Frösche: Roman (German Edition)
zurück.«
»Ich denk nicht im Traum dran! Ich lass doch das Kind nicht unter deinen Händen sterben. Du bist für die Vaterrolle ungeeignet!«
»Ihr verdammten Scheißweiber! Waschlappen! Ihr doppeltgeschwänzten Zwitter, Monster, ihr! Die es nicht zuwege bringen, selber Kinder zu kriegen! Deswegen sollen dann andere auch keine haben! Weil ihr selber keine kriegen könnt! Deswegen vergreift ihr euch an den Kindern anderer Leute und nehmt ihnen ihre Kinder weg!«
»Nase, halt dein Drecksmaul! Was fällt dir ein!« Ich kochte vor Zorn. »Uns das Herdgottfest verderben und unser Haus verwüsten wollen? Nur zu! Schmeiß den Stößel in den Wok!«
»Du glaubst doch nicht etwa, ich trau mich nicht?«
»Schmeiß ihn rein!«
»Wenn ihr mir nicht sofort mein Kind wiedergebt, bin ich zu allem fähig, Mord und Totschlag und Brandstiftung!«
Vater, der die ganze Zeit über im Schlafzimmer geblieben war und sich nicht gemuckst hatte, kam heraus und sagte: »Mein Junge, so wahr ich hier – bei meinem Bart – der Älteste bin, so wahr ich mit deinem Vater seit langen Jahren immer gute Freundschaft pflege, ich sage dir jetzt eins: Leg den Stößel weg!«
»Dann sag ihm, er soll mir mein Kind wiedergeben.«
»Es ist dein Kind. Keiner kann dir dein Kind wegnehmen«, erklärte mein Vater. »Aber du musst mit den beiden alles in Ruhe besprechen. Denn wären sie nicht gewesen, wäre dein Kind längst seiner Mutter gefolgt.«
Chen Nase schmiss den Stößel auf den Boden, setzte sich wieder auf die Türschwelle und begann laut zu weinen. Ohr klopfte ihm die Schulter und rief tränenüberströmt: »Papa! Du sollst nicht weinen!«
Als ich das mit ansah, musste ich schlucken und spürte, wie auch mir die Augen feucht wurden: »Kleiner Löwe, ich denke, wie sollten ihm sein Kind wiedergeben.«
»Glaubt bloß nicht, dass ich das tue! Wie ein Findelkind habe ich Augenbraue aufgelesen und zu mir genommen!«
»Ihr seid gemein und böse! Es ist Unrecht, mir mein Kind nicht wiederzugeben«, lamentierte Nase.
»Hol deine Tante«, wies mich mein Vater an.
»Nicht nötig. Bin schon da!«, rief Gugu von draußen.
Ich stürzte sofort vor die Tür, um sie wie einen Retter in der Not hereinzuholen.
»Nase, steh auf! Das hätte noch gefehlt, dass du den Stößel in den Wok wirfst! Das hätte ich mit eigenen Augen sehen wollen!«, herrschte meine Tante ihn an.
Brav erhob sich Nase sofort.
»Nase, weißt du, welches Verbrechen du begangen hast?«, fragte Gugu ihn in messerscharfem Ton.
»Welches Verbrechen habe ich begangen?«
»Du hast dich des Verbrechens der Kindesaussetzung schuldig gemacht. Wir haben die kleine Augenbraue mitgenommen. Wir haben sie mit Reisschleim und Milchpulver gefüttert und haben sie gerettet. Über ein halbes Jahr ist vergangen und du hast dich hier nicht ein einziges Mal blicken lassen. Diese Tochter hast du gezeugt. Da besteht kein Zweifel. Aber bist du ihr auch ein Vater gewesen?«
Nase brummelte: »Sie gehört sowieso mir.«
»Gehört dir?«, fragte Kleiner Löwe barsch. »Frag sie doch mal, ob ihr das recht ist. Wenn sie es möchte, kannst du sie mitnehmen!«
»Ich werde besser nicht mit dir reden, denn mit dir kann man nicht vernünftig reden.« Dann sagte Chen Nase, Gugu zugewandt: »Ich habe einen Fehler gemacht. Ich sehe es ein und werde mich bessern. Bitte gib mir meine Tochter zurück!«
»Kein Problem«, erwiderte Gugu sofort. »Aber zuerst gehst du zur Kommune, bezahlst das Bußgeld und beantragst für dein Kind einen Eintrag im Melderegister.«
»Wie hoch ist das Bußgeld?«, fragte Nase.
»Fünftausendachthundert Yuan«, antwortete Gugu.
»So viel? Ich habe nicht so viel Geld!«
»Du hast kein Geld? Dann schlag dir das mit dem Kind aus dem Kopf.«
»Fünftausendachthundert Yuan habe ich nicht, mein Leben kann ich anbieten.«
»Dein Leben kannst du behalten. Genauso wie du dein Geld behalten kannst zum Saufen, zum Fleischessen und für den Puff.«
»So was habe ich nie getan.« Aus Scham und Wut brüllte Chen Nase jetzt wieder. »Ich werde euch anzeigen! Wenn ich bei der Kommune damit nicht durchkomme, gehe ich vors Kreisgericht. Wenn ich beim Kreis den Prozess nicht gewinne, geh ich vors Provinzgericht. Wenn ich da nicht gewinne, klage ich vor dem Obersten Volksgerichtshof der Volksrepublik China!«
»Und wenn es beim Obersten Gerichtshof auch nicht klappt?« Gugu lachte kalt. »Dann gehst du zum Internationalen Gerichtshof der UNO nach Den Haag!«
»Zur UNO , klar. Zur UNO kann
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