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Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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Firma keine Fragen zu beantworten, und die Meldung kam auch nicht mehr ins
Wall Street Journal. Natürlich haben unsere Anwälte sämtliche Informationen,
zumindest soweit vorhanden. Wood-Sage ist offenbar kein Handelsunternehmen,
sondern nur eine Gruppe von Leuten, die sich zu gemeinsamen Aktiengeschäften zusammengefunden
haben, weil sie sich davon mehr Profit erhoffen. So außergewöhnlich ist das
nicht. Als Grund für die Investition führen sie an, sie hätten nur deshalb so
viele Ajax-Aktien erworben, weil sie sich gute Gewinnchancen ausrechneten. Was
uns Kopfzerbrechen macht: Kein Mensch weiß, wer sich hinter Wood-Sage
verbirgt.“ Er schob den Teller von sich, auf dem noch das halbe Steak lag.
    „Aus der Meldung an die Finanzaufsicht müßten doch
die Namen der Beteiligten hervorgehen.“
    Er zuckte die Achseln. „Das sind die
Aktieneigentümer. Es gibt einen Aufsichtsrat, aber der scheint aus
Börsenmaklern zu bestehen. Tilford & Sutton ist auch dabei.“
    „Dann müssen auch einige ihrer Kunden zu den
Aktienkäufern zählen.“ Ich dachte zurück an meinen Büroeinbruch. „Ich habe
keine komplette Kundenliste. Und ich wüßte auch gar nicht, was sie dir helfen
würde. Merkwürdig ist nur, daß Tilford & Sutton im Auftrag von Corpus
Christi Geschäfte macht. Corpus Christi hat im letzten Herbst Aktien in Millionenhöhe
erworben. Sie könnten von Wood-Sage übernommen worden sein.“
    Roger hatte noch nie von Corpus Christi gehört.
    „Das überrascht mich nicht. Sie versuchen, das alles
geheimzuhalten.“ Ich erzählte ihm, was ich im Journal über diese Vereinigung gelesen hatte. „Vielleicht möchten
sie nicht an die große Glocke hängen, daß sie eine Gesellschaft wie Wood-Sage
besitzen... Übrigens, Catherine Paciorek ist auch beteiligt. Ihrem Sohn ist das
einmal so herausgerutscht.“
    Roger spielte mit dem Stiel seines Weinglases. „Ich
möchte dich etwas fragen“, sagte er plötzlich. „Es ist ein bißchen schwierig
für mich, weil wir uns erst neulich wegen deiner Arbeit in die Haare gekriegt
haben. Aber ich würde gern deine Dienste in Anspruch nehmen, für
Scupperfield&Plouder. Könntest du herausfinden, wer hinter Wood-Sage
steckt? Durch diese Sache mit Corpus Christi und Mrs. Paciorek hättest du eine
günstige Ausgangsposition bei deinen Ermittlungen.“
    „Roger, der Finanzaufsichtsbehörde und dem FBI
stehen sämtliche Mittel für solche Nachforschungen zur Verfügung. Mir nicht.
Bis Dienstag oder Mittwoch erfährst du alles, was dich interessiert. Dann
pfeifen's die Spatzen von den Dächern.“
    „Möglich. Aber bis dahin kann es zu spät sein. Wir
tun alles, was in unserer Macht steht: Wir schicken Rundschreiben an unsere
Aktionäre und bitten sie, die Geschäftsleitung zu unterstützen. Unsere Anwälte
sind Tag und Nacht auf Trab. Das Ergebnis ist gleich Null.“ Er lehnte sich über
den Tisch und nahm meine Hand. „Ich weiß, es ist ziemlich viel verlangt. Aber
du kennst Mrs. Paciorek. Du könntest dich mit ihr unterhalten und
herausfinden, ob Corpus Christi an dieser Wood-Sage-Geschichte beteiligt ist.“
    „Roger, die Dame spricht nicht mit mir. Ich wüßte
nicht mal, wie ich es anstellen sollte, damit sie mich überhaupt reinläßt.“
    Er sagte ganz sachlich: „Ich bitte dich nicht um
einen Gefallen. Ich will dich engagieren. Scupperfield 8c Plouder zahlt dir
das doppelte Honorar. Ich kann es mir einfach nicht leisten, eine Möglichkeit
außer acht zu lassen. Vielleicht hilft uns das weiter. Wenn uns die Eigentümer
bekannt wären und wir wüßten, warum sie die Aktienmehrheit erwerben wollen,
dann hätten wir für unsere Entscheidungen in bezug auf Ajax eine ganz andere
Grundlage.“
    Ich dachte an die drei Dollar in meiner Brieftasche,
an die Möbel, die ich anschaffen mußte, und an das Honorar für Onkel Stefans
Leibwächter. Und ich ließ die Flügel hängen. Es war meine Schuld, daß Onkel
Stefan hilflos im Krankenhaus lag. Wochenlange Ermittlungen in der
Fälschungssache hatten mir nichts weiter eingebracht als eine abgebrannte
Wohnung und den Verlust meiner gesamten Habe. Lotty, meine einzige Zuflucht,
wollte nicht mehr mit mir reden. Noch nie hatte ich mich so mutlos und unfähig
gefühlt. Stockend versuchte ich, meine Gefühle wenigstens andeutungsweise zu
schildern.
    Roger drückte meine Hand. „Ich weiß, wie dir zumute
ist.“ Er lächelte ein wenig. „Ich bin als der große Macher hierhergekommen, um
mal eben den Fall Ajax zu klären. Ich wollte denen

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