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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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will, in eine Welt bedeckt mit Wüstensand, die unter einem Nachthimmel lag, und wo drei Männer, Afrikaner oder Asiaten, anscheinend gerade ihr Lager aufschlugen. Einer von ihnen sprach ein passables Latein, das der Gelehrte aus Oxford trotz seines angetrunkenen Zustandes noch in der Lage war zu verstehen.
    Auch diese drei hatten festgestellt, daß ihre Welt durch eine Pappe begrenzt wurde und nach intensiven Nachforschungen diesen Zustand einem Ereignis zugeschrieben, das wahrscheinlich astronomischen Ursprungs war und tiefgreifende Veränderungen im Raum, womöglich auch in der Zeit nach sich gezogen hatte.
    Sie schlossen sich der Gruppe an, sehr zum Unwillen der anwesenden Damen, doch die Männer erweckten den Eindruck, gut erzogen zu sein, zumindest nach heidnischen Maßstäben, und wirklich, sie hoben mit ihren Erzählungen und fremdartigen Liedern die Stimmung der Gemeinschaft. Darüber hinaus waren sie ziemlich wohlhabend, ein Umstand, der Bedeutung gewann, als die Karawane der unwissenden Reisenden auf eine Gruppe von Schafhirten traf, die ganz allein in ihrer Welt war. Es gelang ihnen, einige Schafe zu kaufen, die der Kutscher, der auf einem Bauernhof groß geworden war, schlachtete und zubereitete. Die Schafhirten, von Geburt an mit der nomadischen Lebensweise vertraut, waren nach dem Passieren ihres Fensters unverzüglich weitergezogen und wußten von vielen schrecklichen Dingen zu berichten.
     
    »Fröhliche Weihnachten! Es ist Dein erstes! Viel Glück und jede Menge Spaß im Leben!« Mein lieber Jesus! Der fürchterliche Beagle!
     
    Riesige Kätzchen
    Wieviel kann ich verantworten hier niederzuschreiben. Der Kutscher phantasierte von vier riesigen Kätzchen mit blauen Schleifen um ihre Hälse und von einem Viereck, hinter dem ein riesiges Stück Hackbraten lag, das sie für ihre Verproviantierung benutzten. Sie stießen auf eine Reihe von Trinkgläsern, jedes höher als ein Haus, von denen man unter erheblichen Schwierigkeiten und unter dem Einsatz von Stricken und Palmzweigen als Leiter, herausfand, daß sie einen süßen Sherry enthielten, in dem der Gelehrte aus Oxford unglücklicherweise ertrank.
    Man begegnete einem polternden Riesen, bärtig und verrückt, der auf einem Hausdach saß. Dazu gesellten sich viele andere Dinge, zu schrecklich, um sie hier wiederzugeben. Männer, die nicht mehr als bunte Abziehbilder waren, und eine ganz in Weiß gehaltene Zeichnung eines Hundes, der die Gruppe argwöhnisch vom Dach seiner Hütte aus beobachtete, sowie Dinge, bei deren Erwähnung selbst ich als Wissenschaftler erröten müßte.
    Wie es aussieht, ist es dem Kutscher schließlich gelungen, sich von der Gruppe abzusetzen und allein seinen Weg über die Ebene zurückzufinden, in der Überzeugung, daß es ein besseres Schicksal für einen Christenmenschen sei, im Winter in den einsamen Bergen von Wiltshire zu sterben, als in einer Welt voller Abnormalitäten zu überleben.
    Keine Minute zu früh, denn als er in extremis über den seltsam glitzernden Schnee kroch, hörte er hinter sich wieder das beängstigende Knacken, und als er sich umdrehte, sah er die furchteinflößende, rechteckige Öffnung verschwinden. Sofort brach der eisige Wind und der Schnee über den Kutscher herein, doch ihm erschien es wie eine Wohltat nach der schrecklichen, warmen Welt der braunen Ebene. Und so, durch den erneut aufkommenden Blizzard taumelnd, wurde er gefunden …
     
    Inzwischen ist es völlig dunkel geworden. Die Weihnachtsliedersänger haben sich zurückgezogen; ich vertraue darauf, daß sie in ihre Häuser gegangen sind.
    Jetzt verläßt mich auch meine Haushälterin, nachdem sie mir noch die erstaunlichsten Neuigkeiten des Tages mitgeteilt hat. In der Nähe von Avebury ist ein Mohr auf einem Kamel festgenommen worden. In Swindon wurde ein Mann auf bestialische Weise in seinem eigenen Garten zu Tode gehackt, und das einzige, was man im Schnee finden konnte, waren die Spuren eines riesigen Vogels. Ein Reisender hat berichtet, daß er sogar hier in Chippenham eine Katze gesehen hätte, größer als ein Elefant, die über eine Hecke sprang und dann über die Felder verschwand. Sie hatte eine blaue Schleife um den Hals. Welche Monster haben Eingang in unsere Welt gefunden?
    Und ich, hier an meinem Schreibtisch, betrachte mein Spiegelbild in dem glänzenden Stück Lametta, um das sich die Finger des Kutschers gekrallt hatten. Wer würde damit den Schnee bedecken wollen, um ihn glänzen zu lassen, und welch schrecklicher

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