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Frischluftkur: Roman (German Edition)

Frischluftkur: Roman (German Edition)

Titel: Frischluftkur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Rick
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ganz gut, dass du dich mit so etwas nicht plagen musst. Du kommst ja so gut allein zurecht.« Das eigene Glück ist bekanntlich erst dann vollkommen, wenn man es einem weniger glücklichen Menschen vor die Nase halten kann.
    Wilma lächelt gequält.
    Als Marlies später an diesem Abend nach Hause kommt, blinkt ihr Anrufbeantworter. Früher hat sie ihn nur ungern abgehört. Meistens war es bloß Monique oder eine Frau ihres Hofstaates, die sie irgendwohin befahl. Doch jetzt ist sie neugierig. Manchmal kommt es vor, dass Tina noch spät anruft, weil sich vor den Überwachungskameras etwas tut, das sie nicht allein verfolgen will.
    Die erste Nachricht ist von Edith. »Ich hoffe, du hast die Unterlagen bekommen«, säuselt sie. »Ruf mich doch zurück, damit wir endlich den Termin für dein Seminar ausmachen können.« Marlies kraust die Stirn und drückt auf die Löschen -Taste.
    Die nächste Nachricht ist deutlich interessanter. »Ein paar Produzenten interessieren sich für die Filmrechte Ihres Buches«, hört sie die dunkle Stimme der Verlagsdame. »Wären Ihnen fünfzigtausend Euro recht?«
    Wie, denkt Marlies, da will jemand fünfzigtausend Euro dafür bezahlen, Die Steckrübe verfilmen zu dürfen?
    »Kann das sein?«, fragt sie Evelyn am nächsten Tag vor dem Jogurtregal.
    »Klar«, meint ihre Kollegin.
    »Und was mache ich jetzt?«
    »Sag ihnen: das Doppelte. Alter Agenten-Trick.«
    »Wie? Eine James-Bond-Weisheit?«, wundert sich Marlies.
    »Nee«, antwortet Evelyn. »Das weiß ich von einem Literaturagenten, mit dem ich mal was hatte. Aber schreib das nicht!«
    »Würde ich nie tun«, verspricht Marlies und wundert sich ein wenig darüber, was Evelyn ihr zutraut. Dann macht sie sich heimlich eine kleine Notiz in ihr kariertes DIN-A 5-Heftchen.
    ***
    »Das Doppelte«, fordert Marlies in der Mittagspause bei der Frau vom Verlag.
    »Hmm«, sagt diese. Und dann: »Ich rufe zurück.«
    Am Abend erfährt Marlies von ihr: »Ich habe sportlich verhandelt. Fünfundsiebzigtausend. Mehr ist nicht drin. Die wollen übrigens an den Originalschauplätzen drehen.«
    »Ähh ... was heißt das?«, will Marlies wissen.
    »Die kommen zu Ihnen ins Dorf. Aber machen Sie sich keine Sorgen, Ihre Anonymität wird natürlich gewahrt.«
    Marlies ist baff. Fünfundsiebzigtausend Euro – wie viel ist das überhaupt? Normalerweise denkt sie in Summen wie neunundfünfzig Cent oder vierzehn neunundneunzig, wenn sie bei Knurre Waren auszeichnet. Auf ihrem Girokonto sind neunhundertneunundvierzig Euro.
    Beim Abendessen mit ihren Eltern – es gibt Schwarzbrot mit Mettwurst oder Schmalz, die Brotscheiben sind allerdings rationiert – hat Marlies das Gefühl, auf dem Flachbildschirm auf ihrer Stirn würde die Zahl fünfundsiebzigtausend leuchten, so groß wie der Spielstand auf einer Stadionanzeige. Sie schüttelt ihre Haare ein wenig ins Gesicht.
    »Kind, du musst dir mal wieder den Pony schneiden!«, mahnt ihre Mutter. »Nimm dir ein Beispiel an dieser Monique. Die sieht immer so flott aus!«
    »Die ist ja auch Friseuse«, sagt Marlies, wohl wissend, dass es heutzutage Friseurin heißt.
    »Das ist doch nichts Schlimmes!«, erwidert die Mutter, als hätte Marlies Trickbetrügerin oder Pornostar gesagt. Dann wechselt sie das Thema, kommt nahtlos auf die ebenso nahtlosen Unterwäschesets zu sprechen, die es bei Aldi im Angebot gibt. »Drei Sets für sieben Euro neunundvierzig. In modischen Dessins«, preist sie die Ware an. »Das ist doch das Richtige für junge Mädchen wie dich.« In ihren Augen ist Marlies höchstens zwölf.
    Sieben Euro neunundvierzig , denkt Marlies, machen wir mal siebenfünfzig daraus. Ich könnte mir also für meine fünfundsiebzig-tausend Euro insgesamt zehntausend Unterwäschesets kaufen. Nahtlos. Und hätte sogar noch Geld über.
    Wow!
    Marlies ist beeindruckt. Dann fällt ihr ein, dass ihr Unterwäschefach im Kleiderschrank eigentlich schon voll ist. Ein paar verfärbte BHs und ausgeleierte Slips könnte sie vielleicht aussortieren, aber auch damit wäre kein Platz für zehntausend neue Sets gewonnen.
    Wie wäre es , durchzuckt Marlies plötzlich dieser ganz verwegene Gedanke, wenn ich mir nichts Praktisches, sondern etwas Luxuriöses kaufen würde? Teuren Käse zum Beispiel. Sie beißt leicht angewidert von ihrem Mettwurstbrot ab. So richtig teuren Käse, am Stück und mit Edelschimmel oder Asche drumherum, hundert Jahre in geheimen französischen Höhlen gereift. Solchen Käse gibt es bei Knurres. Aber wenn sie

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