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Friss oder stirb

Friss oder stirb

Titel: Friss oder stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G. Arvay
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völlig leergefegt. Sie mag groß erscheinen, sie umfasst schließlich zehn Quadratmeter pro Bio-Huhn, was den „strengeren“ Richtlinien von Bio Austria entspricht. Aber es ist eine Nullaussage, wie Österreichs „Bio-Pionier“ Werner Lampert selbst festgestellt hat. Wo sind die Hühner? Selbstverständlich tummeln sie sich nicht, wie wir glauben sollen, glücklich und zufrieden auf der Wiese. Dies belegt auch die schier endlos erscheinende, saftig grüne und unbeschädigte Grasdecke. Wenige Meter um die Auslaufluken des Stallgebäudes herum ist der Boden kahl und nackt. Ein paar Hühner – aus dem oben zitierten Gutachten wissen wir, dass es nicht mehr als zehn Prozent sind – drängen sich in der Nähe des Stalls und im überdachten, sogenannten „Außenscharrraum“.
    90 Prozent befinden sich – wie üblich – im Stall. Wenn also beinahe alle Hennen drinnen sind, wieso bewegt sich die Kamera dann nur im Außenbereich? Wieso werden uns nur Grüppchen von wenigen Hühnern gezeigt, die sich ein paar Meter vor den Stall getraut haben? Man sollte angesichts von Werbung immer die richtigen Fragen stellen. Im Falle dieses Werbevideos von Zurück Zum Ursprung lautet die Kardinalsfrage:

    Weshalb wird uns der Blick ins Innere des Stalls verwehrt, wenn doch der überwiegende Teil der Tiere zu jeder Zeit dort drinnen ist? [ vgl. Abb. 6 ]

    Doch in dem soeben genannten Werbefilm hat man für Zurück Zum Ursprung bereits vorgesorgt und liefert die „Erklärung“ für die leergefegte Auslauffläche gleich mit. Der Werbe-Moderator fragt den Bio-Hennenhalter im Hinblick auf die 2.000 Tiere umfassende gezeigte Stalleinheit: „Zum Thema ,glückliche Hühner‘, circa 100 Hühner sind im Freien und der Rest ist im Stall. Warum gehen die nicht hinaus?“
    „Wie man sieht, sie haben die Möglichkeit, hinauszugehen. Die Öffnungen sind vorhanden. Aber es scheint heute die Sonne und es ist windig und die Hennen bevorzugen es, im Schatten zu bleiben.“
    „Also die Hühner mögen die Sonne nicht so gern.“
    „Nein, eigentlich nicht.“
    [Man beachte: Der Werbefilm wurde im Frühling bei milden Temperaturen gedreht, nicht zu kühl und nicht zu heiß – das ideale Hühnerwetter!]

    „Bio, das weiter geht“ heißt es bei Zurück Zum Ursprung (HOFER/ALDI SÜD in Österreich). Die erste Hälfte ihres Lebens, das sind vier Wochen, verbringen Bio-Masthühner oft zu 35 Stück pro Quadratmeter in sogenannten „Vormastställen“, in denen es nicht einmal die theoretische Möglichkeit eines Auslaufs gibt. [ Abb. 7 ]
    Groß ist schlecht, Klein ist gut?
    Es gibt ein beliebtes „Totschlagargument“, mit dem Sprecherinnen und Sprecher von Lebensmittelkonzernen laufend versuchen, Kritik auszuhebeln. So haben beispielsweise die PR-Mitarbeiterinnen und PR-Mitarbeiter von Ja!Natürlich bei REWE in Österreich nach Erscheinen meines Buches „Der große Bio-Schmäh – Wie uns die Lebensmittelkonzerne an der Nase herumführen“ mehrfach über ihre Online-Kanäle (Website, Facebook) behauptet, meine Kritik sei auf die einfache Formel „Groß ist schlecht, Klein ist gut“ zurückzuführen und daher abzulehnen. Diese Unterstellung mag zwar auf den ersten Blick ein angenehmer Ausweg aus der Argumentationsnot sein, sie trifft aber nicht zu. Ich kenne keinen einzigen Kritiker und keine einzige Kritikerin der Lebensmittelindustrie, mich eingeschlossen, der oder die sich des plumpen Arguments „Groß = schlecht, Klein = gut“ bedient oder sich gar darin erschöpft. Nein, nicht die Größe an sich ist das Problem, sondern die realen Folgen des ökonomischen Wachstumsdenkens, das von Konkurrenz und Vereinnahmung geprägt ist.
    Das Auslaufproblem zum Beispiel resultiert nüchtern betrachtet daraus, dass die Herden – auch bei Bio – zu groß sind, die Besatzdichte im Stall zu hoch und die Tiere daher ihre artgemäßen Verhaltensweisen nicht zur Entfaltung bringen können. Die Auslaufflächen können für so viele Tiere nicht mehr ausreichend strukturiert werden. Die rechnerisch zur Verfügung stehende Freifläche wird – wie es widersprüchlicher Weise ausgerechnet in dem Werbefilm des HOFER-Konzerns von Werner Lampert bemerkt wurde – zur „Nullaussage“. Dafür ist die Größe einer der Gründe , sie allein ist aber nicht das Problem.
    Wer die immer gleichen Hühnerhallen, in denen für den Lebensmittelhandel Tiere gehalten werden – Bodenhaltung, Freilandhaltung, Biohaltung –, von innen gesehen hat, erlebt auf eindringliche Art

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