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Frontlinien

Frontlinien

Titel: Frontlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Galanter , Greg Brodeur
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schließlich fragte: »Captain?«
    »Ja, es gibt einen Grund, warum Sie hier sind, Mr. Tuvok.«
    »Daran habe ich nicht gezweifelt.«
    Janeway nickte und spielte mit dem Gedanken, die unruhige Wanderung fortzusetzen. Doch sie entschied sich dagegen, sank in einen der Sessel. Die Anspannung hinderte sie daran, sich zurückzulehnen. Stattdessen beugte sie sich vor und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. »Ich weiß nicht, ob wir dies überleben«, sagte sie schließlich.
    »Vielleicht sterben wir.«
    Sie nickte erneut und diesmal bezog sie sich damit auf Tuvoks Sachlichkeit. »Ich bin froh, dass ich Sie nicht um einige aufmunternde Worte gebeten habe.«
    »Captain, ich kann Ihnen nichts anderes mitteilen als die Fakten der Realität.«
    »Natürlich«, erwiderte Janeway. »Und ich möchte es auch gar nicht anders.« Sie drehte den Kopf und sah aus dem Fenster, beobachtete die vorbeiziehenden Sterne. Aus dieser Perspektive gesehen wirkte das Universum sauber und rein.
    »Ich setze die Voyager und den Rest der Crew aufs Spiel bei einer Mission, die mit einem Fehlschlag enden könnte. Wir haben zu wenig Leute, sind übermüdet und fliegen mit einem Schiff, das gründlich überholt werden müsste…«
    »Ja.«
    »Habe ich…« Janeway sah wieder den Vulkanier an. »Habe ich die richtige Entscheidung getroffen? Bin ich logisch?«
    Tuvok holte tief Luft und seufzte leise. »Ich fürchte, ein schlichtes Ja reicht in diesem Fall nicht. Sind Sie mit den Werken von T’Ayn Ral vertraut?«
    Janeway blickte wieder aus dem Fenster. »Nein.«
    »Eine vulkanische Philosophin. Zeitgenossin von Surak. Vor allem bekannt für ihre ablehnende Haltung jenen gegenüber, die für das Konzept des Kohlinar eintraten, der Überwindung aller Gefühle.«
    »Blasphemie?«
    »Keineswegs. Die Anhänger des Kohlinar sind eine
    Minderheit. Nur wenige erreichen diesen Zustand.«
    Janeway nickte müde. »Wenn diese Hinweise irgendeine
    Rolle spielen, Tuvok…«
    »Das ist tatsächlich der Fall, Captain. T’Ayn Ral sagte einmal: ›Die Moral ist ein Weg, um die eigenen
    Entscheidungen zu leiten. Ein vernünftiger Weg führt zu moralischen Entscheidungen. Ein unvernünftiger Weg führt ins Unbekannte und letztendlich zur Selbstzerstörung.‹«
    Janeway stand auf und trat zum Fenster. »Sehr tiefsinnig.«
    »Captain, Sie sind eine vernünftige Person. Sie treffen logische Entscheidungen und meiner Ansicht nach sind Ihre Werte moralisch.«
    »Danke.«
    Tuvok näherte sich dem Fenster und begegnete dem Blick ihres Spiegelbilds. »Aber ich bitte Sie, an Folgendes zu denken: Der gewählte Weg muss rational sein, ebenso der Grund dafür, ihn zu beschreiten. Er muss in Logik wurzeln, in nicht kontradiktorischer Konzeptbildung. Das ist die einzige mir bekannte Methode, um sicherzustellen, nicht mit der Realität in Konflikt zu geraten.«
    Janeway drehte sich um und sah den Vulkanier an. »Logik lässt sich auf jedes Argument anwenden. Aber nicht jede Prämisse, die einem Argument zugrunde liegt, entspricht der Logik.«
    »Korrekt«, sagte Tuvok, zufrieden mit dieser Definition.
    »In diesem Fall lautet das Argument: Der Marodeur muss aufgehalten werden, weil es gilt, unschuldiges Leben zu schützen.«
    »Ja.«
    »Und die Prämisse, auf der das Argument basiert, ist das Recht eines Individuums auf sein Leben – das
    Gründungsprinzip der Föderation.«
    »In der Tat.«
    Janeway runzelte die Stirn. »Die Besatzungsmitglieder dieses Schiffes haben ein Recht auf ihr Leben.«
    Tuvok schüttelte den Kopf. »Das ist nur eingeschränkt
    richtig. Die Mitglieder der Crew haben sich Starfleet und dem Schutz der Föderation verpflichtet.«
    Janeway schürzte die Lippen – nicht ganz ein Lächeln. Sie berührte Tuvok am Unterarm. »Es läuft alles darauf hinaus, dass sich die Moral nicht mit dem jeweiligen Aufenthaltsort ändert. Wenn es unsere Pflicht gewesen ist, unschuldiges Leben im Alpha-Quadranten zu schützen, so haben wir hier die gleiche Pflicht. Und die Gimlon würden ihre Angriffe
    letztendlich nicht auf die Edesianer beschränken.«
    »Ihre Logik basiert auf einer guten Prämisse, Captain«, kommentierte Tuvok.
    Janeway nickte. »Stalin. Hitler. Kahn Singh. Li Quan.
    Maltuvous.«
    »Und die Gimlon.«
    »Danke, Mr. Tuvok.«
    »Ich habe nur das bestätigt, was Sie bereits wussten«, sagte der Vulkanier.
    Janeway schloss die Hand fester um Tuvoks Unterarm und war dankbar für seine Freundschaft, obgleich er dieses Gefühl nicht erwiderte. Oder vielleicht doch,

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