch die Nähte seiner Jeans.
    „Frau Nocke! Was ist das
zwölfte Verbrechen?“
    „Ein... ein ganz schreckliches!
Damals haben Beate und Claus — ja, das war brutal! das war geisteskrank! —
damals haben sie einen Kindergarten überfallen.“
    „Und?“
    „Sie haben 30 Kinder und zwei
Betreuerinnen im Keller eingeschlossen.“
    „Und?“
    „Sie haben Feuer gelegt.“
    Tim überlief eine Gänsehaut.
Auch Gaby, Karl und Klößchen schienen zu frösteln.
    „Zum Glück gab es keine Toten“,
berichtete Hilde hastig. „Der Brand wurde rechtzeitig entdeckt. Aber viele
Kinder erlitten schwerste Verbrennungen und eine der Frauen wurde regelrecht
entstellt. Für immer. Damals“, setzte sie kläglich hinzu, „war ja die Medizin
mit plastischer Chirurgie noch ganz am Anfang.“
    „Bestien!“, murmelte Karl.
    Mit großen Augen wandte sich
Gaby an Tim.
    „Am Samstag haben doch die
Kindergärten geschlossen, nicht wahr? Dort können die Kleinen nur von Montag
bis Freitag geparkt werden.“

    „Das ist unsere Chance“, nickte
Tim und sprang auf. „Aber ich fürchte, nur eine ganz kleine. Denn keine Regel
ohne Ausnahme. Frau Nocke, Ihr Telefonbuch! Schnell!“

7. Überfall
auf Kids und Pauker
     
    Dr. Helmut Tritze und Dr. Helga
Tritze, seine Frau, waren ehemalige Pauker, Gymnasiallehrer. In der üblichen
Laufbahn waren sie bis zum Studienrat aufgerückt, hatten aber dann dem
Staatsdienst entsagt und sich — eher unfreiwillig — ins Privatleben
zurückgezogen. Der Grund lag darin, dass sie als Beamte nicht mehr tragbar
waren. Wegen staatsgefährdender, umstürzlerischer Gesinnung. Beide hatten mit
politisch angehauchten Terroristen sympathisiert, heimlich, hatten dem
Mordgesinde] Obdach gegeben, als sich die Fahndungsschlinge immer enger
zusammenzog, hatten sie versorgt. Auch mit Waffen und gefälschten Papieren.
    Als dann alles aufflog und
niemand den Verhaftungen entging, zog der Strudel des Bösen auch die Tritzes auf
den Grund. Sie erhielten Strafen. Aus war’s mit Beamtentum und späterer
Pension. Sie hatten verspielt. Geistig fühlten sie sich jetzt zwar geläutert,
aber Umkehr und Erkenntnis kamen zu spät.
    Als sie nach ihren — nahezu
gleich bemessenen Haftstrafen — wieder auf freiem Fuß waren, gründeten sie eine
neue Existenz. Denn von irgendwas muss der Mensch leben.
    Sie hatten nur auf ,Lehrer’
gelernt. Er Mathe und Physik, sie Englisch, Deutsch und Französisch.
    Also gründeten die Tritzes ein
privates Pauk-Institut. Es erhielt den wenig einfallsreichen Namen Institut
Tritze und war in einem baufälligen, ehemaligen Pfarrhaus untergebracht in
einem Stadtrandviertel, aber mit verkehrsgünstiger Anbindung.
    Konzipiert war dieser
Zwei-Personen-Betrieb für lernschwache und stinkendfaule Kids, die ohne Feuer
unterm Hintern den Übertritt von Grund-, Haupt- oder Realschule ins Gymnasium
nicht schaffen würden. Die Tritzes sorgten für dieses Feuer und hatten sogar
recht ordentliche Erfolge. 84 Prozent der ihnen anvertrauten Schüler erreichten
das Ziel — was die ehrgeizigen Eltern irre freute. Denn der Nachwuchs sollte ja
schließlich mal zum Bildungsbürgertum gehören und es besser haben als die
schwer arbeitenden Ernährer.
    Das baufällige, ehemalige
Pfarrhaus war notdürftig renoviert worden und verbarg sich hinter hohen
brüchigen Hofmauern und alten Bäumen: drei Kastanien und einer Buche.
    Da es sich um ein Ex-Pfarrhaus
handelte, hatte es hier bis

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