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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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Kleinen.«
    »Berichte, Venus!« riefen Terry I und Terry II.
    »Es war, als die große Sumpfschlange vom Himmel herabkam, mit einer Sumpfratte für jedes Kind, das lieb gewesen war.«
    »Und dann?« fragte der Kapitän, enthielt sich aber weiterer Kommentare, obwohl sich seine callistische Seele gegen den Gedanken an ein kringelndes Weihnachten mit nachlässig verpackten, lebendigen Sumpfratten sträubte.
    »Dann aßen wir sie selbstverständlich auf. Und spielten Ringelspiele.«
    War das konstruktiv? fragten sich alle anderen. Was sollten sie tun, wenn sie ankommen würden? Umkehren und hoffen, daß die Admiralität inzwischen alles vergessen hatte? Was meinten Mars und Alfie dazu? Mars setzte sich auf und sagte schläfrig:
    »Alfie habe ich heute morgen gesehen. Er sitzt in einer Ecke und ist den Tränen nahe, Kapitän. Er denkt an die Weihnachtsabende zu Hause auf Alfa Centauri.«
    »Hat sich denn Weihnachten auch bei ihm ins Gehirn geschaltet? Eigentlich ist das nicht so abwegig, schließlich wohnen wir so dicht beieinander in diesem Niedrigspannungsschiff, aber trotzdem; ich hatte immer geglaubt, daß die Alfalfornos immer nur Gleichungen lösten, wenn sie feierten.«
    »Der Kapitän weiß doch wohl«, sagte Mars vorwurfsvoll, »daß sich Weihnachten alle bei ihnen versammeln und die große Weihnachtsgleichung lösen, die sie in dieser Nacht von einem bestimmten Sektoren am Sternenhimmel holen. Dann wird der Gewinner ausgerufen und wird selbst zu einem Sternbild, während sich alle Toten des Geschlechtes eine halbe Umdrehung in ihrem Knochenhaus wenden … das ist immer sehr feierlich und schön, sagt Alfie.«
    Der Kapitän sah sich verzweifelt um. Dasselbe Weihnachten, so viele verschiedene Weihnachten. Und wenn er nachdachte, gab es allein bei ihm zu Hause auf Callisto geringe, aber sehr entscheidende Varianten der Weihnachtsfeier, je nach Lebensform. Seine Unsicherheit machte ihn sarkastisch.
    »Wer will den schon ein Sternbild werden, solange es Mondbilder gibt«, sagte er abweisend. »Und ihr auf Mars, Mars? Was macht ihr an Weihnachten? Ordentlich zuschlagen, versteht sich, so richtig gemütlich im alten marsianischen Stil: allgemeine Schlägerei und Massenbegräbnisse zum Dessert, oder?«
    »Der Kapitän ist wie immer recht wohlinformiert«, bekannte Mars. »Aber ich muß protestieren, was gewisse Details betrifft …«
    »Es war nur einer dummer Scherz von mir«, sagte der Kapitän und bereute seine Sticheleien. »Berichte mehr!«
    »Ich wollte nur sagen, daß es früher noch feierlicher zuging. Damals bekam jede Gruppe ihren eigenen Kanal, denn so stand es in den alten Schriften geschrieben. Und alle Menschen schöpften Wasser aus den großen öffentlichen Kanälen und füllten damit ihre eigenen Weihnachtskanäle auf. Aber dann kam die Zeitrechnung durcheinander, weil ein Stern schneller zu wandern begann, so daß Weihnachten immer öfter anstand. Die Leute holten mehr und mehr Wasser in ihre kleinen Kanäle, um zwischen Krieg und Begräbnis ordentlich weihnachtsbaden zu können, so wie es Vorschrift war, und dann kam es, wie es kommen mußte.«
    »Oh«, sagte der Kapitän. Ihm ging ein Licht auf. »Ach deshalb ist …«
    Mars nickte und sagte düster: »Schließlich leerten wir diese verdammten Weihnachtskanäle, Kapitän. Das war unser Verhängnis. Der eine Tropfen gab den anderen. Wir waren eine schöne Weltraumrasse gewesen, jetzt waren wir darauf angewiesen, des Universums Miet-Rowdies zu werden, die in den Raumhäfen aller Imperien Arbeit suchten. Und daheim trotteten die alten Leute zwischen ihren leeren Kanälen herum. Es war ein Elend.«
    Er brach fast zusammen. Aber glücklicherweise nur fast, denn ansonsten hätte er bestimmt ein Loch in den Boden des Raumschiffs geschlagen.
    »Alle mal herhören!« rief der Kapitän. Sie nahmen sich zusammen, obwohl Mars noch eine Weile über »die glücklichen Zeiten, als der große Kanal von Blut und Sperma überschäumte unter den ewigen Sternen« jammerte. Venus versuchte, ihn zu trösten.
    »Laßt uns sehen«, seufzte der Kapitän. »Haben wir denn keinen gemeinsamen Nenner?«
    »Beinahe hätten wir das Wichtigste vergessen«, sagten Terry I und Terry II. »Ein Kind, daß in einem Stall geboren wurde.«
    »In einem Gestell? Selbstverständlich, so werden doch alle Kinder geboren«, sagte der Kapitän callistozentrisch.
    »In einem Stall«, verbesserten sie. »Eine Einrichtung zur Unterbringung von Vieh, bis es geschlachtet wird.«
    »Bizarr«,

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