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Friss oder stirb

Friss oder stirb

Titel: Friss oder stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G. Arvay
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zu beziehen, zum Beispiel vom Bauern. Man bezahlt dann zwar mehr, bekommt aber auch besseres Fleisch aus wirklich artgerechter Tierhaltung. Der Bauer wird darin unterstützt, so zu produzieren, wie es sich die Konsumenten wünschen. Je kürzer die Vermarktungskette, desto mehr des Preises fließt direkt in die Produktion und deren Qualität, es bleibt weniger Geld im Handel stecken.

    Clemens G. Arvay : Welche Möglichkeiten haben wir gesellschaftlich betrachtet als Konsumenten und als Produzenten, die Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit, Regionalität und artgemäße Tierhaltung zu unterstützen?

    Christian Hetzenecker : Wir haben viele Möglichkeiten. Das Wichtigste ist: Anders einkaufen! Wir sollten regionale Produkte kaufen und dabei Bio-Produkte bevorzugen, weil diese wahrscheinlich von besserer Qualität sind. Das Wichtigste dabei ist aber die Regionalität der Ware, die nicht Hunderte oder Tausende von Kilometern hin- und hergekarrt werden soll. Im Supermarkt würde ich eigentlich nicht einkaufen, stattdessen lieber beim Bauern am Hofmarkt oder am Bauernmarkt in den Städten und Ortschaften. Auch Bauernläden, die von verschiedenen Produzenten gemeinsam betrieben werden, halte ich für eine großartige Idee, weil die Konsumenten dort alles unter einem Dach kaufen können und nicht einen Laden nach dem anderen abklappern müssen.
Der Werbung sollten wir ohnedies nicht glauben. Die Kunden sind in der Verpflichtung, sich Gedanken über ihre Ernährung und Einkaufsgewohnheiten zu machen, und nicht einfach ins Geschäft hineinzugehen und zu kaufen. Dann können wir für die Zukunft auch wieder auf Rassegeflügel und Zweinutzungshühner hoffen.

    Clemens G. Arvay : Welchen Vorteil hätten Bauern, wenn sie auf reinerbige Zweinutzungshühner umsteigen würden?

    Christian Hetzenecker : Die Autonomie der Bauern wäre dann höher und sie könnten Einfluss auf den Zuchtverlauf nehmen. Sie könnten selbst entscheiden, mit welchem Futter die Tiere aufwachsen, wie sie gepflegt und behandelt werden. Die Abhängigkeit von der Agrarindustrie hätte endlich ein Ende.

    Clemens G. Arvay : Haben alte Geflügelrassen auch für den Verbraucher einen direkten Vorteil?

    Christian Hetzenecker : Natürlich! Die Konsumenten hätten dann ein Produkt, das unter ethisch vertretbaren Bedingungen produziert wurde und aus artgemäßer Tierhaltung stammt. Außerdem schmecken die Eier und das Fleisch von alten Rassen außerordentlich gut. Das Fleisch ist feinfaseriger und fester, es lagert nicht so viel Wasser ein wie bei den auf schnelle Gewichtszunahme gezüchteten Hybriden und es hat mehr Inhaltsstoffe.

    Herr Hetzenecker hält seine Geflügelherden – so wie Carsten Bauck und Daniel Hobericht – in Einzelställen mit nur wenigen hundert Tieren. Der Arbeitsschwerpunkt des bayerischen Bio-Landwirts liegt aber nicht in der Produktion von Hühnerfleisch und Eiern, sondern in der Zucht und Bereitstellung von Rasseküken.
    Im Sinne der Verbraucherinnen und Verbraucher ist es besonders interessant, die artgemäße Haltung von Geflügel in mobilen Einzelställen mit dem Einsatz von Zweinutzungs- und Rassehühnern zu kombinieren, da die meisten von uns – das unterstelle ich, ohne mit der Wimper zu zucken – dem Wahnsinn der industriellen Kükenvernichtung nicht zustimmen würden. Aber ist diese Kombination überhaupt möglich? Ja, das ist sie:
    In Berlin-Gatow stattete ich den Landwirten des Vierfelderhofes einen Besuch ab. Ich war ganz bequem mit dem Bus in diese landwirtschaftlich geprägte Region am Berliner Stadtrand gefahren und von der Metropole war dort draußen nichts mehr zu spüren. Auf dem Vierfelderhof werden 93 Hektar Land bewirtschaftet, auf denen unter anderem Getreide und Gemüse angebaut werden. Eine Spezialität des Betriebes sind seltene Kartoffelsorten, wie zum Beispiel das Bamberger Hörnchen, der Blaue Schwede und La Ratte. Insgesamt werden auf dem Vierfelderhof jedes Jahr 43 verschiedene Pflanzenkulturen betreut und beerntet, die ausschließlich samenfeste Sorten umfassen, wie es einst einer wichtigen Grundforderung der Bio-Pioniere entsprach. „Wir arbeiten also ohne jegliches Hybridsaatgut“, hielt Christian Heymann, der landwirtschaftliche Leiter des Betriebes, fest. Es verwundert nicht, dass dieser Grundsatz auch in puncto Tiere erfüllt wird: „In der Tierhaltung haben wir vor allem Rassen, die vom Aussterben bedroht sind. Das sind zum Beispiel die Skudden, eine alte ostpreußische Schafrasse, die Thüringer

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