Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
wegschwimmen sehen. Grund genug, den Abwanderer zu stoppen, sprich zu töten.«
Karl von
Schenck zog bei dieser Faktenlage seine grauen, büschelartigen Augenbrauen hoch.
»Und wenn
wir uns dann den Tod von Gritta Entrup vornehmen, wäre ihre mögliche Tat, also der
Mord an ihrem Mann, zugleich ein Grund für ihren eigenen Tod. Denn der Mord an dem
Senior wurde gerächt von jemandem, dem sein Tod nicht passte. So grausam es sich
anhört: Das waren bestimmt nicht viele.«
»Damit wären
wir wieder bei der Freundin des Toten.
Sie käme
aber nur für den Mord an Gritta Entrup in Betracht. Ihren zukünftigen Geldgeber
wird sie doch wohl nicht getötet haben«, mutmaßte Karl von Schenck und lenkte das
Brainstorming wieder auf den Mord am Senior.
»Da wäre
ich mir nicht so sicher«, schloss Liv. »Wenn sie sicher war, als Erbin bedacht worden
zu sein, hätte sie sich etwas früher, als es der natürliche Verlauf vorgibt, zur
Witwe gemacht. Es ersparte ihr vielleicht so manchen Ärger mit einem senilen, pflegebedürftigen
Greis? Natürlich vorausgesetzt, die Scheidung von seiner Noch-Ehefrau und die Heirat
mit seiner Geliebten, wären vorher vollzogen worden« Liv stoppte ihren Redefluss
und ließ ein äußerst betagtes Paar vorbeigehen. Sie zerrten in vornübergebeugter
Haltung ihren übergroßen silbernen Trolley über die Türschwelle, weiter in Richtung
Rezeption. Während sie ihnen nachsah, war sie erfreut, wie nett es sich Menschen
im Alter machen konnten, solange sie gesund und agil waren.
Von Schenck
nahm Livs Faden wieder auf, wandte ein, dass der Senior sehr misstrauisch war. »Er
hatte sicher auch für den Fall seines verfrühten Ablebens vorgesorgt und seine junge
Freundin unter Druck gesetzt. Und«, fügte er an, »Beweise für eine Hotel-Erbschaft
kann es nicht offiziell gegeben haben. Da hätten die rechtlichen Erben involviert
sein müssen.«
»Monika
Salmann reichten sicherlich nicht nur mündliche Zusagen vom Senior, so wie ich sie
einschätze«, schloss Liv.
Von Schenck
zuckte resigniert die Schultern, während Liv ihre Gedanken weiter formulierte.
»Vielleicht
war der alte Schwerenöter ihrer auch überdrüssig und er wollte sich wieder seiner
Ehefrau widmen, so etwas hatte die Ehefrau ja angedeutet. Da kann einem äußerst
labilen Menschen der Gedanke an Mord kommen, oder?«
Karl von
Schenck nickte, sagte aber noch immer nichts.
»Monika
Salmann wäre wirklich zu dumm, ohne ein Testament in den Händen den Senior zu töten.
Aber vielleicht hat sie den Bezug zur Realität verloren, weil sie selbst so viele
Gerüchte und Unwahrheiten in die Welt setzte. Auf der anderen Seite hatten der Senior
und Monika Salmann wohl tatsächlich vor, eine gemeinsame Zukunft aufzubauen.«
»Ja«, bestärkte
von Schenck, »er war alt, gebrechlich, sie würde eine gute Krankenschwester abgeben.«
»Okay, nehmen
wir an, er hat sie tatsächlich geliebt, sie ihn auch, und deshalb hat sie seine
potenzielle Mörderin, Gritta Entrup, umgebracht.« Von Schenck direkt in die Augen
schauend, fragte Liv: »Aber warum hat sie die Entrup nicht einfach bei der Polizei
angezeigt?«
Lange und
mit gespitztem Mund nickte von Schenck, sein Kinn auf drei Fingerspitzen aufgestützt.
»Sie mag vielleicht nicht den einfachen, geraden Weg gehen. Manche Menschen müssen
ihrem Tun symbolisch noch mehr Wert verleihen. Sie wollte sich nicht einfach hinter
der Polizei verstecken, sondern selber handeln, selber Macht ausüben?« Diese Analyse
war als Frage an Liv gerichtet. Als wäre dieses Denken ein schwerer Akt, legte von
Schenck seinen Kopf an die hochgezogene Rückenlehne und nutzte diese als Stütze,
um den Gedanken seiner Co-Detektivin weiterhin konzentriert zu lauschen.
Mit einem
energischen Ruck schlug Liv sich auf die Oberschenkel und resümierte: »Na ja, einen
geplanten Mord kann man nicht mit gewöhnlichen Maßstäben messen. Was mich aber nachhaltig
beeindruckt hat, ist die Art und Weise, wie die Entrup ermordet wurde. Die sah fürchterlich
aus. Diese Entstellung der Toten spricht für einen hasserfüllten Mord, für einen
Mörder, der Macht über die Tote bis ins Totenreich ausübt. Denn dort erscheint sie
entstellt, ohne Gesicht.«
Von Schenck
konnte sich ein Grinsen über Livs mystische Erklärung nicht verkneifen, war aber
schnell wieder bei der Sache und hörte zu.
»Eifersucht
und Machtgier könnten weitere Motive sein, wenn wir über Monika Salmann als Mörderin
nachdenken. Wollte sie ihre Rivalin aus dem Weg
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