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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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geschäftigem Tonfall sagte er: »Ich glaube,
es sind noch weitere Menschen in Führungspositionen in Gefahr. Ich habe eine Bewachung
angeordnet.«
    »Wen meinst
du?«, fragte Liv unsicher.
    »Die Geschwister
und die Freundin stehen doch in direktem Kampf um das Hotel«, erklärte er.
    »Fragt sich,
wen wir vor wem schützen müssen.«
    »Alle vor
sich selbst«, sagte Frank, »mir kommt es vor, als seien hier alle nicht ganz normal.
Aber wir sehen uns später. Ich recherchiere wegen des Hotelverkaufs weiter. Danke.«
Er zwinkerte Liv zu und berührte kurz ihre Schulter.
    »Warte,
Frank, eine Frage habe ich noch wegen der juristischen Feinheiten. Wie war Gritta
Entrup im Fall des Todes ihres Ehemanns abgesichert?«
    »Ihr wurde
eine lebenslange Rente zugesichert. Das bedeutet, sogar die Kinder des Vaters müssen
für dessen Ehefrauen zahlen. Hätte dir das gefallen, Liv?«
    »Ganz und
gar nicht, aber ich würde auch nicht über Jahre scheinheilig mitspielen.«
    ›Da kommen
bei so manch einem mörderische Gedanken auf‹, dachte Liv und schloss noch eine weitere
Frage an: »Sag mir, wie konnte der Senior so viele Leute im Glauben halten, sie
würden erben?«
    »Er sagte
nur, was alle hören wollten, Liv. Wer keine Liebe erfährt, sucht sich andere Mittel«,
belehrte sie der Kommissar und machte durch sein Gehen deutlich, dass sie ihn nun
genug aufgehalten hatte. Liv kommentierte dieses unhöfliche Verhalten heimlich mit
einer Fratze.
    »Ich muss
los, Liv, daran ändern auch deine albernen Grimassen nichts.« Erwischt. Er kannte
sie fast auswendig.
    Liv geriet
ins Grübeln: ›Was war das gerade? Ich wollte ihm mit Gritta Entrup eine Mordverdächtige
mit Motiv liefern und nun haben wir doch wieder das vorherige Durcheinander vieler
Verdächtiger. Sind wir also keinen Schritt weiter?‹

35
     
    Karl von Schenck saß in seinem Stamm-Ohrensessel
im Foyer mit Blick zur Rezeption und trank genüsslich eine Tasse Tee.
    »Sie kommen
mir gerade recht«, sagte Liv und setzte sich zu ihm, vis-à-vis, ebenfalls in einen
Ohrensessel. Sie blickte in Richtung Eingangstür. Von Schenck stand kurz zur Begrüßung
auf. Sein höfliches Benehmen tat ihr jetzt gut.
    »Kann ich
Sie etwas fragen?«
    »Sehr gern«,
antwortete er.
    »Erklären
Sie mir bitte Folgendes: Der Seniorchef hat tatsächlich jedem, den er für seine
Ziele einspannen wollte, erzählt, er würde einen dicken Batzen abbekommen. Wie können
darauf so viele erwachsene Menschen hereinfallen? Und wie konnten sie glauben, die
wahren Erben, also Tochter und Sohn, umgehen zu können? Die beiden führen das Hotel
hier seit vielen Jahren. Sie haben offensichtlich ein Recht auf das Hotel. Wie funktioniert
so etwas auf Dauer?«
    »Wenn ich
darauf sofort eine Antwort hätte, hieße das, ich könnte mich in derart miese Machenschaften
gut hineindenken. Das kann ich nicht. Aber ich nehme an, dass der Senior sich sehr
genau die Schwachen um ihn herum herausgepickt hat. Denn nur ungefestigte Menschen
fallen auf solch offensichtliche Lügen herein. Und er hat jedem eine Geschichte
erzählt, die derjenige glauben wollte. Viele schreckliche Schauermärchen zum Beispiel
über seine Kinder. So könnte es funktionieren. Es gehören immer mehrere dazu, einen
bösen Geist an der Macht zu halten. Ein Böser inmitten von Guten könnte auf die
Dauer nicht viel ausrichten. Das ist meine Meinung.«
    Liv hörte
ihm gern zu. »Sie sind ein weiser Mann«, stellte sie fest. »Was halten Sie davon,
wenn ich mal laut über diesen Fall und die Verdächtigen nachdenke. Sicher fällt
Ihnen dazu auch noch einiges ein.«
    »Sehr gern«,
sagte er und setzte sich noch ein Stück aufrechter hin. »Womit fangen wir an?«
    »Mit dem
Mord an dem Senior. Dazu gibt es das neue Gerücht, dass er das Hotel hätte verkaufen
wollen. Gegen einen Verkauf hätten einige Personen sicher etwas gehabt: Gritta Entrup
zum Beispiel. Ihr wurden zwar lebenslängliche Geldzahlungen über den Tod des Seniors
hinaus zugesagt, aber wer weiß, ob diese Verträge nicht bei einem Verkauf des Hotels
ihre rechtliche Wirkung verloren hätten. So hatte sie meiner Meinung nach ein Interesse
daran, dass das Hotel in Familienhand bleibt. Die Angst vor dem Hotelverkauf könnte
ein Motiv gewesen sein, ihren Ehemann umzubringen. Als weiteres Mordmotiv käme bei
ihr Eifersucht auf die neue Lebensgefährtin in Betracht. Spätestens, wenn sie spitzbekommen
hätte, dass ihr Noch-Ehemann im Begriff gewesen war zu heiraten, hätte sie ihre
Felle

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