Frischluftkur: Roman (German Edition)
hätte sie die vier doch ein wenig genauer instruieren, besser auf Spur bringen sollen? Nein, das wäre zu auffällig gewesen.
»Und was ist mit euren Männern? Die sind doch bestimmt immer noch so schlimm, nicht wahr?«, suggeriert Edith. Die Freundinnen winden sich ein wenig.
»Meinen habe ich so lange nicht gesehen«, erzählt Petra.
Na toll , denkt Edith.
»Mein Mann verdient ganz viel Geld«, plaudert Tina aus, »aber er gibt mir nichts davon ab. Nur Schmuck schenkt er mir!« Sie dreht verlegen an einem neuen Ring, der nach mehreren Karat Swarovski aussieht. »Aber der kommt nicht in dein Putzmittel!«
»Mein Heinz ist immer noch unmöglich!«, sagt Hanna. »Un-aus-steh-lich! Und was für Dreck er immer ins Haus schleppt. Ich halte das bald nicht mehr aus! Was ist denn nun mit diesen Seminaren, die du uns angekündigt hast?«
»Ja, meine Lieben«, sagt Edith und drückt hinter ihrem Rücken noch ein paarmal kurz auf den The-Best-for-the-Best- Pumpzerstäuber. »Ich bin stolz, euch den bereits angekündigten neuen Fresh&Clean -Service anbieten zu können: Wochenend-Seminare für Männer! Ihr bekommt die werten Gatten grundüberholt und runderneuert zurück.«
»Ja, ja, ja«, sagt Hanna, »das hast du uns schon erzählt.«
»Aber das habt ihr noch nicht gesehen«, lächelt Edith und zieht ein paar aufwendig gestaltete Hochglanzprospekte aus ihrer Tasche. Von der Titelseite lächeln Tom Cruise, Ben Affleck und Richard Gere.
»Was – die haben das mitgemacht?«, fragt Tina ungläubig.
»In den USA ist das Programm seit letztem Jahr der Renner«, lächelt sie. »Das machen da alle. Und ich kann euch sagen: Damit ist noch jeder glücklich geworden. Auch die Männer fühlen sich jetzt viel besser.« Sie zieht schnell einen Stapel Bestellzettel und eine Hand voll Fresh&Clean -Kugelschreiber aus der Tasche. »Ich kann gerne beim Ausfüllen helfen! Mit wem fangen wir an? Hanna, bei dir scheint es mir am dringendsten zu sein.«
Hanna greift nach den Unterlagen wie eine Ertrinkende nach dem rettenden Seil. Das Bestellformular ist dieser ungewöhnlichen Belastung nicht gewachsen und zerreißt, Edith reicht ihr sofort ein neues. Die anderen nehmen auch eins.
»Aber wie kriegen wir unsere Männer dazu, wirklich an diesen Seminaren teilzunehmen?«, wirft Tina ein. »Das machen die doch nie, wenn die merken, dass das unsere Idee ist.«
»Darüber macht euch mal keine Sorgen. Wir haben geschulte Mitarbeiterinnen, die kümmern sich um alles. Die Männer werden abgeholt, versorgt und nach Ende des Seminars zurückgebracht. Lieferung erfolgt frei Haus. Ihr müsst euch um nichts weiter kümmern. Bitte hier unterschreiben!« Edith tippt auf Hannas Formular. Sie unterschreibt.
»Das klingt ja sehr durchdacht«, findet Tina und klickt ein wenig mit dem Kugelschreiber herum. »Und wie viel kostet so ein Seminar.«
»Wie viel wäre es euch denn wert, einen wunderbaren Mann zu bekommen? Einen, der euch Komplimente macht, der euch verehrt und begehrt und auch noch im Haushalt hilft?«
»Öhmmm«, macht Hanna. »Keine Ahnung ...«
»Na ja, schon einiges«, überlegt Tina.
»Genau!«, sagt Edith. »Eigentlich ist das ein Service, der mit Geld nicht zu bezahlen ist! Aber da wir das nun mal anbieten, sollte man auch nicht am falschen Ende sparen. Ihr müsst bedenken, was da geboten wird!« Edith weiß, dass sie diese Seminare nicht gratis verteilen darf, denn sonst würden die Kundinnen denken, sie seien nichts wert und vielleicht einen Rückzieher machen. Zu teuer dürfen sie aber auch nicht sein, sonst schreckt der Preis ab. »Und die Erfolgsquote! Hundert Prozent ohne Rückfälle! Garantiert! Inklusive Unterkunft und Verpflegung. Das alles nur für zweihundertneunundvierzig Euro. Und ihr werdet danach ein neues Leben führen. Ihr werdet wieder glücklich!«
»Ja, ich mach's!«, ruft Hanna entschlossen und klickt mit dem Kuli. Sie hat völlig vergessen, dass sie schon unterschrieben hat.
»Ich auch!«, setzen Tina und Petra wie ein Echo hinterher.
Und ich bin auch dabei, wäre Marlies fast über die Lippen gekommen. Aber auch nur fast. Schließlich gibt es niemanden, den sie auf das Seminar schicken könnte. Aber irgendwie scheint der Gruppenzwang sie anzustecken. Oder der Kaufrausch. Oder was auch immer.
Nachdem Edith die unterschriebenen Formulare eingesammelt hat, wendet sie sich an Marlies. »Für dich habe ich etwas ganz Besonderes: Das Programm The new me! Das ist ein komplettes Make-over, du wirst danach richtig
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