Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
Vom Netzwerk:
Flüchtling eine
Sammlung wertvoller Münzen zustellen wollte.
    Tim Streeter war am Telefon. Er hörte sich an, worum
es ging, und versprach, in ein paar Stunden jemanden vorbeizuschicken. „Die
Jungs machen gerade einen Umzug.“ Ein weiterer Erwerbszweig der Firma. „Sobald
sie fertig sind, schicke ich Tom rüber.“
    Onkel Stefan klingelte folgsam nach der
Nachtschwester, um ihr seine Ängste zu schildern. Sie wollte schon spöttisch
werden, da murmelte ich ein paar Worte über die Sicherheit in Krankenhäusern
und eine mögliche Fahrlässigkeitsklage. Daraufhin wollte sie den „Doktor“
holen.
    Onkel Stefan nickte mir beifällig zu. „Sie sind
nicht so leicht unterzukriegen. Wäre ich Ihnen doch vor dreißig Jahren begegnet!
Dann hätte mich das FBI nie erwischt.“
    Am Kiosk in der Eingangshalle kaufte ich
Spielkarten. Wir spielten Gin Rummy, bis Tom Streeter um halb neun auftauchte -
ein Hüne mit sanftem, zurückhaltendem Wesen. Als ich ihn sah, wußte ich, daß
ich zumindest für den Augenblick eine Sorge los war.
    Ich gab Onkel Stefan einen Gutenachtkuß und verließ
unter Vorsichtsmaßnahmen das Krankenhaus. Bevor ich den Wagen aufschloß,
inspizierte ich ihn gründlich; aber anscheinend hatte ihn niemand mit einer
Stange Dynamit präpariert.
    Auf dem Heimweg beschäftigte mich die Frage, welche
Rolle O'Faolin in der Wertpapieraffäre spielte. Er holt sich Novick von
Pasquale. Aber wieso kennt er ihn überhaupt? Wie kommt ein Erzbischof aus
Panama an einen Chicagoer Gangster heran? Nun, auf jeden Fall hat er Novick
auf mich angesetzt, damit ich mich aus der Fälschungssache heraushalte. Aber
warum? Der einzige Grund, den ich mir vorstellen konnte, war seine langjährige
Freundschaft mit Pelly. Aber dann wäre ja Pelly für die Fälschungen
verantwortlich, und das ergab ebenfalls keinen Sinn. Ich würde die Antwort im
Kloster finden; den Sonntag mußte ich irgendwie überstehen.
    Zu Hause rief ich wieder einmal den Auftragsdienst
an. Man richtete mir aus, daß Ferrant und Inspektor Finchley mich hatten
erreichen wollen. Ich versuchte es zuerst bei Roger. Seine Stimme klang
bedrückt. „Diese Aktiengeschichte ist in ein beunruhigendes Stadium getreten.
Aber vielleicht ist's auch ganz gut so. Bei der Finanzaufsichtsbehörde wurde
eine fünfprozentige Kapitalbeteiligung registriert.“ Der Ajax-Vorstand hatte
den ganzen Tag lang hinter verschlossenen Türen beraten. Ein weiteres Mitglied
der Geschäftsleitung von Scupperfield & Plouder wurde für den nächsten Tag
erwartet. Roger wollte mich zum Essen einladen und bei der Gelegenheit meine
Meinung hören. Die Verabredung kam mir gerade recht. Zumindest hatte ich etwas,
was mich bis Montag beschäftigen würde.

Während ich Badewasser einlaufen ließ, führte ich
das nächste Telefongespräch. Inspektor Finchley hatte bereits Feierabend
gemacht, aber Mallory war noch im Büro. „Dein Anwalt sagt, daß du bereit bist,
über Stefan Herschel eine Aussage zu machen“, knurrte er.
    Ich schlug vor, am frühen Montagmorgen bei ihm
vorbeizukommen. „Was wollte Inspektor Finchley von mir?“
    Ich könne meinen Revolver wiederhaben, erklärte
Bobby widerstrebend. Die Kollegen in Skokie hatten ihn rübergeschickt, aber
die Dietriche hatten sie beschlagnahmt. Es kostete Bobby große Überwindung,
mir das zu erzählen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ich weder mit einem
Revolver herumlaufen noch als Detektivin arbeiten dürfen, sondern hätte in
Bridgeport oder Melrose Park wohnen sollen, mit einem Mann und sechs Kindern.
     
    21 Das
Maß ist voll
     
    Roger stocherte unlustig auf seinem Teller herum.
„Vielen Dank übrigens für den Zettel. Wie geht's dem Erzbischof?“
    „Es gab zwei von der Sorte. Einer war widerlich, der
andere häßlich. Erzähl mir lieber von diesem Registereintrag.“
    Er wirkte so erschöpft, daß er mir richtig leid tat.
Beim Aperitif war ihm nicht nach Reden zumute gewesen. Jetzt fuhr er sich müde
über die Stirn.
    „Ich stehe einfach vor einem Rätsel. Den ganzen Tag
habe ich mich mit nichts anderem befaßt, und ich kapier's immer noch nicht...
Also hör zu: Wenn jemand mindestens fünf Prozent Aktienkapital einer Firma
besitzt, muß er das der Finanzaufsichtsbehörde melden und angeben, was er
damit vorhat. Erinnerst du dich, daß du mich vor ungefähr einer Woche auf
Wood-Sage angesprochen hast? Genau unter diesem Namen wurden die Aktien
registriert! Da das erst gestern am späten Nachmittag geschehen ist, brauchte
die

Weitere Kostenlose Bücher