Frontlinien
mit Paris. »Wie viel?«
»Insgesamt?«, erwiderte Chen. »Etwa die Hälfte der Menge, die für ein Schiff dieser Größe notwendig wäre. Damit meine ich die Frachtbehälter, die sich jetzt an Bord des anderes Schiffes befinden. Es sind insgesamt fünfzig, und jeder ist mit einer autarken Energieversorgung für die jeweiligen
Schirmfeldgeneratoren ausgestattet.«
»Sie könnten als Waffen benutzt werden«, sagte Paris.
»Das Problem besteht darin, die Behälter zum Gegner zu bringen.« Chakotay sah Chen an. »Könnten Sie dafür sorgen, dass alle Behälter gleichzeitig ihre Schirmfelder verlieren?«
»Das ist nicht weiter schwer, Sir. Jeder Container verfügt über einen Computer, der darauf programmiert werden kann, das Abschirmfeld zu einem bestimmten Zeitpunkt zu
deaktivieren.«
Chakotay schritt zum Kommandosessel der Gimlon-Brücke
und überlegte. Mit der Hilfe der Voyager konnte er nicht rechnen, denn wenn sie ihr eine Nachricht übermittelten, so verloren sie dadurch den Vorteil des Überraschungsmoments.
Ganz allein konnten sie den Marodeur nicht schlagen, ganz gleich, wie groß ihr Überraschungsmoment sein mochte. Es war auch nicht möglich, die Behälter mit der Antimaterie in den Marodeur zu beamen, denn über eine solche Technik verfügten die Gimlon-Schiffe nicht. »Wie wär’s, wenn wir die Frachtbehälter an Bord eines Shuttles unterbringen und es zum Marodeur schicken?«
»Es befinden sich keine Shuttles an Bord dieses Schiffes«, sagte Paris. »Früher mag das einmal der Fall gewesen sein, aber jetzt nicht mehr.«
»Vermutlich werden sie beim Krieg an den anderen Fronten eingesetzt. Warum bauen die Gimlon nicht einfach eine Flotte aus Marodeuren? Allein die Drohung, solch ein Schiff zum Einsatz zu bringen, könnte den Gegner zur Kapitulation veranlassen.«
»Diese Burschen scheinen sich nicht mit Drohungen zu
begnügen«, sagte Paris. »Sie nutzen jede Gelegenheit, um zuzuschlagen.«
Chakotay drehte den Kommandosessel und wandte sich an
Fähnrich Chen. »Können Sie die Antimaterie-Behälter so justieren, dass sie explodieren, wenn wir hier einen Schalter betätigen?«
»Aye, Sir. Ich denke dabei an einen computerisierten
Schalter, der sich von jeder Konsole aus aktivieren lässt.«
»Machen Sie sich sofort an die Arbeit. Und beeilen Sie sich.«
Chen wirkte wie der personifizierte Enthusiasmus, als er sich abrupt umdrehte und die Brücke verließ. Vermutlich empfand er alles als aufregend. Er wusste nichts von der gewaltigen moralischen Schuld, die auf den Gimlon lastete. Er wusste nur, dass sie für das bezahlen würden, was sie in der jüngsten Vergangenheit angerichtet hatten. Immerhin hatte sein
vorgesetzter Offizier ein feindliches Schiff unter Kontrolle gebracht und würde dem Gegner eine Lektion erteilen, nicht wahr?
Unerfahrenheit konnte ein Segen sein.
Für Chakotay sah die Sache nicht ganz so gut aus. Als er und der Pilot wieder allein waren, stellte Paris die große Frage, an die Chen nicht gedacht hatte.
»Haben Sie einen Plan?«
»Den gleichen Plan, nach dem Sie den ganzen Tag über
vorgegangen sind.«
»Ich ahne Schwierigkeiten.«
»Mhm«, brummte Chakotay. »Können Sie dieses Schiff
einigermaßen korrekt fliegen?«
Paris nickte. »Ich denke schon. Ganz sicher sein kann ich erst, wenn ich Gelegenheit dazu bekomme. Jedes
Navigationssystem reagiert anders.«
»Sie werden Gelegenheit bekommen«, sagte Chakotay. »Wir greifen den Marodeur an und mit ein wenig Glück gelingt es uns vielleicht, ihn zu vernichten.«
»Ich bin dabei«, erwiderte Paris. »Obwohl es eher ein Ziel ist und kein Plan in dem Sinne.« In seiner Stimme ließ sich ein Teil der früheren Ironie vernehmen. »Wir sind dem Feind gegenüber im Vorteil.«
Chakotay wäre gern von der Annahme ausgegangen, dass sie mehr als nur das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatten.
»Ach? Und welchen Vorteil meinen Sie?«
»Wir haben eine Crew an Bord dieses Schiffes. Die anderen Gimlon-Schiffe müssen sich größtenteils auf ihre
automatisierten Systeme verlassen.«
Das stimmte. Aber würde es helfen? »Wir haben es nicht auf die kleinen Raumer abgesehen, sondern auf das Superschiff.
Ihre ›Waffe‹.«
»Haben Sie schon überlegt, wie Sie die Antimaterie einsetzen wollen?«, fragte Paris und nahm so im Sessel des Gimlon-Piloten Platz, als hätte er immer dort gesessen.
»Ich habe darüber nachgedacht«, sagte Chakotay und musste zugeben, dass sich seine Aktivitäten darauf beschränkten:
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