Frohes Fest!
murmelte der Kapitän. »Aber ja, ich verstehe – wie wir, als wir für die Erdbewohner Baracken gebaut haben, nachdem wir sie mit unseren fliegenden Untertassen mit zu uns nach Hause gebracht hatten. Nur zu, wir nehmen das mit, um eine komplette Liste zu bekommen.«
Aber ehe sie zu Auswertung gelangten, waren sie schon angekommen. Stockendes Sternenbrausen. Leichte Übelkeit. Wieder schwebten sie im Raum kalter Fakten. Vor ihnen, unter ihnen, glänzte schneeweiß der Weihnachtsasteroid, den sie gesucht hatten. Sie schleusten sich aus, gingen umher. Da und dort Kufenspuren, ansonsten Leere und Öde. Mitten aus dem Nichts ragte eine Art Kiosk empor, umgeben von Schildern, die alle in die gleiche Richtung wiesen: Weihnachten. Alles war so offensichtlich geschlossen. Wenn Weihnachten eine Botschaft war, konnte sie sich nur nach innen gekehrt haben. Es gab Türen, die man öffnen konnte, aber alle Anweisungen waren verwittert. Wahrscheinlich, so kommunizierten sie schrill miteinander, mußte Weihnachten auf eine Religion zurückgehen. Aber der Vorschlag von Terry I, daß es sich um eine von der Erde ausgewanderte Ursprungsreligion handeln könne, von der nur ein Traum von Geschenken und dem unverbindlichen Öffnen der Pakete übriggeblieben sein sollte, wurde entrüstet niedergestimmt, da sich alle darüber einig waren, daß die Terries nie besonders religiös gewesen waren. Alfie schlug vor, daß das Ganze nur ein Scheinproblem sei, das seinen Grund darin habe, daß man auf Imperiolingo denselben Begriff für völlig unterschiedliche Sitten und Gebräuche verwende. Mars schlug vor, den Weihnachtskiosk zu stürmen, und Venus meinte, man solle sich langsam, aber sicher an den Kiosk herankringeln.
Alle verspürten Unbehagen angesichts einer möglichen Lösung für etwas, das sie am liebsten auf sich beruhen lassen wollten, als wäre Weihnachten das letzte irrationale Moment in einem vernünftigen Universum, wo Geben wirklich nicht seliger machte als Nehmen, und als wenn sie jeden Augenblick vor Angst davor sterben würden, dieses letzte Paket – Weihnachten selbst, komplett mit Gebrauchsanweisung – zu öffnen.
Vielleicht würden sie nur Leere in dem Kiosk vorfinden, oder ausgerissene Zeitungsseiten aus dem vorigen Jahrhundert. So lange sie aus verschiedenen Orten zueinander finden konnten und über einen unvernünftigen Traum einer Meinung waren, konnten sie sich auch ihre Kindheit von der Geburt bis zum Tod bewahren, ohne sich wie Maschinenteile zu fühlen, die irgendwann weggeworfen werden, Bestandteile, die schon auf das laufende Rollband des Nichts geworfen sind.
Also zögerten sie. Der Kapitän schien mit der Frage beschäftigt, ob sie das Raumschiff abgeschlossen hatten oder nicht. Alfie klagte über die Kälte, die durch Mark und Bein ging, eine psychische Kälte, eine wiedererwachte Angst. Venus schwebte raschelnd und unzufrieden hin und her, die üblichen Zentimeter über dem Boden. Mars hustete dumpf und bat um weitere Anweisungen.
»Wir wissen nicht, warum wir hier sind«, sagte der Kapitän. »Ist es am besten, Weihnachten so zu lassen, wie es ist? Nur einen Blick darauf zu werfen, gucken, ob der Kiosk immer noch funktioniert?«
»Am besten gar nicht erst daran herumfummeln«, sagten die beiden Terries.
»Ja, aber das hier ist wahrscheinlich ein besonderer Erinnerungsasteroid«, sagte der Kapitän, »einer, wo man sämtliche Heiligabende des Universums gesammelt hat, so wie man sie bis in alle Winkel des Kosmos zu feiern pflegte. Ein Heiligabend, der alle anderen begrenzteren Heiligabende in sich aufzunehmen und in den Schatten zu stellen vermag. Und auf dem Grund des Ganzen finden wir vielleicht eine kurze Beschreibung über den Ursprung Weihnachtens und dessen praktischen Wert. Dort hinten kommen wir hinein.«
»Hauptsache, wir kommen wieder heraus«, rasselte Venus.
»Dort hinten kommen wir hinein«, wiederholte der Kapitän mit neu erwachter Entschlossenheit. »Denn genau darum geht es vielleicht. Die Admiralität hat entschieden, die Weihnachtsfeierlichkeiten einander anzugleichen. Man soll nicht alles Beliebige weggeben oder sich davon beeinflussen lassen, was die Nachbarn haben wollen. Wir sollen uns zu einem geregelten Weihnachten durchringen, wo alle das gleiche schenken. Das soll heißen: Genau gleich viel geben und entgegennehmen, so daß man es genauso gut bleiben lassen kann. Ein Weihnachten, wo sich alle den gleichen Weihnachtsschmuck anschaffen und sich nach einer
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