Froehliche Tage fuer Hanni und Nanni
ihre Taschenlampe an. Beates Bett war leer!
Anneliese warf sich ihren Morgenmantel um und folgte der Schlafwandlerin. Zu ihrer Überraschung ging Beate nicht den Flur entlang, sondern stieg die Treppe hinunter und betrat die Aula. Sie stieg auf das Podium und blieb dort stehen.
„Beate!“, flüsterte Anneliese erstaunt. „Was machst du denn da?“
Beate nahm keine Notiz von ihr. Sie verneigte sich anmutig, trat einen Schritt zurück und hob ihre Arme, als wolle sie Geige spielen. Es war seltsam, wie fremd Beate in dem bleichen Mondlicht wirkte.
Sie spielte auf einer unwirklichen Geige eine unwirkliche Melodie. Ihre Augen waren weit offen, starr und unbeweglich. Anneliese lief bei diesem Anblick ein kalter Schauer über den Rücken.
Sie stieg die Stufen zum Podium hinauf und berührte Beates Arm. Das Mädchen reagierte nicht darauf. Sie fuhr mit ihrem Geigenspiel fort und verneigte sich schließlich, als habe sie ein Meisterstück beendet. Anneliese nahm sie beim Arm. Zu ihrer Überraschung folgte ihr Beate willig.
„Bist du wach oder schläfst du, Beate?“, fragte Anneliese ängstlich, als sie wieder die Treppe hinaufgingen. Beate gab keine Antwort. Sie schlief fest, obwohl ihre Augen weit aufgerissen waren.
Anneliese führte sie behutsam zurück und half ihr ins Bett. Beate kuschelte sich hinein, schloss die Augen und atmete tief.
Anneliese lag noch lange wach und sann über Beates Schlafwandeln nach. Ist sie vielleicht ein Genie?, überlegte sie eifersüchtig. Schlafwandeln ist sicher ein Zeichen dafür, dass man ein Genie ist! Vielleicht sollte ich mal ein bisschen schlafwandeln! Wenn die Mädchen aufwachen und mich sehen, dann halten sie mich bestimmt für etwas Besonderes.
Beate erinnerte sich am nächsten Tag nicht an den Vorfall; deshalb glaubte sie nicht so recht, was ihr Anneliese berichtete. Sie zuckte mit den Schultern und ging in ihren Musikunterricht.
Anneliese versuchte noch immer, sich bei Frau Willmer einzuschmeicheln. Aber weil sie keinen anderen Weg dafür wusste, als Gedichte vorzulesen, hatte sie nicht viel Erfolg. Sie bemerkte gar nicht, dass Frau Willmer nur selber gelobt und bewundert werden wollte.
Deshalb war Elli ihr Liebling. Elli war glücklich, wenn sie für ihre angebetete Lehrerin etwas tun durfte, und das nutzte Frau Willmer reichlich aus.
„Es ist wirklich lächerlich“, sagten ihre Cousinen. „Jetzt fängt sie schon an, sich so schlampig wie Frau Willmer zu kleiden.“
In diesen Wochen herrschte nicht immer die beste Stimmung in der Klasse, besonders weil sie schwierige Arbeiten bekamen. Nur Bobby und Claudine behielten ihre gute Laune. Selbst Carlotta war unruhig, sie wollte ihrem Vater zuliebe ein gutes Zeugnis nach Hause bringen.
Bettina machte sich große Sorgen. Sie war zwar nicht dumm und konnte auch fleißig arbeiten, doch sie fühlte sich mit ihrer Zimmergenossin Elma unbehaglich.
„Sie ist so seltsam“, erzählte sie Elli. „Sie scheint nie etwas zu lernen, sitzt nur herum, starrt auf die Bücher und isst und isst, wie eine wiederkäuende Kuh. Und dann jammert sie immer, weil das Essen angeblich nicht reichlich genug ist und sie die Süßigkeiten vermisst. Wie soll man mit seinen Gedanken bei der Arbeit bleiben, wenn einem so ein Mensch gegenübersitzt, der trübsinnig in die Welt starrt, dauernd vor sich hin murmelt und ständig Essen in sich hineinstopft.“
„Armer, alter Pudding!“, sagte Elli. Die dicke, träge Elma war die Schlechteste der Klasse. Die Lehrerinnen schienen sich darüber nicht zu wundern. Irgendwie nahmen sie es als natürlich hin. Das war eigentlich seltsam. „Es ist furchtbar, die ganze Zeit mit jemandem wie Elma zusammenzuleben“, seufzte Bettina. Carlotta hörte es und machte einen Vorschlag.
„Komm einfach zu Claudine und mir, wenn du Elma nicht mehr sehen kannst“, sagte sie großmütig, denn eigentlich mochte sie Bettina nicht sehr. „Unser Arbeitszimmer ist etwas größer als die anderen, also wird schon ein Eckchen für dich da sein, in dem du ungestört lernen kannst.“
„Oh, danke schön“, sagte Bettina erfreut. „Es wird sehr viel schöner sein, wenn ich ab und zu mal bei euch reinschauen kann, Carlotta. Bei euch ist es immer lustig.“
Carlotta und Claudine vertrugen sich sehr gut. Die Mädchen aus den unteren Klassen kamen gern, um für sie Kleinigkeiten zu erledigen. Auch Antoinette kam oft, und seltsamerweise unterliefen ihr hier nie solche Irrtümer wie in Angelas Zimmer!
Eines Tages traf
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