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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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Eingewöhnungsphase damit zufrieden geben, gemeinsam ein kollektives Bild des Schmucks zu sehen, ohne ihn selbst mit nach Hause schleppen zu müssen. Wenn Weihnachten schon eine Institution ist, kann es noch mehr institutionalisiert werden. Ein Weihnachtsasteroid sollte uns logischerweise dabei helfen können, die Feierlichkeiten zu kultivieren und die Kulturunterschiede auf diese Weise zu überbrücken. Wenn man nur dafür sorgt, daß diese unnötigen pittoresken Details vom Programm gestrichen werden, – eine Sumpfratte hier, eine Krippe dort – dann kann Weihnachten zur intergalaktischen Verständigung beitragen. An die Arbeit!« rief der Kapitän entzückt, stieß aber nicht auf besonderen Enthusiasmus.
    »Ein Weihnachten ohne Sumpfratten?« maulte Venus.
    »Ohne anständige Hiebe zu bekommen und auszuteilen?« fragte Mars.
    »Ohne die große Weihnachtsgleichung?« fragte Alfie.
    »Ohne die Schnabelspiele?« fragte der Kapitän sich selbst, sein Schnabel zuckte und das dritte, mittlere Auge verschleierte sich in heimlicher Trauer.
    »Befehl?« fragte Mars mürrisch. Er wußte, daß er losgeschickt werden sollte, um der Gefahr ins weiße Auge zu sehen, – wenn es denn eine gab.
    »Der Asteroid kann falsch ausgeschildert sein. Das ist schon vorgekommen«, sagte Terry II, der vor Kälte zitterte. »Außerdem ist es auch möglich, daß Weihnachten zu jener Zeit etwas ganz anderes bedeutet hat. Ich meine, dieser Kiosk hier ist schließlich nicht erst gestern gebaut worden.«
     
    Da standen sie, mitten in Sterngeglitzer und zischendem Steinfall. Es knarrte unter ihren Füßen, der Kiosk ragte über ihnen empor. Sie schickten Mars mit dem Auftrag los, auf alles, was herausragte, zu drücken. Erschrocken hörten sie plötzlich eine schnarrende Stimme in ihren Kopfhörern widerhallen. Mars hatte den ersten Hebel gefunden. Offensichtlich hatten sie die Einrichtung aktiviert.
    »Dort stand die verirrte Schar auf dem gefrorenem Schnee«, raspelte die Stimme, »und hörte das Echo ihrer eigenen knirschenden Schritte auf dem verschneiten Asteroiden, der Weihnachten genannt wird. Dunkle Bilder aus der Kindheit melden sich in Schlangenherz und Menschenbrust. Einer von ihnen, ein Besatzungsmitglied von der Erde, fand, daß die große Winterstraße selbst einem mächtigen kommunalen Christbaum glich …«
    »Der verdammte Kiosk versucht, sich bei uns einzuschmeicheln«, sagte der Kapitän.
    »Wir können uns doch wenigstens anhören, was er zu sagen hat«, zischte Venus. Aber der Kiosk verstummte genauso plötzlich, wie er zu sprechen begonnen hatte.
    »Was ist passiert?« rief der Kapitän.
    »Ich habe noch mal an dem Hebel gezogen«, sagte Mars. »Ich hatte keine Lust mehr auf diesen Berichterstatter?«
    »Falls es noch mehrere von diesen Hebeln gibt, dann probier auch die aus. Wir können schließlich nicht den ganzen Tag hier herumstehen. Wir müssen zurück und uns über den Bericht einige werden«, sagte der Kapitän. »Mach schon!«
    Zuerst hörten sie eine neue Stimme aus dem Kiosk. Sie wurde von verschiedenen Schellen- und Glockentönen begleitet.
    »Guten Tag, ich bin der staatliche Weihnachtsautomat! Geht ruhig ein paar Schritte nach vorne, dann setzt ihr den Weihnachtsapparat in Gang. In dem Schuppen dort hinten gibt es alle galaktischen Weihnachten. Schaltet ein, was ihr wollt, hier gibt’s Festessen für alle Mäuler!«
    »Hört ihr die Schelle?« flüsterte Venus. »Es war wie ein Echo der alten Ringeltänze auf Venus.«
    »Wie ein Widerhall aus den rasselnden Gebeinhäusern unserer Vorväter!« sagte Alfie genauso gerührt.
    Der Kapitän lachte kurz. »Ich selbst hörte deutlich Klänge unserer alten Weihnachtslieder von Callisto«, sagte er und summte ein Weilchen mit. »Wenn alles ausgesoffen ist, dann gehn wir zu Jupiter …«
    Terry I schüttelte den Kopf. »Dort sind die alten Glocken aus dem Dom zu Lund, die über die Ebenen von Schonen donnern«, sagte er sichtlich bewegt und Terry II nickte zustimmend.
    »Still jetzt! Da kommt noch mehr«, flüsterte der Kapitän, und nach kurzem Ächzen und Stöhnen fuhr die Kioskstimme fort:
    »Wählt das Programm selbst. Geniert euch nicht! Ein Weihnachtsbrauch sollte nicht untergehen. Hier haben wir Tiefgefrorenes für fromme Kannibalen, ihr braucht’s nicht zu zahlen, ob Tannenzweig oder Ringelreig’, hier ist alles im Nu bereit, bevor es zum nächsten Mal schneit.«
    »Mars«, rief der Kapitän im Befehlston. »Hast du diesen Schuppen mit dem Programmwähler

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