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Frischluftkur: Roman (German Edition)

Frischluftkur: Roman (German Edition)

Titel: Frischluftkur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Rick
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ins Gesicht fällt und den er immer so cool zurückpustet ... »Er hat ja leider so gar keine Ähnlichkeit mit Marylin Manson«, bedauert Helga ein wenig. »Aber ansonsten hat er alles, was ein Mann braucht.«
    »Und das wäre?«, fragt Christiane.
    »Na ja, er sieht gut aus, er ist cool, er bewegt sich einfach hinreißend, er hat schöne Hände, er ...«
    Christiane unterbricht sie: »Aber du hast noch nie mit ihm geredet.«
    Immer muss sie gleich die schwachen Stellen aufdecken. »Das wird sich heute Abend ändern!«, behauptet Helga. Das ist zumindest der Plan. Bislang hat sich einfach noch keine Gelegenheit ergeben. Man redet nicht einfach so mit Ritschie! Dafür ist er einfach zu ... hmmm ... abgehoben. Auf dem Schulhof steht er meist alleine und sieht aus, als hätte er verdammt schlechte Laune. Das findet Helga faszinierend. Er wirkt, als käme er aus einer anderen Welt. Aus einer Welt, die Helga gerne entdecken würde. Vielleicht von einem anderen Stern? Instinktiv weiß sie: Er ist der Mann, der sie verstehen wird. Aber vielleicht bildet sie sich das auch nur ein.
    »Und wie ist das mit dir und Marco?«
    »Wir haben sogar schon mal telefoniert. Er hat mir gesagt, dass er heute in den Schädel geht. Und das Ritschie auch da sein wird, das habe ich ihn nämlich gefragt«, pariert Christiane.
    »Wie auffällig!«, stöhnt Helga. Hoffentlich plaudert Marco das nicht an Ritschie weiter. Helga will ja nicht völlig uncool dastehen.
    »Wieso, ist doch total praktisch: So wissen wir jedenfalls, dass wir beide dort treffen.« Christiane denkt pragmatisch.
    »Aber wo sollten sie auch sonst hingehen? Es ist Samstag, da fahren doch sowieso alle in den Schädel.«
    »Da hast du auch wieder Recht. Egal, Hauptsache, ich sehe Marco. Ach, Marco, Gott meiner einsamen Nächte, meiner wirren Träume ...«
    »Ritschie, Hauptrolle in meinen wildesten Fantasien«, ergänzt Helga.
    »Du gehst aber ran«, sagt Christiane.
    »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, antwortet Helga. »Heute ist er fällig!«
    Eigentlich ist Helga schüchtern. Das weiß sie, das weiß auch Christiane. Die fragt deshalb: »Und – wie willst du das machen?«
    »Hmm, na ja ...« So genau hat sich Helga das noch nicht überlegt. Sie hat zwar ein paar Flirtstrategien im Internet nachgelesen, aber die kamen für sie alle nicht in Frage. Bitten Sie Ihr Flirt-Objekt um Feuer , stand da. Blöder Tipp, wenn man nicht raucht. Was soll man denn dann sagen, wenn der einem wirklich ein brennendes Feuerzeug unter die Nase hält? Das stand da natürlich nicht. Außerdem kam Helga die ganze Masche reichlich abgenutzt vor. Sie selbst hat vorsichtshalber allerdings ein Feuerzeug eingesteckt, könnte ja sein, dass Ritschie sie fragt.
    »Du könntest ihm einen Drink auf seine Hose kippen«, schlägt Christiane vor. »Vielleicht zieht er die dann aus ...« Sie kichert albern.
    »Nein, ich habe ihm eine CD gebrannt. Die werde ich ihm geben«, sagt Helga, in der Hoffnung, dass sie im richtigen Moment dann auch den Mut dazu aufbringen wird.
    Am Straßenrand kommt ihnen eine Person entgegen. Ein Mann mit einem Kanister in der Hand. »Huch, wer ist das denn?«, fragt Christiane.
    »Zitterkalle«, antwortet Helga. »Wahrscheinlich ist ihm mal wieder unterwegs der Sprit ausgegangen.«
    »Sollen wir anhalten?«
    »Nee, bloß nicht. Entweder ist er nüchtern, dann steigt er sowieso nicht ein, oder er ist betrunken, und dann müssen wir uns ewig irgendwelche Abenteuergeschichten anhören. Außerdem will er doch in die andere Richtung.«
    »Stimmt auch wieder.« Christiane fährt weiter. Eine alte Eiche steht am Rand der schmalen Fahrbahn, ein paar Meter dahinter, schräg Richtung Graben abgesenkt, Zitterkalles im Moment nicht fahrbereiter Untersatz.
    »Korrekt geparkt kann man das ja nicht gerade nennen«, bemerkt Christiane und fährt einen Bogen um den rostigen Trecker. Die Abendsonne leuchtet dahinter rosarot über die weiten Salatfelder.
    »Wie kitschig das aussieht«, beschwert sich Helga. »Das Leben ist doch keine Postkarte!«
    »Das sagst du nur, weil du nie eine Briefmarke hast«, kontert Christiane.
    In ein paar Kilometern Entfernung blinkt eine Neon-Palme abwechselnd pink und giftgrün. Das Markenzeichen des Schädels, der ja eigentlich Paradise Island heißt, wirkt ein wenig exotisch zwischen den dichten Eichenkronen, die es umgeben. Daneben liegt, still und friedlich, der Massivhauspark mit seinen Musterhäusern – besser gesagt: das, was nach dem Brand im vergangenen

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