Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frischluftkur: Roman (German Edition)

Frischluftkur: Roman (German Edition)

Titel: Frischluftkur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Rick
Vom Netzwerk:
machen immer noch mit uns, was sie wollen. Und was unsere Männer treiben – keine Ahnung. Dabei hat Edith schon angerufen und wollte Details wissen, denn die neuen Seminare gehen jetzt los, und die müssen doch individuell abgestimmt werden.«
    »Seht ihr!«, sagt Hanna. Sie verschweigt, dass Heinz, der ja das Männerumerziehungsprogramm schon durchlaufen hat, ihr langsam etwas sonderbar vorkommt.
    »Paul hat mir Ohrringe geschenkt.« Tina hält ihre Haare hoch.
    »Wow!«, sagen die anderen. Von Tinas Ohrläppchen ergießen sich funkelnde Wasserfälle in Richtung Schultern.
    »Echte Brillanten?«, staunt Petra.
    »Echter Fake!« zischt Tina böse. »Hier, guckt mal.« Sie nimmt einen der Ohrringe ab und fängt an, damit über den Glastisch zu kratzen. Das macht ein unangenehmes Geräusch, bis Hanna Tinas Hand festhält.
    »Was fällt dir ein ...«, ruft Hanna. Es ist zwar nicht ihr Tisch, sondern der von Tina, aber so etwas kann sie trotzdem nicht haben.
    »Nichts passiert«, beruhigt Tina sie. »Die sind nicht echt.« Und tatsächlich: Auf dem Tisch liegen lauter kleine Brösel, aber die Tischplatte scheint noch intakt zu sein.
    Hanna zückt einen Putzlappen. Schmutz und Unglück, Dreck und Unfälle – das ist für sie alles dasselbe. Das darf nicht sein, das muss entfernt werden, schnell und gründlich. »Also: Her mit den Kameras! Wir werden die Operation Frischluftkur professioneller aufziehen.«
    Eine halbe Stunde später sitzen sie vor den Koffern, die sie schnell von zuhause geholt haben. Marlies ist ein wenig enttäuscht. Sie hatte den Inhalt viel eindrucksvoller, militaristischer, gefährlich wirkender in Erinnerung.
    Hanna nimmt sich die Gebrauchsanleitung vor. »Warnhinweise«, liest sie. »Nichtbeachtung kann zu tödlichen Schäden führen.«
    »Tödlich für wen?«, fragt Tina.
    »Nur mit einem trockenen Tuch abwischen«, liest Hanna und wischt die Kameras schon mal mit einem trockenen Tuch ab.
    »Das ist alles?«, fragt Petra.
    »Nee, hier steht noch ganz viel. Aber das klingt so kompliziert.«
    »Ach, Quatsch«, sagt Tina, »schwieriger als ein Vibrator sind die bestimmt auch nicht zu bedienen. Gib mal her!« Sie nimmt sich eine der kleinen, glubschäugigen Kameras, fummelt ein wenig daran herum, guckt noch mal kurz in die Anleitung, klappt den von Edith mitgelieferten Laptop auf, murmelt etwas von »Überkopfmontage nicht möglich«, legt eine Batterie in die Fernbedienung und sagt: »Ich hab's!«
    »Toll!«, sagt Petra bewundernd.
    »Du hast einen Vibrator?«, fragt Hanna.
    »Ist doch jetzt egal«, meldet sich Marlies zu Wort. »Zeig mal, wie die Kamera funktioniert!«
    Tina klickt wie Edith auf dem Laptop herum. Ein Bild baut sich auf: Es ist Marlies, auf die Tina die Kamera gerichtet hat. »Na also, geht doch!«
    »Und wo sollen die Kameras hin?«, fragt Petra.
    »Gute Frage«, sagt Tina. »Wenn ich wüsste, wo Paul fremdgeht, wäre ich ja schon ein gutes Stück weiter.«
    »Am besten überall«, schlägt Hanna vor.
    »Und in allen Schlafzimmern!«, fordert Tina.
    »Na ja«, bemerkt Petra, »wir haben nur, lass mal sehen, zwei, vier, acht Kameras.«
    »Pro Koffer«, sagt Marlies.
    »Okay, dann an allen zentralen Verkehrsknotenpunkten und auf dem Parkplatz vom Schädel«, sagt Hanna.
    »Und was machen wir mit den Mikrofonen? Wie ein Auto klingt, das weiß ich«, sagt Tina.
    »Ist doch ganz einfach: Wo erfährt man denn, was im Dorf los ist?«, fragt Hanna und liefert gleich die Antwort: »Im Salon von Monique. Und vielleicht noch in Knurres Kramerlädchen.«
    Marlies schüttelt sich bei dem Gedanken, bei der Arbeit gefilmt zu werden.
    »Ja, genau, in Moniques Salon! Und bei Knurres!«, stimmt Tina zu. »Und in der Sparkasse! Es ist immer gut, zu wissen, was die Leute so auf ihrem Konto haben.«
    »Und da marschieren wir einfach so rein, schrauben eine Kamera unter die Decke und gehen wieder?« Petra guckt skeptisch.
    »Nein, ein wenig unauffälliger sollten wir das schon machen«, antwortet Hanna.
    Die Montage der Außenkameras verläuft ohne Probleme und fast frei von Zwischenfällen. Einmal kommt eine der älteren Landfrauen aus dem Häkelkränzchen mit ihrem Hackenporsche vorbei. Damit hatten Marlies und ihre Freundinnen nicht gerechnet, denn es ist kurz vor Mitternacht.
    »Ja ja, die moderne Handytechnik«, sagt die ältere Landfrau, als sie sieht, dass die jüngeren mit einer Leiter an einem Laternenpfahl zugange sind. »Haben Sie keine Angst vor Elektrosmog?«
    »Nööö«, antworten Tina,

Weitere Kostenlose Bücher