Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser
und packte mich an der Schulter. »Sie bleiben hier«, sagte er.
»Es dauert nicht mehr lange.«
»Mir dauert es schon viel zu lange.« Ich wollte meine Schulter aus dem Zugriff befreien. Jetzt ging es erst richtig los. Zwei weitere Beamte kamen ihrem Kollegen zu Hilfe und bugsierten mich in einen Raum. »Sie warten hier«, und einem anderen befahl er: »Du bleibst mit ihm hier.«
»Sie halten mich hier widerrechtlich fest. Das ist Freiheitsberaubung. Nennen Sie mir mal Ihren Namen.« Der Beamte reagierte nicht. »Typen wie Sie sind zu allem fähig«, stichelte ich. »Sie würden mich auch verschwinden lassen, wenn man es Ihnen aufträgt.« Der Beamte blieb cool. »Ein Schweinepriester wie Sie würde immer genau das machen, was ihm ein Arschloch von Vorgesetztem befiehlt.« Der Mann schwieg immer noch. Das machte mich wütend. Ich stand auf und ging zur Türe.
»Setzen Sie sich«, sagte der Beamte und wollte mich am Gehen hindern. Er wollte mir den linken Arm auf den Rücken drehen. Da war er bei mir an der ganz falschen Adresse. Mit einer Linksdrehung bekam ich seinen linken Arm zu fassen, drehte ihn auf seinen Rücken, bis er vor Schmerzen schrie, und rammte seinen Schädel gegen die Wand. Mit einem Stöhnen sackte er zusammen. In dem Moment ging die Türe auf und der Beamte, der mir die Warterei eingebrockt hatte, kam herein. Er sperrte das Maul auf, als er das sah. Erst begriff er gar nichts. Als er begriff, war es zu spät. Ich trat ihm in die Eier. Er ging in die Knie und hielt sich das Genital. Ich zog ihn in den Raum und verpasste ihm einen Fußtritt ans Kinn. Ich wusste, dass mein Ausraster fatal war. Aber ich ertrug kein Anfassen gegen meinen Willen. Kein Festgehaltenwerden. Ich ertrug nichts, was mich mit Gewalt eingrenzte. Ich könnte nie einen Ring tragen, der meinen Finger umschloss. Ich explodierte, wenn dieser Zustand anhielt. Ich war dagegen machtlos. Ich musste es tun. Der Beamte stützte sich auf allen Vieren. Er war sichtlich benommen. Ich verließ den Raum und schloss die Türe hinter mir.
Im Flur stand ein Mann in Zivil. Er trug einen eleganten Anzug, war Mitte 40 und hatte ein intelligentes Gesicht. Seine Augen schauten hochmütig. Ein arroganter Mensch, der es sich leisten konnte, hochfahrend zu sein. Sein Scheitel war kerzengerade. Die Haut glänzte weiß in der Scheitellinie im dunklen Haar.
»Herr Neuhaus?«, fragte er und schaute hinter mich auf die Tür des Raumes, aus dem ich gekommen war.
»Da kommt im Moment niemand mehr. Was wollen Sie?«
»Ich hätte gerne ein Gespräch mit Ihnen.«
Die Türe des Raumes öffnete sich und die zwei Beamten kamen heraus. Sie sahen mitgenommen aus. Der Herr vor mir erfasste die Situation mit einem Blick.
»Man hat mich hier widerrechtlich festgehalten. Eindeutig Freiheitsberaubung.«
»Verstehe. Kommen Sie.«
Ich folgte ihm. Wir fuhren in einem Fahrstuhl in den 4. Stock. Dort betraten wir einen hellen Raum, in dem außer einem großen, ovalen Konferenztisch sonst nichts stand. An dem Tisch saßen zwei weitere smarte Herren, die sich bei unserem Eintritt erhoben.
»Meine Kollegen«, sagte mein Führer, ohne mir die Kollegen näher vorzustellen, und ich schüttelte den Kollegen die Hände. Wir setzten uns. Auf dem Tisch standen runde Tabletts mit Getränken und Gläsern. Es gab eine bauchige Thermoskanne mit Tee und eine hohe mit Kaffee. Auf einem anderen Tablett standen Tassen, Milch und Zucker. In zwei Schalen lagen Gebäck und Pralinen. Es sah richtig gemütlich aus. Ein feines Kaffeekränzchen. Ich schüttete mir, ohne zu fragen, Kaffee ein und angelte mir ein paar Stücke von den Pralinen. Es waren Krokantpralinen, die mit dem Kaffee zusammen auf der Zunge einzigartig zerschmolzen. Ich dachte an die Eier des Polizisten, als ich mir eine weitere Pralinenkugel in den Mund schob.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Wir wollen Sie engagieren.«
»Wer sind Sie überhaupt, dass Sie mich engagieren wollen?«
»Sie sind hier bei der Polizei. Da wissen Sie doch, wer Sie engagiert.«
Ich holte den BND-Ausweis aus der Tasche und legte ihn auf den ovalen Tisch.
»Den hat einer in meiner Wohnung in der Badewanne liegen lassen. Ich schätze, Sie sind auch von dem Verein.«
Der Ausweis war dem arroganten Schnösel sichtlich unangenehm. Er polierte seine ohnehin stark polierten Fingernägel, nachdem er sie behaucht hatte. Das machte er mehrmals. Das war eine Macke von ihm.
»Dem BND sind die Wanzen gestern in meiner Wohnung außer Kontrolle
Weitere Kostenlose Bücher