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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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Silberplättchen zu sein, die verstreut herumlagen, wobei sie das Licht reflektierten, was unter anderen Umständen ein angenehmer Anblick gewesen wäre.
    Der Kutscher und einige der männlichen Fahrgäste besprachen die Lage. Die Sonne sank schnell am westlichen Horizont, der inzwischen in den Farben Rot und Purpur glänzte, während der Wind aus östlicher Richtung mehr Schnee herantrieb. Außerdem, so stellten einige, die den Weg der Kutsche ein Stück zurück verfolgt hatten, wobei die Wagenspuren schon vom Schnee verweht waren, fest, war die Straße unauffindbar in der weißen Wüste, die sich um sie herum ausbreitete, verschwunden.
    Schließlich, es schien keine andere Alternative zu geben, wurde der Vorschlag laut, näher an das Viereck heranzugehen, das die Welt einige Meter vor ihnen völlig verschwinden ließ.
    Das war der Augenblick, in dem sie zum erstenmal des Monsters gewahr wurden. Wie es da auf einem schneebedeckten Baumstamm hockte, erweckte es den Anschein, der Wächter des Eingangs zu sein.
    Das Tier war ein riesiges Rotkehlchen, um einiges größer als ein Truthahn. Es beobachtete die Menschen mit boshaft glänzenden Augen, und sie hatten große Angst, daß es sie angreifen könnte. Doch das Rotkehlchen verharrte regungslos, selbst als sie die Kante erreichten und von dort aus in ein verwirrendes Durcheinander von Farben jenseits des Vierecks blickten. Warme Luft, durchsetzt mit Tabakqualm, strich in ihre Welt, und sie konnten, nach Aussagen des Kutschers, seltsame Geräusche vernehmen, disharmonisch und weit entfernt …
    Einer in der Gruppe, ein Gelehrter aus Oxford, der, wie der Kutscher behauptete, während der Fahrt recht ausgiebig dem Alkohol zugesprochen hatte, schlug vor, daß einer von ihnen durch die Öffnung klettern sollte, hinter der, in einer Tiefe von ungefähr einem Meter, sich eine weite, braune Ebene erstreckte. Dies, so unsicher es auch erschien, stellte eine größere Chance zu überleben dar, als eine Nacht in den Bergen, die zudem mit jeder Minute bedrohlicher zu werden schienen.
    »Fröhliche Weihnachten! Von allen hier im Büro«
     
    Die Mutigen
    Einige aus der Gruppe der Reisenden, mit denen der Gelehrte seinen Brandy geteilt hatte, erwiesen sich als besonders mutig und erklärten sich bereit, den Versuch zu wagen. Der Kutscher gehörte nicht dazu. Er sagte mir, daß er sich letztendlich nur aus Pflichtgefühl heraus entschieden hätte, sie zu begleiten. Schließlich waren sie immer noch seine Passagiere, räumte er ein, und er fühlte sich verpflichtet, sie sicher nach Bath zu bringen. Der Gelehrte war der Meinung, daß sich Bath auf der anderen Seite der Ebene befinden müsse, weil, wie er ausführte, wenn dies ein Fenster war, das aus der Welt hinausführte, dann ergab sich daraus, daß es auch ein Fenster in die Welt zurückgeben müsse.
    So unglaubwürdig dies erscheinen mag, es stellte sich heraus, daß es zutraf. Sie waren keine hundert Meter weit gekommen, als sie durch den Nebel vor sich ein weiteres Viereck sahen, was dem, durch das sie gekommen waren, aufs Haar glich.
    Stellen Sie sich die Freude vor, als die Gruppe sah, daß sich dahinter eine anheimelnde Straße, die von erleuchteten Fenstern gesäumt wurde, befand. Einer der Passagiere erklärte, es handele sich doch wirklich um eine Straße, die sich ganz in der Nähe seines Hauses in London befände, und weil die Mehrzahl der Reisenden London schon vor einiger Zeit verlassen hatte, löste die Vorstellung einer Rückkehr in eine belebte Stadt große Begeisterung unter ihnen aus. Der Mann, der in London lebte, bot ihnen an, sie in sein Haus einzuladen, und einer der Passagiere erklärte sich bereit, zur Kutsche zurückzugehen und den Rest der Gruppe zu holen. Für alle hatte es in diesen letzten Minuten des Hoffens den Anschein, daß der Allmächtigen Vorsehung ihr Schicksal auf der ungastlichen Straße nicht verborgen geblieben war, und sie ihnen einen Weg in das warme Herz der größten Stadt der Erde geöffnet hatte …
    In diesem Moment wurden sie einer Gruppe verängstigter Menschen gewahr, die sich nahe dem Viereck zusammendrängte, und mit stockendem Herzen bemerkte der Kutscher, daß auch der Rand dieses Vierecks von glitzernden Plättchen gesäumt war. Diese Gruppe, sie bestand aus Frauen und Männern, hatte Laternen bei sich und näherte sich nach einigem Zögern dem Kutscher.
    Der Mann, dessen Haus sich ganz in der Nähe der Straße befinden sollte, stieß einen freudigen Ruf des Wiedererkennens

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