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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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Giftschleim absondern, und falls Bettina eine kleine Wunde an ihrer Hand gehabt
hätte, wäre das ihr sicherer Tod. Aber Bettina zeigte keine Angst.
    »Einer von
euch beiden ist Klaus, der andere Maja. Also, ich nehme mal an, der Kleinere hier
ist Klaus«, sagte sie, hatte ihn schon auf der Handfläche und hielt ihn in Livs
Richtung.
    Sie wagte
sich näher heran.
    »Ja, okay,
er ist niedlich«, ließ sie sich entlocken.
    Das war
er wirklich. Starr und unbeweglich saß er da, wie aus Porzellan wirkte er. Unecht
machte ihn auch seine unnatürliche Farbe. Solch ein Stahlblau mit kleinen schwarzen
Flecken kannte man aus der Tierwelt sonst nicht. Lediglich seine kleine Kehle bewegte
sich in schnellen, rhythmischen Bewegungen und zeigte, dass er tatsächlich lebendig
war. Seine winzigen Füße und Hände hatten keine Schwimmflossen, nur filigrane Zehen
und Finger, am Ende zu Mini-Tellern ausgeformt. Er sah aus wie blank poliert, sauber
und glänzend.
    »Solch ein
hilfloses Geschöpf würde ich niemals quälen. Denn es ist Quälerei, aus ihnen den
Schleim zu kriegen«, erklärte ihr Bettina. »Sie produzieren ihn nur, wenn sie sich
einer lebensbedrohlichen Situation ausgesetzt fühlen, zur Rettung ihres eigenen
Lebens, nicht zum Töten. Wenn jemand sie verspeisen will, spuckt er sie dann meist
wieder aus, weil das so schrecklich schmeckt. Die Menschen haben sie zu Mörderfröschen
gemacht. Sie halten sie über Feuer oder spießen sie auf, damit sie in Todesangst
den Schleim produzieren. Diesen Schleim schmieren sie auf die Pfeile und schießen
damit Hirsche oder Affen ab, die ihnen als Nahrung dienen.«
    »Also doch.«
Liv fühlte sich bestätigt. »Diese Frösche können töten. Wenn auch der Mensch erst
etwas mit dem Gift anstellt, aber der Frosch könnte dich jetzt auch töten.«
    »Nein, das
ist unmöglich. Mit den Bakterien auf meiner Hand in Berührung zu kommen, ist für
ihn gefährlicher. Auch dieser Transport in den provisorischen Terrarien kann sie
ihr Leben kosten. Hör zu, Liv: Erstens ist er an mich gewöhnt und zweitens sind
dieses hier Nachzuchten. Dieser kleine Klaus stammt nicht aus dem Urwald. Aber selbst
die Frösche, die im feuchten Urwald gelebt haben, sind nicht mehr lange giftig.
Denn in freier Natur ernähren sie sich vorwiegend von Getier, das ihr Gift mit Alkaloiden
anreichert. Wenn sie diese Nahrung nicht regelmäßig zu sich nehmen, sind sie auch
nicht mehr giftig. Und da sie von mir hier andere Leckereien wie Larven und Würmchen,
manchmal harmlose Hausfliegen und deutsche Waldameisen bekommen, sind sie auf die
Dauer ungiftig geworden. Ihr Schleim täte keiner Fliege mehr etwas zuleide, obwohl,
einer Fliege vielleicht doch. Abgesehen davon, fühlten Klaus und Maja und auch die
zwei gelben Frösche Caesar und Kleopatra im anderen Terrarium bei mir noch nie Todesängste,
warum auch.«
    »Okay, mag
dies für deine vier glücklichen Giftfrösche gelten, das sollen andere überprüfen.
Aber die theoretische Möglichkeit bleibt bestehen, dass in Deutschland in einem
Terrarium Frösche gehalten werden, die Gift produzieren, wenn sie jemand ständig
mit dem entsprechenden Gift bringenden Futter mästet«, resümierte Liv.
    Dem setzte
Bettina entgegen, dass sie nicht wüsste, wie sie an solche Nahrung herankommen könnte.
Sie züchte flügellose Fruchtfliegen selber. »Das ist ganz einfach«, erzählte sie
stolz, »nur etwas Hefe, Zucker, Watte und die Tiere vermehren sich wie die Fliegen.«
Sie lachte. »Du kannst dieses Futter aber auch kaufen, giftiges Futter dagegen ist
doch sicherlich verboten.«
    »Jemand,
der plant, einen Menschen umzubringen, wird sicherlich nicht nach Verboten fragen«,
mahnte Liv.
    Etwas enttäuscht,
setzte Bettina ihren Klaus zu Maja zurück. Sie nahm das Tablett mit den zwei Terrarien
und wollte gehen.
    »Aber sieh
es doch mal positiv. Frösche gelten in den meisten Kulturen als Glücksbringer. Und
das Gift seiner wilden Verwandten kann auch heilen. In der Medizin wird eifrig geforscht,
um daraus Mittel gegen Herz- und Gefäßkrankheiten zu entwickeln, auch Anästhetika
gibt es schon aus Batrachotoxin.«
    »Du kennst
dich ja bestens aus, was weißt du denn noch so über Giftfrösche?«
    »Du musst
dir als Halter dein eigenes Wissen aneignen, auch bei Krankheiten kannst du nicht
mal eben zum Tierarzt um die Ecke gehen. Die wenigsten kennen sich mit Dendrobaten
aus. Wir Froschhalter tauschen uns intensiv aus, auch übers Internet. Neulich hatte
einer graue Flecken, ein

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