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Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser

Titel: Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Senf
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da gelegen, sagte er, keine sichtbaren Verletzungen. Auf den ersten Blick. Torsten Meyer hat sofort die Polizei verständigt. Krankenwagen. Nemec wurde abtransportiert. Spurensuche. Alles war abgesperrt. Niemand hatte Zutritt. Auch ich nicht. Die Todesursache kenne ich nicht. Man sagt mir nichts. Ich bin keine Angehörige. Ich kenne aber auch keine. Zumindest nicht in Deutschland. Es herrscht eine völlige Informationssperre. Alles ist äußerst merkwürdig. Es geschah vor drei Tagen.«
    Sie legte die Fingerspitzen aufeinander. Das übergeschlagene Bein wippte nervös.
    »Merkwürdig?«, fragte Barbara.
    »Ja. Am Tage nach dem Unfall kamen irgendwelche Beamte von der Kripo, sagten sie jedenfalls, sie kämen von der Kripo, zusammen mit einer Schar Polizisten, und sie räumten die ganze Praxis aus. Ich protestierte. Sie nahmen alles mit. Patientenkarteien, Tonbänder mit Therapiegesprächen, Atteste, Befunde, die intimsten Dinge, alles, einfach alles. Sie taten es einfach. Völlig rechtswidrig. Sie hatten keinen Durchsuchungsbefehl, nichts. Reine Willkür. Mein Rechtsanwalt kümmert sich darum. Die Praxis ist ohne diese Unterlagen gar nicht funktionsfähig.« Sie war sichtlich aufgebracht.
    »Waren es Kripobeamte?«, fragte ich.
    »Sicher bin ich mir da nicht. Ich war so geschockt, dass ich nicht weiter gefragt habe. Die verhielten sich sehr rustikal. Ausgesprochen bedrohlich.«
    »War da so ein melancholischer Tangotänzertyp dabei und ein Dicker? So ein Fingernägelkauer?«
    Sie überlegte.
    »Ja, in der Tat.«
    »Die sind vom BND. Richtige Strauchdiebe.«
    »Sagt Ihnen der Name Martha Klein etwas?«, fragte Barbara.
    Sie überlegte.
    »Nein.«
    Ich zeigte ihr das Foto von Martha Klein. Sie schüttelte verneinend den Kopf.
    »Sie arbeitete für den Polizeiärztlichen Dienst in Berlin und erstellte Gefälligkeitsgutachten für den Innensenator, um traumatisierte, schwer kranke Flüchtlinge abschieben zu können. Plötzlich war sie verschwunden. Vielleicht seit zwei Monaten. Wir wissen es nicht. Wir vermuten, dass sie im Saarland ist. Nemec schrieb mir von zunehmenden psychiatrischen Auffälligkeiten einiger seiner Patienten. Ist Ihnen etwas bekannt davon?«, fragte Barbara.
    Frau Valéry überlegte.
    »Ja, er erzählte mir das. Er sagte, dass im Flüchtlingslager etwas im Gange sei, was seine Patienten, die überwiegend aus dem Lager kamen, schwer verängstigte. Es kam bei traumatisierten Patienten, die gute Fortschritte gemacht hatten, zu akuten Rückfällen mit einer typischen traumatischen Symptomatik, die er sich aus dem gewöhnlichen Lagerleben heraus nicht erklären konnte. Einige dieser Patienten seien zudem spurlos verschwunden. Inwieweit er Unterlagen und Befunde dazu hatte, weiß ich nicht. Im Moment wären sie auch nicht verfügbar. Sie sind bei der Polizei oder, wie Sie sagten, beim BND. Was mich doch sehr verwundert.«
    »Ist hier jemals eine rothaarige Frau aufgetaucht?«, fragte ich.
    »Nein, ich kann mich nicht erinnern. Eine rothaarige Frau in Schlabbach? Das wäre mir aufgefallen.«
    Sie deutete ein Lächeln an.
    »Haben Sie eine Erklärung für das alles?«, fragte sie.
    »Nein. Wir wissen nur, dass der BND mitspielt, vermutlich irgendwelche Killer beziehungsweise ihre Auftraggeber, vermutlich ist Martha Klein involviert und es hat irgendetwas mit Flüchtlingen zu tun. Und es gibt einen Priester in Saarbrücken, der auch eine Rolle spielt. Welche, wissen wir nicht. Und es gibt eben diese rothaarige Frau, über die wir auch nicht viel wissen. Es gibt einen Toten, der erschossen wurde, namens Nardini, Italiener, den ich ermordet haben soll, und es gibt jetzt Nemec, der ebenfalls tot ist aus Gründen, die wir auch nicht kennen. Es würde mich nicht wundern, wenn es Mord war.«
    Barbara starrte abwesend ins Leere.
    »Furchtbar«, murmelte sie. »Nemec war so ein liebenswürdiger Mensch.«
    Sie schwieg. Wir alle.
    »Es gibt einen Priester in Saarbrücken, zu dem Nemec einen engen Kontakt hatte«, nahm Valéry den Faden wieder auf.
    Sie hielt inne.
    »Ja?«, fragte ich.
    »Ich darf darüber eigentlich nicht sprechen. Wir sprachen nie über unsere Patienten gegenüber Dritten. Die Situation hier erlaubt jetzt eine Ausnahme. Dieser Priester war bei Nemec in Therapie. Lange Jahre. Es entstand eine Freundschaft. Nemec wohnte in derselben Straße in Saarbrücken wie der Priester. Nemec sagte mal, halb im Scherz, dieser Priester halte sein Ohr an die Eingangspforte zur Hölle.«
    Sie lächelte wieder.
    »Ich

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