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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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zwei Frisbeescheiben auf einmal fangen könne.
    Die drei Könige traten ein und hatten Schwierigkeiten, sich durch die Menge zu kämpfen. Sie legten ihre Geschenke nieder und starrten auf das schlafende Kind.
    »Wir werden ihn Jomo nennen«, verschaffte sich Balthasar Gehör.
    »Du spinnst wohl!« wies ihn Kaspar zurecht. »Glücklicher Jomomas? Wir werden ihn Lao-Tse nennen. Das klingt gut, da ist Musik drin, das hat was Erhabenes.«
    Sie stritten sich eine ganze Weile darüber und einigten sich schließlich auf Christus, denn zusammen mit Jesus ergab es sieben und fünf Buchstaben, das würde in jedes Kreuzworträtsel passen.
    Doch immer noch, seit nunmehr zweitausend Jahren, hatten sie keine Bleibe. Sie starrten auf das schlafende Kind, das wie alle Kinder aussah: wie ein kleiner, weicher W.C. Fields, der fleckig vom Weintrinken geworden war, und Balthasar murmelte: »Mit einem Topf voller Gold wäre ich genauso glücklich«, und Kaspar sagte: »Glaubst du, es kommt jemand darauf, mir nach zweitausend Jahren einen Stuhl anzubieten«, und Melchior faßte alle ihre Hoffnungen und Träume für eine bessere Welt zusammen, als er sagte: »Hört mal, ist es nicht lustig, aber er sieht gar nicht wie ein Jude aus.«
     
    Originaltitel: »The Outpost Undiscovered by Tourists«
    Copyright © 1981 by The Kilimanjaro Corporation
    (erstmals erschienen in »The Magazine of Fantasy & Science Fiction«, Januar 1982); mit freundlicher Genehmigung des Autors und Thomas Schlück, Literarische Agentur, Garbsen
    Copyright © 1989 der deutschen Übersetzung by
    Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Florian F. Marzin

 
    Sven Christer Swahn
     
    Die Weihnachtskarte
     
    Frohe Weihnachten. Vielleicht nur ein Kartengruß? Besorge dir ein Raumschiff zum Fliegen. Und dann bewegen wir uns vorwärts, vorsichtig, über dunkle, mit Sternschnuppen gepuderte Abgründe hinweg, mitten in diese absoluten Leere hinein, die manchmal die ›Kinderstube der Eiweißmaterie‹ genannt wird. Irgendwann kommt eine Zeit, in der auch du wie aus dem Nichts entstehen wirst. Wenn du eine Erklärung für den weißbärtigen alten Mann mit dem pelzbesetzten, roten Mantel haben willst, dann hör dir folgende Weltraumgeschichte an:
     
    Keiner von ihnen wollte es zugeben, aber alle Besatzungsmitglieder dachten daran. Es existierte in vielen Verkleidungen. Stille breitete sich aus. Draußen bewegte sich ein unfaßbar paradoxes Universum, und vielleicht war die Schöpfung nur ein Spiegelbild ihrer eigenen Ausstrahlungskraft. Was weiß man schon darüber? Der Raumschiffpastor hatte sich schon, bevor sie so richtig auf Touren gekommen waren, am ersten besten Weltraumhafen abgesetzt. Mit Religion hatten sie nicht besonders viel im Sinn.
    Aber das ›andere‹, woran sie die ganze Zeit dachten, hatte eigentlich gar nichts mit Religion zu tun, oder vielleicht nur am Rande. Es hatte aber ein Eigenleben, wenn man so sagen will, losgelöst von der Sache an sich, so tief es auch nach innen wirken mochte. Es ging um ein Fest, das überlebt hatte. Ostern hatte sich in ein bunt bemaltes Ei verwandelt und Pfingsten in eine Friedensdemonstration. Und Weihnachten?
    Weihnachten gab es in allen Religionen, genau wie es die Kindheit in allen Rassen gab. Wie künstlich die Planeten, auf denen man landete, auch waren, auf keinem wuchsen die Bewohner rückwärts, und falls doch – wer konnte das wissen?
    Jemandem etwas zu schenken, das man am liebsten selbst behalten möchte, wie es an Heiligabend üblich war; das war allen intelligenten Geschlechtern des Universums genauso eingepflanzt wie die Tatsache, daß man von Tag zu Tag älter wurde.
    An Bord, wo telepathische Talente ausgebildet wurden, stellte sich der allen gemeinsame Traum ein, der, zeitlich exakt bestimmt und innerhalb der Grenzen des Sternenimperiums wohlgeordnet, an den Kapitän gekoppelt wurde. Der Kapitän, ein empfindsamer, aber aufgeschlossener Mann von Callisto, ging schon seit einer guten Weile in der Zeitlosigkeit an Bord herum und suchte nach etwas. Bald würde er aufgeben und so etwas ähnliches sagen wie: »Hat jemand mein Kuvert mit den streng vertraulichen Anweisungen gesehen?« Er sah sich mit seinen drei blauen Augen um, glitzernde Gaswölkchen im Blick.
    »Nein, Kapitän«, antwortete Terry I, Besatzungsmitglied von der Erde und leicht zu verwechseln mit Terry II. Beide hatten zwei Augen, zwei Beine und sprachen gerne mit gespaltener Zunge. Er fügte schnell hinzu: »Kapitän,

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