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Frischluftkur: Roman (German Edition)

Frischluftkur: Roman (German Edition)

Titel: Frischluftkur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Rick
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ein paar hundert Jahre alt.
    ***
    Helga hört das Krachen des Wagens, das Knirschen der Scheiben. Ihr fällt auf, dass das weniger laut und spektakulär klingt als die Unfälle im Fernsehen. Sie rappelt sich aus dem Graben wieder hoch und rennt zur Eiche, zum Wagen. Zu dem, was davon übrig geblieben ist. Viel ist es nicht.
    Dann hört sie die Musik.
    »To die by your side is such a heavenly way to die«, singt Morrissey. Ihr Lieblingslied. »There is a light and it never goes out ...«
    Oh Gott, was mache ich bloß? Helga ist starr vor Schreck und Angst. Aus dem Wrack dringt, ein wenig leiser als die Musik, ein Stöhnen.
    »Ritschie!«, schreit Helga außer sich. Dann fällt ihr ein, dass sie Hilfe holen muss. Wo ist bloß ihr Telefon? Wie war noch die Notrufnummer? In ihrer Verwirrung drückt sie einfach eine Taste. Ihre Mutter meldet sich, sie muss aus Versehen die Nummer ihrer Eltern gewählt haben. »Mama!«, würgt Helga schwach ins Telefon. »Ein Unfall!« Dann fällt sie in Ohnmacht.
    ***
    Vielleicht hätte ich doch das kleine Höllenmädchen nach Hause fahren sollen , denkt Ritschie, bevor sich die Welt um ihn herum verabschiedet.
    ***
    Als Helga aufwacht, ist alles um sie herum dunkel. Ganz still. Und ... weich und kuschelig. Sie braucht einen Moment, bis sie begreift, dass sie in ihrem Bett liegt. Ritschie , denkt sie. Und: Er hat meine CD gehört!
    Dann fällt ihr ein, was passiert ist. Sie knipst die Nachttischlampe neben ihrem Bett an. There is a light and it never goes out. Sie sieht wieder den einen Scheinwerfer des BMWs vor sich, der die Eiche von unten beleuchtet.
    Ein paar Wochen später legt Helga einen Strauß mit selbst gepflückten Kornblumen neben das kleine Holzkreuz, dass jemand aus zwei Kanthölzern zusammengenagelt und am Straßenrand vor der Eiche aufgestellt hat. Zitterkalle hat seinen Trecker längst abgeholt, die Rinde des Baumes ist ein wenig abgeschabt.
    So hat sich Helga ihre erste große Liebe nicht vorgestellt.

6. Kapitel:
Technischer Fortschritt
    Donnerstag, 9. Juni
    »Wir hätten das verhindern müssen!«, sagt Hanna. Seit ein paar Tagen flattern ihre Nerven, selbst beim Fensterputzen findet sie keine innere Ruhe. Deshalb hat sie eine Krisensitzung einberufen. Sie trifft sich mit Marlies und Petra bei Tina.
    »Wir waren sogar da! Warum haben wir denn nichts gemerkt? Das ist schlimm, schlimm, schlimm!« Erst am übernächsten Tag haben die Damen von diesem schrecklichen Unfall erfahren.
    »Er war noch so jung«, sagt Petra, »gerade erst neunzehn.«
    »Schade um den hübschen Jungen«, sagt Tina. Hanna wirft ihr einen bösen Blick zu. »So habe ich das nicht gemeint ... Aber was soll man denn machen? Wir sind doch keine Babysitter.«
    Marlies muss an Roccos Raupenbahnsturz denken und wird ganz melancholisch. Sie weiß, dass das jetzt überhaupt nicht hierher gehört, kann aber ihre Gedanken nicht wieder einfangen. Dann denkt sie an das Mädchen, von dem ihr Oma Ellerbrock erzählt hat. Wie unglücklich diese Helga jetzt sein muss. Ihr Hals wird eng.
    »Ich ... ich will das nicht. Ich kann das nicht dulden!«, erklärt Hanna. Ihre Welt muss sauber und ordentlich sein, deshalb putzt sie auch so viel. Dieser Unfall, der Tod eines jungen Menschen, ist für Hanna wie ein Fleck auf ihrem Weltbild. Am liebsten möchte sie alles Unheil einfach wegschrubben. Dass das nicht geht, hat sie inzwischen begriffen. Deshalb sucht sie nun nach einem anderen Weg. »Wenn wir ein bisschen aufmerksamer gewesen wären, wäre das alles nicht passiert«, behauptet sie.
    »Wie denn?«, fragt Tina. »Wir haben doch Monique beschattet. Und wir können schließlich nicht überall sein.«
    »Vielleicht können wir das doch«, sagt Hanna.
    »Wie das?«, fragen die anderen.
    »Mit der Ausrüstung, die uns Edith mitgegeben hat. Wenn wir überall Kameras aufstellen, entgeht uns nichts mehr. Warum haben wir das nicht schon viel früher gemacht? Wir hätten alles überwachen können, den Parkplatz zum Beispiel, und so verhindern können, dass dieser Junge betrunken ins Auto steigt.«
    »Hätten wir das?«, fragt Petra.
    »Wir hätten zumindest eine Chance gehabt. Das wäre eine wichtige Mission der Operation Frischluftkur gewesen. Wir hätten helfen können!«
    Marlies nickt stumm.
    »Vielleicht hast du Recht«, sagt Petra nachdenklich. »Die Operation Frischluftkur dümpelt doch irgendwie vor sich hin. Mit unseren herkömmlichen, laienhaften Methoden finden wir nicht so richtig was raus. Monique und die anderen

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