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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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Pilzbefall, den muss ich natürlich schnell selbst behandeln,
genauso einen Darmvorfall.«
    »Einen was?
Solch ein kleines Ding hat so ekelige Sachen? Auch das noch!«, wandte Liv ein. Das
war für sie ein Grund mehr, sich so etwas nicht zuzulegen. Aber eines musste sie
noch anmerken: »Sag, Bettina, wenn man sich so gut informiert hat und sich austauscht
mit anderen Fachleuten, gibt es da nicht doch eine illegale Ecke, ein Forum, das
sich Kriminelle für ihre Zwecke zunutze machen?«
    »Nicht,
dass ich wüsste«, sagte Bettina.
    Das konnte
Liv kaum glauben, aber Bettinas Blick verriet keine Unsicherheit.
    »Sie sind
wirklich sehr süß, deine bunten Hausfröschlein«, versuchte Liv, sie wieder etwas
aufzubauen. »Was sind das denn für goldgelbe?« Sie wirkten fast etwas schmutzig
im Gegensatz zu ihren blank polierten blauen Artgenossen.
    Bettina
schaute Liv an und mit einem stolzen Glanz in ihren Augen sagte sie: »Die gelben
sind in der Natur die giftigsten aller Froscharten. Phyllobates terribilis heißen
sie, übersetzt: schrecklicher Giftfrosch. Ihr Hautsekret ist 20mal giftiger als
das aller anderen Froscharten. Mit nur einem Frosch kannst du ein ganzes Dorf ausrotten.«
    Liv erinnerte
sich der Worte von Schencks. Sie wich zurück, als Bettina, ihre Frösche anlächelnd,
an ihr vorbei hinausging. Diese beiden hatte Bettina nicht zu Demonstrationszwecken
herausgeholt.
    Eins wollte
Liv noch wissen: »Quaken die?«
    Bettina
stoppte im Gehen, einer der kleinen Blauen im Glaskäfig hielt sich am Moos fest.
»Unterschiedlich, aber es ist mehr so ein Trillern oder Schnarren. Meist angeregt
durch den kleinen täglichen Regenschauer im Terrarium.« Liv grinste und dachte an
Franks Bemerkung über die Agilität der Frösche im Regen.
    »Nein,«,
fügte Bettina an, »diese Fröschen quaken nicht. Zumindest nicht so, wie wir das
kennen.«
    Warm werden
könnte Liv mit diesen kalten, leblosen Tieren wohl nie, da musste man schon eine
seltsame Ader haben, fand sie jedenfalls.

58
     
    Fünf Minuten war Liv nun über die
Zeit für ihre Gesichtsbehandlung, auf die sie sich so sehr gefreut hatte. Hoffentlich
konnte sie ihre rote Nasenspitze überschminken oder die Rötung wegmassieren lassen.
Also rannte sie los, durch den langen Gang zum Wellness-Bereich, hinein ins Warme.
Fast wäre sie mit einer langsam daherstolzierenden üppigen Dame zusammengestoßen,
die sie böse anschaute. Livs Entschuldigung folgte im Laufen, mit einer Vollbremsung
kam sie zum Kosmetikraum, der offen stand, wohl schon vorbereitet. Dieses Mal war
es nicht Virginia Perle, die auf sie wartete, sondern eine junge Kollegin.
    ›Sehr jung‹,
dachte sie skeptisch. »Wo ist Virginia?«, fragte Liv.
    »Sie ist
nebenan in einer Behandlung, das tut mir leid«, sagte das Mädchen. »Aber ich bin
auch ausgebildete Kosmetikerin, Sie können sich ruhig auch mir anvertrauen.«
    Sie stellte
sich vor mit Julia, die heutige Vertretung von Virginia. Sie springe als Aushilfe
hier ab und zu ein.
    Hatte Virginia
Perle zu viel mit Liv geplaudert? Hatten die Geschwister dies spitzgekriegt und
sie deshalb gegen ein stummes Kind ausgetauscht? Oder war es nur wegen der Terminverschiebung
wegen des nächtlichen Überfalls?
    Julia war
erst 19 Jahre alt, sah aber aus wie 15. Wirkte etwas scheu, konnte Liv nicht in
die Augen schauen. Hatte auch sie etwas zu verbergen? Eine Frage, die in diesem
Hotel nahezu jeder mit Ja beantworten könnte.
    Während
sie ihre Materialien zusammenstellte, fragte Liv sie aus, aber alle Fragen über
die Hotelleitung oder Kollegen beantwortete sie mit »ich weiß nicht«. Kurz waren
ihre Sätze. Sie redete sich wie auswendig gelernt damit heraus, dass sie noch nicht
oft hier im Hotel war und somit nicht gut Bescheid wusste über die internen Abläufe.
So wurde nichts aus dem Verhör. Dann konzentrierte Liv sich eben ganz auf ihre Erholung,
sie hatte es nötig.
    Sie machte
es sich auf dem Liegestuhl bequem. Kerzen und Stimmungsmusik waren vorbereitet,
das hatte Julia gut von ihren Kolleginnen übernommen, der erdige Kräuterduft von
der Duftlampe entspannte Liv, es konnte losgehen.
    Julia war
gut von Kollegin Perle geimpft. Denn sie erklärte Liv ihr Vorgehen mit glasklarer,
leiser Stimme. Es klang alles wieder wie frisch aus einem Buch auswendig gelernt,
oder vorgelesen, ganz ohne Betonung.
    »Heute möchte
ich Ihnen etwas Neues vorstellen, Sie bekommen eine pflegende Regeneration aus reiner
Natur. Unsere Neandertal-Maske mit Erde aus dem nahe gelegenen

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