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Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser

Titel: Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Senf
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Tage abgelaufen war.
    »Das ist kein harmloses Unterfangen, auf das Sie sich mit mir einlassen. Da geht es richtig zur Sache.«
    »Da müssen wir erst recht fahren«, sagte sie, nachdem ich fertig war. »Das bin ich Nemec schuldig. Er war ein feiner Kerl. Ich glaube an keinen Unfall.«
    Daran glaubte ich auch nicht.
    Vor der Türe stand ihr Auto. Ein altes BMW-Sportcoupé. Wir stiegen ein und fuhren los.
    »Ich fahre über Erfurt.«
    Mir war das egal. Autofahren war für mich ein Gräuel. Eine Beleidigung der Intelligenz. Ein furzender und Äpfel speiender Pferdearsch vor einer Kutsche war dagegen ein Epos. Ich schielte aus den Augenwinkeln zu der Ärztin. Was hatte ich von ihr zu erwarten? Sie war meine zweite Partnerin innerhalb von gerade mal zwei Tagen, die mich ungefragt heimgesucht hatte. Wieder hatte ich nicht › nein ‹ gesagt. Sie war sehr schön anzusehen. Ein Energiebündel. Sie fackelte nicht lange. Sonst hätte ich nicht neben ihr im Auto auf dem Weg nach Saarbrücken gesessen. Trotzdem. Ich beschimpfte mich als Schwächling, Memme, Versager. Die Rothaarige hatte mich bereits in eine Affäre hineingezogen. Ihretwegen war ich ein gesuchter Mörder. Die Frau neben mir war auch nicht von schlechten Eltern. Sie hatte mich sozusagen en passant nachts um drei Uhr in Richtung Saarbrücken unter den Arm geklemmt wie eine Handtasche. Ich war motzig. Am liebsten wäre ich ausgestiegen und hätte am Rande der Autobahn geschmollt. Wir fuhren aber gerade erst am ICC-Zentrum in Berlin vorbei. Gegenüber war der Busbahnhof.
    »Halten Sie mal«, hätte ich sagen können. »Ich nehme den Bus.«
    Neben dem Bahnhof war ein argentinisches Steakhaus. Da gab es jeden Donnerstag Spareribs, soviel man wollte. Es war aber nicht Donnerstag. Und überhaupt war es viel zu spät. Es war drei Uhr nachts vorbei. Da gab es nirgends Spareribs, die man sich mit einem Zahnstocher aus den Zahnritzen pulen musste.
    »Wir werden schon klarkommen.«
    Sie legte beruhigend ihre Hand auf meine und zog sie sofort wieder zurück. Ihre Hand hätte auf meiner liegen bleiben können. Ich dachte an Saarbrücken wie an einen Abgrund. Oder an eine Wand, auf die wir zurasten.

12
    Sie fuhr wie der Henker. Der altersschwache Motor war so laut, dass wir uns nur brüllend verständigen konnten. Die Autobahn war kaum befahren. Hin und wieder huschten Scheinwerfer vorbei. Auf der Höhe von Potsdam schwenkte sie mit hoher Geschwindigkeit abrupt in die Einfahrt einer Raststätte und fuhr, ohne anzuhalten, langsam an den Zapfsäulen vorbei. Dabei schaute sie in den Rückspiegel.
    »Uns folgt jemand.«
    Ich drehte mich um. Im Abstand von etwa 30 Metern folgte uns ein Mercedes.
    »Der ist schon die ganze Zeit hinter uns.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut.«
    »Halten Sie mal.«
    Sie hielt. Der Mercedes fuhr an uns vorbei und blieb dann stehen. Ich konnte nicht erkennen, wer im Auto saß.
    »Was haben Sie vor?«, fragte sie.
    »Das macht mich nervös. So ein ungebetener Fuzzi. Da bin ich zwanghaft. Irgendwann flippe ich aus.«
    Ich stieg aus und ging in den Verkaufsraum der Tankstelle. Ich kaufte eine Flasche Wasser und Schokolade.
    »Haben Sie Sprühlack in der Dose?«
    »Nee«, sagte der Verkäufer.
    »Ich brauche ganz dringend Sprühlack. Farbe ist egal.«
    »Mitten in der Nacht?«
    »Ganz dringend«, sagte ich mit einem flehenden Blick.
    »Moment.«
    Der Verkäufer verschwand in einem Hinterzimmer. Kurz darauf kam er zurück.
    »Genügt Ihnen das?« Er reichte mir eine Spraydose. »Ein Rest.«
    »Vollkommen. Sie sind ein Schatz.«
    Der Mann war von oben bis unten verschmiert, als wäre er gerade aus einer Ölwanne gekrochen.
    »Muss’n Wagen für’n Freund reparieren.«
    Ich zahlte und ging. Draußen schüttelte ich die Dose kräftig und drückte kurz auf den Stöpsel des Ventils der Lackdose. Es war genug Druck drauf und die Farbe war schwarz. Ich ging am BMW vorbei. Sie stand daneben.
    »Und jetzt?«
    »Warten Sie es ab.«
    Sie folgte mir.
    Ich ging auf den Mercedes zu. Es saßen zwei Typen in dem Auto. Ich ging hinten herum am Kofferraum vorbei an die Fahrerseite. Durch die Scheibe glotzte mich eine Sonnenbrille an. Dir wird gleich ganz schwarz vor Augen werden, dachte ich und besprühte die Scheibe mit dem schwarzen Lack. Ebenso die Frontscheibe. Die Typen rührten sich nicht. Ich sprühte, bis die Dose leer war. Die saßen jetzt im Dunkeln. Ich stellte die leere Dose auf das Wagendach und ging.
    »Guter Trick«, grinste meine Reisegefährtin.
    Wir

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