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Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser

Titel: Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Senf
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dankend. Zumindest hatte er Manieren. Ich trank ein Schlückchen. Köstlich. Die Situation war jetzt sehr entspannt. Ich trank noch ein Schlückchen. Das Aroma entwickelte sich jetzt erst richtig.
    »Guter Kaffee«, meinte der Melancholiker. »Äthiopischer Wildkaffee«, sagte ich. Dann kippte ich dem Dicken den heißen Kaffee ins Gesicht. Der schrie auf wie ein Schwein vor der Schlachtung. Ein lautes, quiekendes Schreien. Ich dachte an heiße Metzelsuppe nach einer Schweineschlachtung und an dampfende Blutwurst auf Sauerkraut. Der Dicke ließ vor Schmerzen die Pistole fallen. Ich schnappte sie mir. Der Melancholiker trank mit Genuss seinen Kaffee. Das hörte man. Er schlürfte ihn. Er war ein Kenner. Ich gab dem Dicken ein Geschirrhandtuch. Er wischte wimmernd sein Gesicht ab. Die Haut war brandrot. Bald würde sie pralle Wasserblasen schlagen. Man musste sie aufstechen. Die Haut lappte danach so runter. Sah eklig aus.
    »Ich würde das Gesicht mit der Dusche im Bad kalt abspülen«, sagte ich und zeigte ihm das Bad. Er spülte sein Gesicht ab. Dann hörte ich die Stimme von Claus. Es klingelte.
    »Ja?«, rief ich laut. Die Türe wurde aufgesperrt. Polizisten mit Maschinenpistolen und Gesichtsmasken stürmten in meine Wohnung. »Die beiden«, schrie ich hysterisch. Ich wurde auf den Boden geworfen. Ich hatte die Pistole in der Hand. In meinen Rücken bohrten sich Polizistenknie. Handschellen klickten.
    »Nein, nein«, rief Claus, »das ist der Wohnungsinhaber. Der Überfallene.« Der Dicke kam mit triefenden Haaren und knallrotem Gesicht aus dem Bad. Auch er wurde dingfest gemacht. Ebenso der Melancholiker. Ich wies mich aus und wurde als Wohnungsinhaber identifiziert. Ich berichtete, was vorgefallen war. Wie die beiden sich in meine Wohnung drängten und sie ausräumen wollten. Ich zeigte auf die Koffer. Und wie ich den Schlüssel aus dem Fenster geworfen hatte. Eine Polizistin mit Pferdeschwanz schaute raus. »Da unten liegen die Schlüssel«, sagte sie. Die Polizei nahm meine Aussagen auf. Die beiden Eindringlinge verweigerten jede Aussage. Sie hatten auch keine Papiere bei sich.
    »Wir werden alles aufklären«, sagte der Dicke. Sie wurden in Handschellen abgeführt.
    »Sie hören von uns«, sagte ein Polizist. Die Polizistin lächelte freundlich. »Entschuldigen Sie die Verwechslung.«
    »Kann doch jedem passieren.«
    »Anzeige können Sie in der Bismarckstraße erstatten.«
    »Dann bis bald.«
    Claus war konsterniert.
    »Du machst ja Sachen.«
    »Na, Mensch, ich mache die Türe auf, und da stehen diese Kerle vor der Tür. Am helllichten Tag! Ich dachte an Frau Kling!«
    »Was wollten die denn von dir?«
    »Mensch, Claus, klauen!«
    Jetzt habe ich ein paar Feinde mehr, dachte ich, als wir zu Claus in den Laden gingen.
    »Du brauchst jetzt einen Schluck.«
    Ich konnte nicht widersprechen. Ich fand mich ganz schön clever. Einfach den Schlüssel aus dem Fenster zu schmeißen! Klasse. Ich wusste, dass ich jetzt einiges am Hals hatte. Die Mafia, einen toten Killer und drei Figuren, von denen ich noch nicht genau wusste, wem ich sie zuordnen sollte. Über allem schwebte die Rothaarige. Claus holte einen wunderbaren Pauillac aus dem Keller. Einen 94er Jahrgang. Reiner Wahnsinn. Nach der vierten Flasche wusste er alles. Man musste sich ja jemandem mitteilen. Sollte ich ein Magengeschwür kriegen?
    »Fritz«, sagte er, »du kannst dich immer auf mich verlassen.« Ich glaubte ihm aufs Wort.

9

    Das Aufwachen am nächsten Morgen war mühsam. Ich hielt alles für einen Traum und würde erst richtig aufwachen. Noch ein paar Minütchen. Einen Sonnentag ohne Melancholiker und Dicken verbringen und mit einem deftigen Bauernfrühstück im ›Dollinger‹ beginnen. Daraus wurde nichts. Das Sodbrennen war zu heftig. Ich schleppte meinen dicken Kopf ins Badezimmer. Unter der Dusche lag ein Ausweis. Ich spürte ihn mit den Füßen, als das Wasser an mir runterlief. Auf der Rückseite war er weiß. Daher hatte ich ihn nicht gleich gesehen. Es war ein Ausweis mit einem Foto von dem Dicken. Er identifizierte ihn als Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes. Der Ausweis musste ihm bei seiner Duschaktion aus der Jacke gefallen sein. Ich wusste gar nicht, dass die Ausweise mit sich rumtrugen und aussahen wie Schießbudenfiguren. Immerhin wusste ich jetzt, was es mit dem Trio vom Vortage auf sich hatte. Der BND gehörte zum Kanzleramt. Feine Adresse. Die losen Tauenden in meinem Kopf baumelten immer heftiger. Das war anscheinend eine

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