Frontlinien
Muster Ausschau. »Ich schätze, ich muss die einzelnen Schalter ausprobieren, um festzustellen, was geschieht.«
»He, das ist mein Plan!«, rief Paris.
Chakotay betätigte die einzelnen Schaltelemente. Es piepste mehrmals, aber ansonsten schien nichts zu passieren.
Nach etwa dreißig Sekunden sorgte der zwölfte Schalter dafür, dass der Hauptschirm aktiv wurde.
Er zeigte den Weltraum mit Sternen, die sich nicht bewegten, und Chakotay hatte endlich wieder das Gefühl, Teil des Universums zu sein. Sie befanden sich an Bord eines
Raumschiffs und trieben nicht hilflos in einer Blechbüchse durchs All. Nein, das stimmte nicht ganz. Sie trieben hilflos durchs All, und zwar an Bord eines Schiffes, das kaum mehr war als eine Blechbüchse. Aber jetzt gab es wenigstens ein Fenster, durch das sie nach draußen sehen konnten.
Chakotay senkte den Kopf und blickte auf ein Display, das bis eben ein Gimlon-Symbol gezeigt hatte. Jetzt präsentierte es den Weltraum in Form eines Gittermusters.
»Nahbereichsensoren«, sagte er. »Sie kommen tatsächlich immer besser mit diesen Systemen zurecht.«
Paris hob die Hände. »Und ich habe nur die Hälfte meiner Finger verloren.«
»Oh, oh.« Chakotay bemerkte einen blinkenden Punkt und bedauerte es, keine genaue Analyse vornehmen oder die
Darstellung erneuern zu können. »Vielleicht haben wir
Gesellschaft.«
»Gesellschaft?«, wiederholte Paris. »Das gefällt mir nicht.«
»Mir auch nicht.« Chakotay deutete zum Bildschirm. »Ich versuche, ein visuelles Signal zu bekommen.«
Er betätigte einige Schalter und nach einigen Versuchen stellte sich tatsächlich die gewünschte Reaktion ein. Die beiden Starfleet-Offiziere sahen auf, als der Hauptschirm ein riesig anmutendes Raumschiff zeigte.
»Der Marodeur mit einer aus sieben Einheiten bestehenden Eskorte«, sagte Chakotay. Sein Gaumen war plötzlich trocken.
»Er scheint hierher unterwegs zu sein«, sagte Paris besorgt.
Chakotay blickte auf die Sensoranzeigen. »Ich glaube, das ist tatsächlich der Fall. Könnte es Ihnen innerhalb der nächsten fünf Minuten gelingen, uns volles Warp-und
Navigationspotenzial zu geben?«
Paris drehte sich nicht um. Er starrte weiterhin zum
Hauptschirm und beobachtete, wie sich der Marodeur näherte
– ein hässlicher Gigant, der den Tod brachte. »Vor oder nach der Niederschrift meines Testaments.«
»Besser vorher.«
»Es würde trotzdem zu lange dauern.«
25
»Warnung. Strahlungskontamination der Stufe eins. Es wird eine gefährlich hohe Strahlung gemessen. Warnung…«
»Schalten Sie das ab.«
»Unser aller Tod ist unabwendbar, Captain.«
»Bei allem Respekt, Mr. Lekket – halten Sie die Klappe!«
Die Kommandantin klopfte auf ihren Insignienkommunikator.
»Janeway an Sicherheitsabteilung! Bringen Sie Bolis zur Brücke zurück!« Sie sah zu Tuvok. »Wie lange?«
»Uns bleiben zwei Minuten und sechzehn Sekunden, bis die Strahlung bei der Crew zu starken Verbrennungen führt.«
Janeway nahm diese Information entgegen, dachte kurz
darüber nach und traf dann eine Entscheidung. »Brücke an Maschinenraum.«
»Hier Torres«, ertönte es aus dem Lautsprecher der internen Kommunikation.
»Wir brauchen einen Strahlenschild beim Warp-
Neutralisator.«
»Wir geben uns alle Mühe, aber ein derartiger Schutzschirm müsste ein sehr hohes energetisches Niveau haben.«
»Stellen Sie eine direkte Verbindung zum Warptriebwerk her.«
»Aye, Captain, aber dann lässt sich kein Warptransfer mehr durchführen. Wer auch immer uns angreift – wir könnten nicht entkommen.«
»Machen Sie sich sofort an die Arbeit! Wenn Sie den
Strahlenschild nicht in weniger als zwei Minuten projizieren, sind wir alle so gut wie tot.«
»Aye. Maschinenraum Ende.«
Die Tür des Turbolifts öffnete sich und ein
Sicherheitswächter führte Bolis auf die Brücke. Die Augen des Edesianers waren trüb und er richtete einen gleichgültigen Blick auf Janeway. Offenbar würde er den bevorstehenden Tod aller Personen an Bord nicht bedauern.
»Wie kontrollieren Sie die Strahlung?«
Bolis sah sie an und in seinen Augen blitzte es kurz –
vielleicht traf er eine Entscheidung. Ganz offensichtlich war er bereit, zusammen mit allen anderen Personen an Bord zu sterben.
Er weigerte sich, Auskunft zu geben. Sein Schweigen dauerte an.
Janeway hätte ihm am liebsten die Hände um den Hals gelegt und zugedrückt, bis Antworten aus Mund, Augen, Nase und Ohren quollen. Sie wollte, dass er ebenso qualvoll starb wie
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