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Fröhliche Ferien am Meer

Fröhliche Ferien am Meer

Titel: Fröhliche Ferien am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sonderbaren altmodischen Höflichkeit. Er sah wild und grau aus, genau wie der Tag selbst.
    »Guten Tag. Ein unfreundliches Wetter. Das richtige für traurige und einsame Gedanken. Aber Sie haben bestimmt glückliche Gedanken; Sie sind doch noch so jung.«
    Die Vertraulichkeit der Bemerkung überraschte sie, aber sie antwortete ruhig: »Glauben Sie nicht, daß jeder einige unglückliche Erinnerungen hat? Wenn das nicht so wäre, würden wir immer zurückschauen und wünschen, die Vergangenheit würde wiederkehren.«
    Er dachte ernsthaft darüber nach, dann sagte er: »Das mag sein. Viele führen ein trauriges Leben. Meines war jahrelang unglücklich — und dann kam sie. Und Sie sind ihre Tochter. Kommen Sie nur in meine Wohnung und sehen Sie sich den Schatz an, den sie mir hinterlassen hat.«
    Angela ging mit, obwohl sie fühlte, wie die Ungeduld in ihr hochstieg. Er mochte bemitleidenswert sein, aber er war wirklich verrückt, Alicia Standish in einem so rosigen Licht zu sehen. Dann fiel ihr ein, daß das auch andere getan hatten. Ihr Vater war ein völlig normaler Mensch gewesen, aber auch er hatte sie für eine Göttin gehalten, als er sie heiratete, und auch noch einige Jahre später. Es mußte etwas Außergewöhnliches sein, eine solche Schönheit zu besitzen.
    Sie folgte ihm in das kleine Haus und fühlte sich überhaupt nicht unbehaglich. Sie war sicher, daß er zu ihr freundlich sein würde und auch für alle anderen harmlos war.
    Das kleine, saubere Zimmer wurde von einer vergrößerten Fotografie ihrer Mutter beherrscht. Es war dieselbe, die in Freddies Schlafzimmer an der Wand hing. Alicia lächelte in ihrem Samtkleid mit trügerischer Lieblichkeit von einem Regal, auf dem eine Vase mit frischen Blumen stand. Die Blumen waren ungeschickt arrangiert, aber leuchtend und schön.
    »Ich züchte sie für sie. Sie muß jeden Tag ein Geschenk an ihre Schönheit bekommen.«
    Angela schämte sich, weil sie das Bedürfnis hatte, zu lachen. Schnell sprach sie von dem Reiz des Bildes und sagte, daß sie Mutter genauso in Erinnerung habe.
    »Ich sehe sie immer, auch wenn sie nicht körperlich anwesend ist. Sie kommt durch die Türe und sagt: »Geoffrey, mein alter Freund, du bist meine Zuflucht. Du allein verstehst mich. Laß mich bei dir sitzen und vergessen.«
    Das war zuviel des Guten, und Angela konnte ein leichtes Lächeln nicht zurückhalten. Das sah Mutter ähnlich. Voller Dramatik und wahrscheinlich unmittelbar einem ihrer alten Romane entnommen. Aber trotz ihrer Ungeduld hatte sie tiefes Mitleid mit dem alten Mann, und sie ermutigte ihn, von seiner Göttin zu sprechen. Er war rührend dankbar, und ihre Freundschaft wuchs, als sie die Aufgabe übernahm, seine Einkäufe für ihn zu übernehmen und sie ihm zu bringen.
    Freddie sagte natürlich von oben herab: »Mich würde er bestimmt am liebsten mögen, weil ich die einzige bin, die wie Mutter ist. Nimm mich demnächst einmal mit zu ihm.«
    Aber inzwischen hatte Angela erkannt, wie unausgeglichen seine geistige Verfassung war, und sie stimmte mit Dr. Wyatt überein, daß der Anblick von Freddie für seine noch vorhandene geistige Gesundheit gefährlich sein konnte.
    Heute konnte sie es nicht abwarten, Matthews zu verlassen, denn sie freute sich auf den Ritt mit Stephen. Es war ein herrlicher Abend, und sie hatte wirklich recht gehabt mit ihrer Vermutung, daß die Ozeanküste ein idealer Ort für einen Galopp sei. Von einer Felsenkette zur anderen erstreckte sich ohne Unterbrechung der stahlgraue Sand über eine halbe Meile hinweg. Es war Flut, und die Wellen waren gerade hoch genug, um den Pferden einen Vorwand dafür zu bieten, zu tänzeln und sich zu produzieren.
    Als sie nach einem Galopp bis zum anderen Ende der Felsen stehenblieben, glühten Angelas Backen, und ihre großen Augen blitzten. Ihr Haar war mit einem großen Baumwollkopftuch bedeckt, das sie bei Mrs. Youngson gekauft hatte, und als sie Stephen anlachte, lächelte er zurück. Sein braunes Gesicht war so lebendig wie damals, als er von der Farm, von seinem Vieh und von seinen Zukunftsplänen erzählt hatte. Aber als sie jetzt langsam nebeneinander ritten, schwiegen sie beide.
    Sie brach das Schweigen, indem sie sagte: »Hier möchte ich am liebsten Gedichte rezitieren. Das Reiten hat bei mir immer diese Wirkung. Aber von den modernen Gedichten fallen mir keine passenden ein, und die anderen kenne ich nicht sehr gut.«
    Er antwortete nicht, und sie hatte das Gefühl, daß es ziemlich albern

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