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Friss oder stirb

Friss oder stirb

Titel: Friss oder stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G. Arvay
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und picken den Boden auf, vernichten die Grasnarbe und verwandeln selbst die dichtesten Wiesen in karge Flächen. Ein paar Meter rund um die großen Stallgebäude der Eierwirtschaft – konventionell und biologisch – befindet sich der Boden stets in diesem Zustand und zeugt davon, wie verschwindend klein diese von den Hennen genutzte Fläche in Wirklichkeit ist. Der allergrößte Teil der Tiere befindet sich zu jeder Zeit im Stall. Dies lässt sich durch unzählige Fotos und Videoaufnahmen, die ich im Rahmen meiner Reise gemacht habe, mannigfaltig belegen. Dennoch werden die Lebensmittelkonzerne und Eier-Lobbyisten das Auslaufproblem auch in Zukunft leugnen. Man wird uns in der Werbung und in angeblichen „Informationsbeiträgen“ weiterhin nur ausgewählte Ausschnitte des Produktionsalltags zeigen, die das trügerische Bild des glücklichen Freilandhuhns oder Bio-Huhns aufrechterhalten sollen. Um dieser Irreführung einen handfesten Riegel vorzuschieben, packe ich jetzt meinen Joker aus:
    Fürstenhof-Geschäftsführer Friedrich Behrens – der Mann, dem es nicht gefiel, dass ich eine der Stallungen des Fürstenhofes von außen fotografieren wollte – gab 2010 eine Geruchs- und Immissionsprognose in Auftrag, um den Umbau eines alten Rinderstalls zu einer Bio-Legehennenanlage mit 36.400 Tieren in Groß Köris in Brandenburg, etwa 30 Kilometer südlich von Berlin, durchzusetzen. Die Anrainer hatten Bedenken gegen den Bau der Bio-Tierfabrik angemeldet. Das Gutachten wurde vom technischen Umweltbüro ECOCERT erstellt. Die Menschen aus der Umgebung sollten vor allem in Bezug auf die Geruchs- und Lärmbelästigung der geplanten Anlage beruhigt werden. Unter Punkt 6.1.2. des Gutachtens auf Seite 16 ist zu lesen:
    „Untersuchungen der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft an Legehennenanlagen mit Freilandhaltung sowie verschiedene vorangegangene Studien belegen, dass der Auslauf im Wesentlichen im Nahbereich des Stalls genutzt wird und nur wenige Tiere die entfernt liegenden Bereiche des Auslaufs nutzen.“ [6]
    Diese Aussage hat offenbar den Sinn, den Bedenken der Anlieger wegen Gestank, Lärm und Kontamination der Umwelt durch die Hühnerherde entgegenzuwirken. In Bezug auf das Wohlbefinden der Tiere vermag dieser Befund jedoch wenig Beruhigung zu verschaffen.

    In dem Gutachten wird auch festgehalten, dass sich bei solchen Stallungen im Mittel nur zehn Prozent der Hennen im Freiland aufhalten. Das bedeutet, in jeder einzelnen Stalleinheit befinden sich stets etwa 2.700 von 3.000 Tieren im Inneren des Stalls.

    Mit diesem Gutachten ist es amtlich: Das Auslaufproblem existiert, auch wenn es von den Begutachtern und Betreibern offenbar nicht als Problem gesehen wird. Da sich also zu jeder Zeit fast alle Tiere drinnen aufhalten, sind die Lebensumstände im Inneren des Stalls von größter Bedeutung, um die Situation der Tiere zu bewerten. In der Werbung und in „Informationsbeiträgen“ von Industrie und Handel wird den Konsumenten jedoch genau dieser bedeutungsvolle Blick in den Stall verwehrt.
    Die Bio-Managerinnen und Bio-Manager aus dem Umfeld der Supermärkte und Discounter sind sich des Auslaufproblems in der Freiland- und Bio-Hühnerhaltung durchaus bewusst, wie unter anderem aus einem offiziellen PR-Video der Bio-Marke Zurück Zum Ursprung von HOFER (ALDI SÜD in Österreich) hervorgeht [7] . In diesem Werbefilm sagt Werner Lampert, der Sprecher der Marke, über den Auslauf „seiner“ Bio-Hennen Folgendes: „Aber ,zehn Quadratmeter‘ ist natürlich eine Nullaussage, denn kein Huhn nimmt die zehn Quadratmeter an, wenn nicht nach oben Schutz ist. Die Hühner sind so determiniert, dass die Gefahr von oben, von den Raubvögeln kommt, und trauen sich nur hinaus, wenn Bäume da sind, wenn es Büsche gibt, wenn es Schutz zum Himmel hinauf gibt.“
    So weit, so gut. Damit hat er natürlich recht und trifft den Nagel auf den Kopf. Doch der weitere Verlauf des offiziellen Werbefilms überraschte mich. Der Zuseherin und dem Zuseher klingen die Worte noch in den Ohren: Kein Tier nimmt den Auslauf an, wenn es nicht ausreichend Schutz nach oben vorfindet. Im selben PR-Video wird dann eine Auslauffläche auf einem Betrieb gezeigt, wo für Zurück Zum Ursprung produziert wird. Und – man glaubt es kaum – zu sehen ist ein endlos erscheinender Rasen, auf dem weit und breit kein einziger Busch wächst, von ausreichenden Deckungsstrukturen ganz zu schweigen. Das ist schon beachtlich und entlarvend. Die Fläche ist

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