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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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Verkaufslizenz zu überprüfen, die er mit einem Zähnefletschen vorzeigte. Einer der Beamten sagte, er wäre vielleicht daran interessiert, einen echten Radiergummi zu kaufen, aber als er den Preis hörte, lachte er. »Behalten Sie ihn!« rief er und ging.
    Der Schnee fiel dichter. Er ging zu anderen Ecken in verschiedenen Vierteln der Stadt und bot die ganze Nacht seine Artikel feil. Aber niemand kaufte etwas.
     
    Originaltitel: »Merry Xmas Post/Gute«
    Copyright © 1970 by Ultimate Publishing Co.
    (erstmals erschienen in »Amazing Stories«, Januar 1970);
    mit freundlicher Genehmigung des Autors
    Copyright © 1989 der deutschen Übersetzung by
    Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von
    Michael Iwoleit

 
    David R. Bunch
     
    Trainingsgespräch Nr. 12
     
    Es war Dezember, und Schneeflocken schwebten wie Federn gegen unsere schmutzigen Fenster herab, wie Milliarden ausgebleichter, unfruchtbarer Samenflöße von einem großen Eisbaum im Himmel, dachte ich manchmal – dahintreibende Teilchen der größten Düsternis und Kälte der Welt, dachte ich manchmal. Aber die Luft draußen war voll vom harschen Klingen und Klirren der Dinge, und seit Wochen hatten die Programme, wenn ich sie für Nachrichten aus aller Welt und Wetterberichte einstellte, ein paar Worte über das Schreckliche Ding einfließen lassen. Kleinschwesterlein an ihrem Puppenbett und Kleinbrüderlein bei seinen Soldaten und Abschußrampen hatten sich umgedreht und bei jeder kleinsten Erwähnung des Schrecklichen Dings, die ich zuließ, bevor ich den Knopf weiterdrehen konnte, mit einer Art erschrockener Scheu und zugleich Hoffnung hergesehen. Kleinschwesterlein, dachte ich unweigerlich, sah manchmal wie ein abgemagertes kleines Eichhörnchen aus, ihr schmales Gesicht und die seltsam stumpfe Nase drückten sich eng an die Hecken ihres ungekämmten, flachsfarbenen Haars; und Kleinbrüderlein muß wie ein abgemagerter Schwergewichtsboxer im Miniaturformat ausgesehen haben mit seinem schönen, kantigen Körperbau, den kräftigen Beinen und der bullenartigen Miene, unvereinbar geworden mit der Dürre und Knöchernheit, die direkt unter seinem Hals rings um seine Schlüsselbeine anfing und sich wie eine Blaupause der Armut über seine wohlgewölbten Rippen ausbreitete. Zum Teufel, ich ernährte sie gut genug. Aber manchmal dachte ich, sie seien nicht glücklich und vielleicht sei Unzufriedenheit der Grund dafür, daß sie nicht zunahmen. Aber wir waren nicht hierhergekommen, um glücklich zu sein. Nein! Wir kamen hierher, um zu wissen!
    »Kleinschwesterlein! Kleinbrüderlein!« rief ich. »Laßt die Puppen und die Abschußrampen liegen und kommt her!« Sie kamen und als sie sich aufmerksam aufgestellt hatten, leicht vor mir zitterten, sagte ich: »Nein, es geht diesmal nicht um Porträts. Es geht um ein Trainingsgespräch. Und ich hatte nach einer Möglichkeit gesucht, dieses zu vermeiden. Zum einen, weil es einfach kein Trainingsgespräch wert ist, und zum anderen, weil es so mit den vielen anderen Lektionen verknüpft ist, die ich euch als einziges euch treu gebliebenes Elternteil werde erteilen müssen, daß es alles irgendwie weitschweifig erscheinen muß. Ich glaube wirklich, wenn wir diese Sache hinausschieben könnten, bis ich mit euch all die anderen Gespräche geführt hätte, und ihr das Gesamtbild dieser Lebenssituation sehen könntet, in die ihr später gedrängt werdet, stünde dieses Trainingsgespräch über die Jollies überhaupt nicht zur Diskussion. Wäre unnötig, meine ich. Aber immer wenn ihr ein bestimmtes Wort hört, dieses schreckliche Wort, oder irgendeine Anspielung darauf, seht ihr beide mich an. Kleinschwesterlein sieht mich an wie ein Eichhörnchen aus einer schmutzigen gelblichen Hecke im Herbst, und Kleinbrüderlein, du siehst mich an, als ob du dich an etwas erinnertest. Vielleicht erinnert ihr euch beide an etwas. Auf jeden Fall könnt ihr sehen, wie ihr mich zum Handeln zwingt.«
    »Das wollten wir nicht, Papa«, sagte Kleinbrüderlein. Er fünfeinhalb. »Ich bin sicher, daß wir das nicht wollten, Vati«, sagte Kleinschwesterlein, die etwas über vier war.
    »Schon gut! Ich glaub’s euch ja. Wir wollen uns nicht darüber streiten. Jedes Jahr um diese Zeit passiert etwas. Vielleicht habt ihr es schon bemerkt, als ihr groß genug wart, um euch daran zu erinnern. Und vielleicht erinnert ihr euch – zumindest du, Kleinbrüderlein – an eine Zeit, als eure Mutter … Aber genug davon!« Ein

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