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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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einem
Giftpfeil?« Liv musste lachen, als sie sich einen kleinen, halb nackten Indianer
im Frühstücksraum des Hotels vorstellte, der kleine Pfeile durch ein Blasrohr abschoss.
    »Da sind
die Kollegen noch zu keinem Ergebnis gekommen. Einen größeren Stich oder Schnitt
gibt es nicht, nun müssen sie quasi mit der Lupe ran. Du weißt, welche üppige Hautoberfläche
der alte Mann hatte. Das kann dauern. Ich bin gespannt, ob auch Gritta Entrup an
demselben Gift starb.«
    »Was auf
denselben Mörder schließen würde?«, fragte Liv.
    »Wer weiß«,
sagte Frank.
    »Halt mich
bitte auf dem Laufenden«, bat sie ihn nunmehr.
    Er lachte
herzhaft. »Wir sehen uns wieder. Bis denn, Liv.«
    Liv hörte
es verdammt gern, wenn er ihren Namen aussprach. Das klang so vertraut, fast zärtlich.

37
     
    Also ein Giftfrosch! Das war doch
eine interessante Spur, die es zu verfolgen galt. Wie kommt ein deutscher Normalmensch
in Düsseldorf an solch einen Frosch und dann an dessen Gift? Im Internet stand doch
fast alles, sicher auch etwas über Giftfrösche. Dieses Thema musste allerdings noch
ein wenig aufgeschoben werden, denn nun war Livs Recherchearbeit wieder im Wellness-Bereich
gefragt. Auf ihrem Stundenplan standen Maniküre und Pediküre, nach kurzer Pause
Krafttraining.
    Besonders
in der Kosmetik herrschte eine ungewohnte Unruhe. Der eine Raum war nicht zu nutzen
und die Spurensicherung kontrollierte noch immer alle Ein- und Ausgänge. Mit leicht
zerzausten Haaren und in Falten gezogenem Gesicht beugte Virginia Perle sich über
ihr Terminbuch. Termine mussten umgelegt und verschoben werden.
    Auch Bettina
hatte ein paar Schweißperlen auf der Stirn. »Na, macht ihr die Abteilung nicht zu
heute?«, fragte Liv sie, als sie im Schnellschritt an ihr vorbeiging.
    »Psssst,
sei still! Die Gäste sollen doch nichts von dem Mist hier wissen. Wir sagen allen,
heute wird eine Intensiv-Reinigung durchgeführt und die Firma sei etwas in Verzug.«
Bettina rollte ihre Augen, strich sich mit dem Handrücken über die Stirn und demonstrierte
tatsächlich mit dieser Geste totale Erschöpfung. »Den Stress hier hält ja keiner
aus.«
    Aber diese
dauerte nur kurz. Einem inneren Energieschub gehorchend, stand sie wieder stramm,
lächelte und redete sich ein: »Aber es entspannt sich ja langsam. Bis nachher …«,
und weg war sie.
    Diese in
weiß gekleideten Menschen, die mit Pinsel und Pulver an den Türklinken wedelten,
sahen zwar nicht gerade wie eine Reinigungstruppe aus, aber wie meinte Karl von
Schenck: ›Was der Mensch glauben möchte, glaubt er auch.‹
    Virginia
Perle führte Liv zur Pediküre in einen kleinen, separaten Raum, den sie bis dato
noch nicht kannte. Er wirkte bei genauerem Hinsehen etwas provisorisch hergerichtet,
in einer Ecke stapelten sich Kisten, die unter einem großen Laken versteckt werden
sollten.
    »Schauen
Sie bitte nicht so genau in jede Ecke«, bat Virginia Perle fast flehend. »Es ist
zum Verrücktwerden heute. Wir müssen vorne und hinten improvisieren. Ich bin verdammt
froh, wenn ich zu Hause bin.«
    Liv lächelte
kurz und verständnisvoll, setzte sich in einen Kosmetikstuhl und schloss die Augen.
Die Musik, der Duft und der Kerzenschein verbreiteten bald die schon gewohnt angenehme
Atmosphäre.
    Es konnte
losgehen, Livs Mund war in die Anwendungen dieses Mal nicht einbezogen, sie konnte
fragen und reden und keiner konnte sie davon abhalten.
    Während
Virginia ihre Füße in ein warmes, nach frischen Orangen duftendes Bad tauchte, erklärte
sie, dass die Zugabe von Desinfektionsmittel sein müsste, denn nicht jeder Gast
käme mit frisch gewaschenen Füßen und ohne Fußpilz zur Behandlung.
    »Ähh!«,
entfuhr es Liv angeekelt. Genauer wollte sie nicht darüber nachdenken, denn das
Gefühl war entspannend und wohlig, woran sie Virginia ausnahmsweise teilhaben ließ:
»Sie machen das gut.«
    »Oh, danke.«
Sie lachte gedankenversunken in sich hinein, während sie an den Füßen arbeitete.
»Meine Mutter hat schon immer zu mir gesagt, Karla, aus dir wird mal was. Du bist
meine kleine Prinzessin.«
    Liv verstand
nicht und fragte nach: »Karla?«
    »Ach, Mist,
nun habe ich mich verplappert, Virginia Perle ist sozusagen mein Künstlername. Nicht
weitersagen. Aber mit Karla Schinkenbaum kommt man nicht weit. Und ich will weit
kommen, ganz weit und ganz hoch.«
    »Na, dann
sind Sie ja auf dem besten Weg.« Livs Sarkasmus wegen dieser absurden Situation
bemerkte sie nicht.
    »Ja, das
glaube ich auch … Vielleicht habe

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