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Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser

Titel: Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Senf
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Angelegenheit auf höchster Ebene, in die ich verwickelt war. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Das wollte ich im Moment auch nicht. Mir war nach einem klaren Kopf zumute und ich lief ins ›Dollinger‹. Da winkte Jean schon mit den Zeitungen. Bei Doris bestellte ich ein Bauernfrühstück.
    »Gut siehst du aus«, grinste Jean und hielt mir die Morgenpost unter die Nase.
    Das Phantombild von mir war völlig daneben. Fand ich jedenfalls. Haare wie Rastalocken. In blond. Die spargelförmig abstanden. Mein widerspenstiger Haarschopf, auf den ich so stolz war, sah völlig entstellt aus, und ich galt als mutmaßlicher Mörder von Nardini, der im ›Esplanade‹ erschossen aufgefunden worden war. Vermutlich war der Täter auch Italiener wie das Opfer. Hüpfender Gang. Tiefe Stimme. Hinweise nahmen alle Polizeidienststellen entgegen. Das war alles. Mehr gab es nicht. Entweder wusste die Polizei nicht mehr oder sie hielt sich absichtlich bedeckt.
    »Du hängst ja ganz schön in der Scheiße.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich habe mal in deinen gelben Koffer geguckt.«
    »Hm«, grunzte ich.
    »Den Zettel in dem Koffer habe ich natürlich auch gelesen. Wie bist du denn da wieder reingerasselt?«
    Ich erzählte ihm alles. Das war ich ihm schuldig. Schließlich hatte ich den gelben Koffer bei ihm deponiert. Dadurch hing er ein Stück mit in der Sache drin. Einige Leute wollten bestimmt wissen, wo das gute Stück geblieben war.
    »Was würdest du an meiner Stelle machen?«, fragte ich ihn.
    »Abwarten«, sagte er.
    Doris servierte das Bauernfrühstück. Die Speckstreifen glänzten kross und die Nürnberger Würstchen atmeten würzig unter dem Spiegelei. Die Bratkartoffeln dufteten nach Zwiebeln und Majoran. Ein wahrer Trosthappen. Die Sonne stand allerdings schon ziemlich prall über den Markisen des ›Dollinger‹ und schon vom bloßen Ansehen war ich satt.
    »Das ist was für den Winter«, sagte Jean. »Doris, bring ihm die eisgekühlte Gurkensuppe.« Und zu mir: » d ie baut dich auf. Wegen des Koffers brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Der bleibt hier.« Er schaute auf das Phantombild. »Das kann jeder sein. Also, vergiss es.«
    Mir war nicht nach Abwarten zumute, wie Jean vorgeschlagen hatte. Ich zappelte unruhig auf meinem Stuhl herum.
    »Der Schlüssel zu allem ist die Rothaarige. Die musst du finden.«
    »Das ist mir auch klar.«
    Doris servierte die eisgekühlte Gurkensuppe mit Zitronenschaum. Sie erfrischte ungemein.
    »Da musst du jetzt durch. Da hilft kein Rückzieher.« Jean pfiff leise vor sich hin. »Da interessieren sich zu viele Leute für dich.«
    »Auch das ist mir klar.« Ich setzte den Tellerrand an den Mund und schlürfte den Rest der Gurkensuppe.
    »Ich würde abwarten. Nach der missratenen Wanzenshow in deiner Wohnung wird beim BND einiges los sein. Die melden sich wieder.«
    »Hast du von der Rothaarigen auch gesagt. Bis jetzt war nix.« Ich zahlte bei Doris. »Ich geh mal in die Bismarckstraße. Eine Anzeige machen. Vielleicht erfahre ich da was. «
    »Viel Glück.«
    Ich ging zu Fuß. Über die Kantstraße und dann die Wilmersdorfer runter. Im › Istanbul ‹ machte ich einen kurzen Abstecher und aß eine türkische Kuddelsuppe. Wie immer saß da Aykut. Er schreibt seit 10 Jahren an einem genialen Drehbuch. »Du machst den türkischen Wirt«, bestimmte er, als er mich sah, »mit Goldkettchen, ganz vielen Ringen und so. Du bist genau der Typ. Bombenrolle.«
    Nach der Kuddelsuppe ging es mir merklich besser.
    »Sag mir Bescheid, wenn es soweit ist.«
    »Mach ich, mein Schnuckelchen.«
    Bis jetzt war der Tag einigermaßen normal. Das änderte sich, als ich die Polizeiwache betrat. Genauso gut hätte ich den polnischen Schrank betreten und durch seine Rückwand verlassen können, um in einer fremden Welt zu landen. In der Vorstufe von Martha Kleins Knochenschrank. Ich gab dem dienstleistenden Beamten am Polizeitresen die Ermittlungsnummer, die mir die reizende Polizistin am Vortag gegeben hatte.
    »Ich will eine Anzeige machen.«
    »Warten Sie«, sagte der Beamte.
    Ich setzte mich auf eine Bank. Nach einer halben Stunde fragte ich ihn, wie lange ich noch warten sollte.
    »Sie sind gleich dran.«
    Nach einer weiteren halben Stunde war ich immer noch nicht dran. »Ich bin es langsam leid. Ich geh jetzt.«
    Plötzlich kam Fahrt in den Kerl.
    »Sie können jetzt nicht gehen.«
    »Na, hören Sie mal.« Ich ging auf den Ausgang des Flurs zu. Der Kerl kam hinter dem Tresen hervorgeschossen

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