Frontlinien
die drei Milliarden Bewohner des Planeten.
War er ein Gimlon oder nur ein Überläufer? Eigentlich
spielte es keine Rolle.
Sekunden vergingen schnell. Sie wünschte sich einen Bericht von Torres, um festzustellen, ob ein Eindämmungsfeld durch Warpenergie verstärkt werden konnte. Aber eine
entsprechende Nachfrage vergeudete wertvolle Zeit, die vielleicht über Leben und Tod entschied.
»Tuvok?«
Der Vulkanier stand neben Kim. Wann hatte er sich bewegt?
»Die Strahlung wird immer stärker, Captain. Wir haben noch eine Minute und sechsunddreißig Sekunden.«
»Scannen Sie ihn und suchen Sie nach einem Sender. Ich möchte wissen, wie er es anstellt.«
Der Vulkanier betätigte einige Schaltflächen auf Kims
Konsole. »Scan läuft… Er trägt keinen Sender bei sich.«
Bolis sah Tuvok an, aber sein Gesicht blieb leer. Soweit es ihn betraf, waren Janeway und alle anderen bereits tot.
Die Kommandantin wollte sich nicht mit dem Ende abfinden, auch wenn sie nur noch eine knappe Minute davon trennte. Sie sprang an Bolis vorbei zur taktischen Station. »Er hatte Zugang zum Computer. Vermutlich gibt es ein Programm, das die Strahlung auslöst, wenn er das nicht in regelmäßigen
Abständen verhindert.«
Der Sicherheitswächter hielt den Edesianer am Arm fest, als sich Bolis Janeway zuwandte und schief lächelte. »Sie haben Recht, Captain, aber Sie können nichts dagegen unternehmen.
Wenn Sie drei Stunden Zeit hätten, um den
Verschlüsselungskode zu knacken… Aber so viel Zeit bleibt Ihnen nicht.«
Nur drei Schritte trennten Janeway von dem Verräter und alles in ihr drängte danach, ihm die Faust ins Gesicht zu schmettern. Aber welchen Sinn hatte das? In wenigen
Sekunden kollabierten die normalen Eindämmungsfelder und dann brachte die Strahlung alles organische Leben an Bord um, auch Bolis.
Die Kommandantin betätigte ein Schaltelement der
taktischen Station. »Wie weit sind Sie, Torres?«
»Wir können es jetzt versuchen, Captain.«
Janeway drehte sich zur Navigationskonsole um.
»Warptransfer beenden.«
»Aye, Captain. Warptransfer ist beendet.«
»Also los, B’Elanna.«
Das Triebwerk heulte, als stünde ein neuer Sprung in den Warptransit bevor, doch das Geräusch klang anders als sonst.
Diesmal entstand kein Subraum-Feld; stattdessen floss die Energie ins System der Eindämmungsfelder.
Das Licht wurde schwächer und auch die Anzeigen der
Konsole vor Janeway leuchteten weniger hell. Unmittelbar darauf war wieder alles normal.
»Die Strahlung ist blockiert, Captain«, sagte Tuvok, und ein Hauch von Erleichterung ließ sich in seiner Stimme
vernehmen.
Janeway fing Bolis’ Blick ein, sah jedoch keine Regung in den Augen. Wenn er sich ärgerte oder enttäuscht war, so ließ er es sich nicht anmerken.
»B’Elanna?«, fragte Janeway.
»Ich kann es einfach nicht glauben, Captain, aber das
Schirmfeld ist stabil.«
Die Kommandantin nickte. »Ausgezeichnete Arbeit,
Lieutenant. Das gilt für Sie alle.« Sie wandte sich an Tuvok.
»Standardmaßnahmen der Strahlungsdekontamination für die ganze Crew, Mr. Tuvok.«
»Aye, Captain.«
Bolis schwieg noch immer und Janeways Blick ruhte kurz auf ihm, während sie das Gespräch mit der Chefingenieurin im Maschinenraum fortsetzte. »Wie viel Zeit haben wir
gewonnen, B’Elanna?«
»Kommt ganz darauf an«, antwortete Torres. »Einige
Stunden, wenn wir uns nicht von der Stelle rühren.«
»Und andernfalls?«
»Captain, ich weiß nicht, ob wir unter den gegebenen
Umständen das Triebwerk zusammen mit den
Eindämmungsfeldern verwenden können. Es fließt ziemlich viel Energie durch Leitungen, die dafür nicht vorgesehen sind.
Wenn wir den Warptransfer einleiten, wird Energie aus den betreffenden Systemen abgezogen und das plötzliche Absinken des energetischen Niveaus könnte zu einem Ausfall der
Eindämmungsfelder führen. Mit dem Ergebnis, dass wir
innerhalb weniger Sekunden tot wären.«
»Na schön«, sagte Janeway ernst. »Versuchen Sie, eine
Lösung zu finden. Wir können nicht für immer hier bleiben.
Janeway Ende.«
Bei den letzten Worten sah sie erneut Bolis in die Augen.
»Captain…«, begann Lekket.
Janeway schüttelte den Kopf, wollte auch weiterhin den Mann ansehen, der sowohl sie als auch Lekket verraten hatte.
Sie wollte wissen, was er dachte, wieso er zum Verräter geworden war. Wie konnte er behaupten, sich moralischen Werten verpflichtet zu fühlen, und gleichzeitig eine Regierung unterstützen, die Mord für ein
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