Frontlinien
mich hinters Licht geführt.«
Tuvok nickte und daraufhin sah Janeway zu Lekket.
Der edesianische Commodore sah blass auf Bolis hinab.
Seine Augen waren blutunterlaufen, aber nicht aufgrund von Tränen. Die Erklärung hieß Grauen.
»Lekket?«, fragte Janeway vorsichtig.
»Es… es ist alles in Ordnung mit mir, Captain. Ich kannte ihn, seine Familie… Während der letzten Stunden habe ich ihn gehasst, aber ich kannte ihn gut…«
»Ich verstehe«, sagte Janeway, obgleich das nicht ganz stimmte.
Lekket nickte, senkte den Kopf und sah dann zur
gegenüberliegenden Seite der Krankenstation. Dort waren noch immer edesianische Soldaten hinter Kraftfeldern
gefangen. »Sie haben ihm ebenfalls getraut…«
Janeway wusste, dass sich Lekket die Freilassung seiner Leute wünschte, aber sie hielt es für besser, vorsichtig zu sein.
»Ich weiß«, sagte sie, drehte sich zum Doktor um und hoffte, dass Lekkets Bitte unausgesprochen blieb.
Der Holo-Arzt sah auf die Kontrollen des Biobetts.
»Doktor?«
»Ich bin mir nicht sicher, Captain, aber ich glaube, Bolis’
Tod war kein Zufall«, sagte er. »Es gibt hier einen sehr seltsamen enzymatischen Rückstand, der bei den anderen Edesianern fehlt.«
»Vielleicht ist er ein Gimlon«, spekulierte Tuvok.
»Das halte ich angesichts einer identischen DNS-Struktur für unwahrscheinlich. Wie dem auch sei: Wenn ich seine
Mitochondrien-DNS mit der der übrigen Edesianer vergleiche, erfahren wir mehr.«
Janeway schüttelte den Kopf – an derartigen Informationen war sie derzeit nicht interessiert. »Das ist mir gleich. Ich möchte wissen, was ihn umgebracht hat.«
»Vielleicht hat er Selbstmord begangen«, sagte der Doktor.
»Oder jemand anders tötete ihn. Vielleicht enthielt sein Körper ein Enzym, das sein Leben beenden sollte, wenn der
Blutkreislauf mit bestimmten Substanzen in Kontakt geriet.«
Janeway starrte entgeistert auf den Toten hinab. War Bolis ein Fanatiker gewesen, oder nur ein Profi? »Eine persönliche Selbstzerstörungsvorrichtung?«
»Das halte ich durchaus für möglich«, erwiderte der
Vulkanier.
Janeways Blick verweilte bei der Leiche. »Vielleicht wusste er gar nichts davon«, hauchte sie. »Möglicherweise soll auf diese Weise sichergestellt werden, dass Gimlon-Agenten nie etwas verraten.«
»Wir haben nie einen gefangen«, sagte Lekket. »Wenn sich uns Gelegenheit dazu bot, haben die betreffenden Gimlon ihre Raumschiffe zerstört. Dabei versuchten sie natürlich, auch unsere Schiffe zu vernichten.«
Lekket klang müde. Janeway fühlte die gleiche Erschöpfung.
Und das galt auch für die Voyager. Das Triebwerk heulte und bei jedem Schritt spürte Janeway Vibrationen im Deck –
obgleich das Schiff antriebslos in der Leere hing. Ein Raumschiff war ein mächtiges Werkzeug, wenn es jederzeit aktiv werden konnte. Doch ohne sein Triebwerk blieb es hilflos.
Die Kommandantin klopfte auf ihren
Insignienkommunikator. »Janeway an Torres. Ich brauche Warpgeschwindigkeit.«
»Einen Moment, Captain.«
Und wenn Anfragen diesmal das Unmögliche nicht möglich machen konnten?
Den Gimlon und den Edesianern drohte die Auslöschung,
wenn die Voyager nicht eingreifen konnte.
»Mir sind die Ideen ausgegangen«, flüsterte Janeway. Lekket hörte sie.
»Sie haben sich alle Mühe gegeben, Captain. Trotz meiner Dummheit und all der Dinge, die ich Ihnen angetan habe – Sie gaben Ihr Bestes. Dies ist nicht Ihre Schuld. Sie sind auch nicht dafür verantwortlich. Sie sind es nie gewesen.«
Janeway schüttelte den Kopf. »Mein Bestes…«, wiederholte sie spöttisch. »Ich hatte die Möglichkeit, Milliarden vor dem Tod zu bewahren, aber stattdessen…«
»Captain«, erklang B’Elannas Stimme aus dem Kom-
Lautsprecher, »wir können auf Warp vier beschleunigen. Mehr ist nicht drin, und selbst damit riskieren wir eine Überladung der energetischen Transferleitungen. Der Warptransfer kann maximal einige Stunden dauern – oder bis wir keine
Dilithiumkristalle mehr haben, um die gesplitterten zu ersetzen.«
Ein zufriedenes Lächeln berührte Janeways Lippen. Sie
wandte sich der Tür zu, um zur Brücke zurückzukehren. »Das ist immer noch besser, als hier tatenlos herumzusitzen, B’Elanna. Janeway Ende.« Sie blickte über die Schulter, als sie die Tür erreichte. »Mr. Tuvok, Mr. Lekket, bitte begleiten Sie mich. Wir versuchen, den Marodeur aufzuhalten.«
28
»Statusbericht.« Chakotay wandte sich von der Konsole ab, deren Kontrollen er bisher betrachtet
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