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Frischluftkur: Roman (German Edition)

Frischluftkur: Roman (German Edition)

Titel: Frischluftkur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Rick
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Petra und Hanna, Marlies schüttelt nur den Kopf.
    »Meint ihr, die hat was gemerkt?«, fragt Tina, nachdem die ältere Dame wieder weg ist.
    »Ach, was soll die denn gemerkt haben?«, fragt Petra. »Wir waren doch ganz unauffällig. Außerdem war das eine alte Dame. Das ist doch die Freundin von Elsbeth Merkens, oder? Wahrscheinlich ist die schon senil und denkt, sie könne jetzt noch irgendwo Strickwolle kaufen.«
    Die Kamera in Knurres Laden einzuschleusen ist leicht. Marlies wird dazu verdonnert, sie beim nächsten Regaleinräumen einfach mit wegzupacken. Als sie an der Fleischtheke aushelfen muss, ergibt sich eine gute Gelegenheit, Kamera und Mikrofon in einer Deko-Blutwurst zu verstecken. Sie ist froh, dass sie direkt danach ihren freien Nachmittag hat.
    In Moniques Salon sind gerade Ayurveda-Wochen. »Die dreitausendfünfhundert Jahre alte Heilkunst jetzt auch hier im Dorf. Monique bietet wirklich immer die allerneuesten Trends an«, spöttelt Tina.
    Harmonie-Behandlung, ca. 30 Minuten, 45 Euro , steht auf dem Schild. Es gibt auch die Tiefenentspannung, ca. 45 Minuten, 60 Euro.
    »Boah, ist das teuer«, sagt Hanna. »Dafür bekommt man ja das komplette Fresh&Clean-Wonderclean -Extrapaket mit Mikrofasertüchern in drei Sondergrößen.«
    »Aber das hast du schon. Doppelt sogar«, grinst Petra. »Ein wenig Entspannung täte uns allen ganz gut.«
    »Wenn Monique an mir rummacht, kann ich mich bestimmt nicht entspannen«, sagt Tina.
    »Aber eine muss jetzt einen Termin ausmachen. Wenigstens zum Schein. Damit wir einen Grund haben, da reinzugehen und die Kamera zu montieren«, stellt Petra fest. Marlies guckt zu Boden, Tina zeigt auf ihre Tasche, was so viel bedeutet wie: Ich muss die Kamera installieren, den Termin macht bitte schön eine von euch. Hanna fährt mit dem Finger am Rahmen des Schaufensters entlang, der natürlich nicht einwandfrei geputzt ist.
    »Okay, ich mach's«, sagt Petra. »Aber ihr kommt mit!«
    Nacheinander betreten sie den Salon. Die polyphone Türglocke macht »Ohmmmmmm«. Die Luft ist so intensiv von einem Duft erfüllt, dass man meint, sie sei kurz vorm Gelieren. Monique kommt ihnen in einem Bauchtanz-Kostüm entgegen.
    »Ich finde das ein wenig überinterpretiert«, zischt Tina Marlies leise zu. Monique bekommt das zum Glück nicht mit, weil an ihrem prachtvoll verzierten BH viele kleine Glöckchen erstaunlich laut bimmeln.
    »Meine Lieben!«, ruft Monique, »schön, dass ihr da seid! Was kann ich für euch tun? Wie ihr vielleicht gehört habt, haben wir hier gerade Ayurveda-Wochen. Ich kann euch wunderbare Angebote machen, eure Haut wird sich traumhaft anfühlen und die Cellulitis geht auch weg!«
    »Das heißt Cellulite, ist ja schließlich keine Krankheit«, korrigiert Tina. Das hat Monique, die einen Augenblick still stand, gehört.
    »Kommt darauf an, ob man es hat oder nicht«, stichelt sie zurück, reißt sich dann aber sofort wieder zusammen, sie will ja ihre Kundschaft nicht vergraulen. Die Ayurveda-Wochen laufen noch nicht so gut, wie sie sich das erhofft hat. Ihre treue Gefolgschaft aus dem Ideenkreis Junger Landfrauen hat bislang eher zögerlich reagiert, noch zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an das Brazilian-Waxing-Special.
    »Ja, das hätte ich gerne«, sagt Petra mutig.
    »Was, Cellulitis?«, fragt Monique verwirrt.
    »Cellulite«, ätzt Tina.
    »Nein, natürlich nicht!« ruft Petra leicht verwirrt.
    »Ayurveda«, rettet Hanna die Situation. »Wir hätten gerne Ayurveda.«
    »Alle?«, fragt Monique. »Ich kann euch da die Harmonie-Behandlung anbieten, mit Stirnguss. Zuerst muss ich aber euer Dosha bestimmen.« Sie will nach Marlies' Handgelenk greifen, aber die ist schneller und versteckt ihre Arme auf dem Rücken.
    »Ähem ... Ich wollte eigentlich nur einen Termin ausmachen«, sagt Petra.
    Tina sieht sich inzwischen im Salon um. Es gibt einen mit Mosaikfliesen beklebten Empfangstresen, zur Linken einen Wartebereich mit den üblichen Lesezirkel-Heftchen und einer bodennahen Sitzgruppe. Im rechten Teil des Raumes stehen zwei Frisierstühle vor Spiegeln, drumherum Trockenhauben und zwei Waschbecken zum Haarewaschen. Vom hinteren Teil des Raumes ist ein Bereich mit Sichtschutzwänden aus Bast aus dem Baumarkt und einem schillernden Plastikperlenvorhang abgetrennt.
    »Da habt ihr aber Glück!«, jubelt Monique. »Es ist gerade ein Termin frei geworden! Ihr könnt gleich dableiben! Dann mache ich euch auch noch eine Synchronmassage.«
    »Eigentlich wollte nur ich ...«,

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