Froehliche Tage fuer Hanni und Nanni
auf ihrer Geige. Anneliese saß neben dem Ofen und versuchte ein neues, wunderbares Gedicht zu schreiben. Beide erschraken, als Marianne ins Zimmer stürmte.
„Beate, warum warst du heute Abend nicht in der Sportversammlung?“
Beate schaute verwundert auf. „Oh, Marianne - es tut mir leid. Ich wollte wirklich kommen, aber ich habe es vollkommen vergessen! Wie dumm von mir!“
„Wo warst du, als die Feuerglocke geläutet wurde?“, fragte Marianne.
„Feuerglocke?“, sagte Beate und machte ein ganz erstauntes Gesicht. „Welche Feuerglocke?“
„Sie hört nichts außer ihrer Musik!“, sagte Anneliese.
„Ich habe nichts gehört“, beteuerte Beate und sah jetzt wirklich verwirrt aus. „Hat sie geläutet? Ja, brannte es denn irgendwo?“
„Ach, du bist ein hoffnungsloser Fall“, rief Marianne und verließ das Zimmer. Beate starrte Anneliese an, die aber steckte den Finger in die Ohren und beeilte sich, mit ihrem Gedicht weiterzukommen.
Marianne sah sich jetzt nach Sabine Taler und Ulla um. Sie fand die beiden im Aufenthaltsraum der zweiten Klasse.
Sabine war immer noch recht blass, aber es ging ihr schon besser. Sie wurde rot, als Marianne hereinkam, weil sie glaubte, das große Mädchen wolle sich nach ihrem Befinden erkundigen.
„Sabine und Ulla - hat eine von euch die Feuerglocke geläutet, als ihr die Versammlung verlassen habt?“
Die Mädchen starrten sie erstaunt an. So etwas wäre ihnen nicht einmal im Traum eingefallen!
„Nun - könnt ihr nicht reden?“, fuhr Marianne sie grob an. Die ganze zweite Klasse hörte interessiert zu.
„Natürlich haben wir es nicht getan“, sagte Ulla böse. „Als ob wir auf so einen Gedanken kämen! Außerdem fühlte sich die arme Sabine gar nicht wohl. Sie hatte furchtbare Kopfschmerzen. Sie hat jetzt immer noch Kopfschmerzen.“
„Halt den Mund, Ulla“, sagte Sabine, die wusste, dass Marianne von solchen Sachen wie Kopfschmerzen nicht allzu viel hielt.
„Hast du Sabine allein gelassen?“, wollte Marianne von Ulla wissen. „Ach ja - du kamst ohne sie zurück, nicht wahr? Dann konnte sie ja leicht aus dem Aufenthaltsraum schlüpfen und die Glocke läuten, oder?“
„Oh!“, sagte Ulla, die nun wirklich böse wurde. „Als ob Sabine so etwas Gemeines tun könnte! Ja, ich habe sie hier allein gelassen, als sie sich besser fühlte, und bin zur Versammlung zurückgegangen - und kaum hatte ich mich niedergesetzt, da läutete die Glocke.“
Sabine war bestürzt, dass Marianne ihr so etwas zutraute. Ihre Lippen zitterten und sie brachte kein Wort heraus.
„Heul nicht gleich los wie ein Baby!“, fuhr Marianne sie an. „Ich habe nicht gesagt, dass du es getan hast - ich habe nur gesagt, dass du die Gelegenheit hattest, es zu tun. Alle waren in der Versammlung außer dir und Beate - und ich bin ziemlich sicher, dass Beate nicht einmal wusste, dass es in Lindenhof so ein Ding wie eine Feuerglocke gibt.“
„Nun, dann sieht es ja so aus, als müsste ich die Tat begangen haben“, sagte Sabine bitter. „Meinetwegen glaube, dass ich es war. Mir ist es ganz gleich!“
„So spricht man nicht mit einer älteren Schülerin!“, sagte Marianne. „Nun, ich werde schon eines Tages herausfinden, wer die Glocke geläutet hat.“
Sie verließ den Raum und schlug die Tür hinter sich zu. Die Zweitklässler schauten einander an.
„Biest“, sagte Ulla. „Ich werde nicht eine Minute länger Handball üben, als ich unbedingt muss!“
„Ich auch“, sagte Ilse und die anderen stimmten ihr zu. Sabine wischte sich die Augen und die anderen trösteten sie.
„Kümmere dich nicht darum, Sabine! Mach dir nur keine Gedanken! Wir wissen alle, dass du es ganz gewiss nicht gewesen bist!“
„Wenn ich doch wüsste, wer es getan hat“, sagte Ulla mit glänzenden Augen. „Ich würde zu ihr gehen und ihr auf die Schulter klopfen und sagen ,gut gemacht‘!“
Die anderen lachten und nickten. Es war seltsam, wie schnell sich die Begeisterung für Marianne in Hass verwandelt hatte.
Der Direktorin musste berichtet werden, dass irgendjemand die Feuerglocke mutwillig geläutet hatte. Sie nahm die Sache sehr ernst. Marianne war recht befriedigt darüber.
„Ich bin froh, dass Sie es als eine ernste Sache betrachten!“, sagte Marianne. „Eine wichtige Versammlung darf nicht durch einen dummen Streich gestört werden.“
„Oh, ich dachte nicht an deine Versammlung“, war Frau Theobalds niederschmetternde Antwort. „Ich kann nur nicht erlauben, dass die Feuerglocke
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