Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser

Titel: Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Senf
Vom Netzwerk:
»Moment.« Wieder verließ er den Raum.
    Ein Kollege kam.
    »Ja?«
    »Wir suchen die Praxis von Dr. Nemec«, sagte die Ärztin.
    Der Polizist runzelte die Stirn.
    »Dr. Nemec ist Arzt in Schlabbach. Wir wollen zur Praxis.«
    Der Beamte dachte nach. »Aha.«
    »Wissen Sie, wo die Praxis ist?«
    »Die Praxis ist geschlossen. Da müssen Sie erst gar nicht hin.«
    Der Dickliche kam zurück.
    »Aber die Frau ist da.«
    »Die Praxis ist zu.«
    Sein Kollege war hartnäckig.
    »Das stimmt«, sagte der andere.
    »Da können wir gar nichts machen«, ergänzte sein Kollege.
    »Aber Sie können uns doch sagen, wie wir hinkommen?«, meinte ich schließlich .
    »Neben der Post. Auf der anderen Seite vom Markt. Aber wir können da gar nichts machen«, gab der Dickliche Auskunft.
    Der andere verdrehte die Augen.
    »Wir sind zu keinen Auskünften befugt«, sagte er mit Nachdruck zu dem Dicklichen. Er war anscheinend der Vorgesetzte. Der Dickliche guckte betreten, sagte wieder: »Moment«, und ging.
    »War das ein Unfall mit Nemec?«, insistierte ich.
    Der Beamte ignorierte mich.
    »Oder war es Mord?«
    Auch das schien ihn nicht zu beeindrucken.
    »Gehen wir«, sagte die Ärztin. Wir verließen die Wache.
    »Wie viele Einwohner hat Schlabbach?«, fragte ich noch am Eingang.
    Der Beamte hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Dabei spitzte er den Mund froschartig. Ich wartete auf einen Blubber, oder mehrere.
    »Egon, wie viele Einwohner hat Schlabbach?«
    Der Kollege kam.
    »Zwölftausend mit der Eingemeindung und siebentausend ohne.«
    »Und wo finden wir das Flüchtlingslager?«, fragte die Ärztin.
    »Also, die zählen nicht mit. Das Lager ist hinter dem Markt die Straße hoch zum Wald am Weiher. Hinter Aldi.«
    Wir gingen und überquerten den Markt, auf dem auch Markttag war wie in Saarbrücken. Ein Stand mit dicken Blumensträußen, die in mit Wasser gefüllten Eimern steckten, leuchtete ganz besonders. Ich hätte am liebsten aus den Eimern viele Blumen geholt, um einen Strauß zu binden. Löwenmäulchen mit Kornblumen und Klatschmohn. Dazu einen lockeren Kranz weißer Margeriten und eine üppige Dahlie in der Mitte. Eine dunkelrote. Der Strauß fest eingebunden in ein paar gelb blühenden Ginsterzweigen mit Blütenlippen wie die Löwenmäulchen. Ich war stehen geblieben und schaute mir den Blumenstand an. Ich kaufte ein Sträußchen von den Vergissmeinnicht.
    »Für Sie.«
    Mit einem kleinen Diener überreichte ich das Sträußchen meiner reizenden Fahrerin.
    »Als Kind hatte ich ein eigenes Beet mit Vergissmeinnicht. Bei Hitze im Sommer werden sie fast rot.«
    »Ich heiße übrigens Barbara. Sagen Sie Barbara. Ich mag es, wenn man mich nicht vergisst.«
    Sie roch an den Blumen.
    »Fritz. Vergissmeinnicht riechen nicht.«
    In dem Moment hatte ich sie in mein Herz geschlossen.
    Die Praxis war eine Doppelpraxis. Nemec & Valéry. Sie war in einem hübschen Sandsteinhaus mit einem großen Garten untergebracht. Die meisten Häuser im Warndt waren aus Sandsteinen gebaut. Die Türe war geschlossen. Wir schellten. Eine Frau öffnete.
    »Ja?«
    »Mein Name ist Vogelweide«, stellte sich die Ärztin vor. » i ch bin eine Kollegin von Nemec. Wir waren Studienfreunde. Das hier ist Herr Neuhaus. Wir wollen mehr über den Tod von Nemec erfahren. Deswegen sind wir hier.«
    »Valéry«, stellte sich die Frau vor, ohne sichtliche Regung. »Nemec und ich führten die Praxis. Als Kollegen. Kommen Sie rein.«
    Wir folgten ihr. Sie führte uns auf eine Terrasse hinter dem Haus. Hier war es kühl und schattig. Stockrosen blühten und meterhohe Sonnenblumen.
    »Setzen Sie sich. Ich hole uns was zu trinken.«
    Wir setzten uns in weite Korbstühle mit roten Polstern. Das Korbgeflecht ächzte beim Hineinsetzen. Sie kam mit einem Tablett voll Gläsern, Sprudel und Saft in einem Glaskrug zurück.
    »Sie bedienen sich.«
    Sie stellte das Tablett auf den Tisch. Dann setzte sie sich, schlug die Beine übereinander und faltete die Hände. Sie war Ende 30, schlank, trug Jeans und eine weiße, ärmellose Bluse. Sie hatte kurz geschnittene, dunkle Haare. Sie wirkte müde. Ihr Mund war angespannt. Sie schaute uns an.
    »Was interessiert Sie am Tod von Nemec?«
    »War es ein Unfall?«, fragte ich.
    »Er lag neben seinem Auto und war tot. Fünf Kilometer von hier. Das Auto stand in der Einfahrt zu einem Waldweg. Als wollte er von der Landstraße abbiegen. Ein Radfahrer hat ihn gefunden. Torsten Meyer. Er ist von hier. Ich habe mit ihm gesprochen. Er hat nur

Weitere Kostenlose Bücher