Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ich so eine bildhübsche Braut hätte, Berthold – mir wäre morgen schon zu spät!«
    »Ich würde auch lieber …« Erika brach ab, als sie Hans den Kopf schütteln sah.
    »Nein. Ich finde es verantwortungslos, eine Frau an mich zu binden, solange ich noch im Feld bin.« In Dr. Bertholds Stirn grub sich eine eigensinnige Falte. »Es muß alles seine Ordnung haben. Nach dem Endsieg.«
    »Na, denn prost!« schnitt Dr. Sorensen ihm das Wort ab. Er hob sein Glas und sah seinen Assistenten über den Rand hinweg nachdenklich an. »Auf den Endsieg.«
    Als Erika am nächsten Morgen zu ihrem Ensemble zurückfuhr, war noch immer dieser Satz in ihrem Ohr: »Nach dem Endsieg.« Sie hatten sich geküßt, sie hatten geschwiegen und gesprochen. Aber immer nur von der Vergangenheit und der Gegenwart war die Rede gewesen, nie von der Zukunft.
    »Ich habe Angst«, dachte Erika plötzlich laut.
    »Wie bitte?« fragte der LKW-Fahrer.
    »Nichts«, sagte Erika. »Ich dachte nur, daß ich froh bin, bald wieder bei meiner Theatertruppe zu sein.«
    Gerade als Doelles frische Luft schnappen will, vernimmt er zwischen den weit gestreuten Explosionen der russischen Granaten noch ein anderes Geräusch. Ein rasselndes Mahlen.
    Sofort stürzt er in den Bunker zurück und hört wenig später wie aus weiter Ferne, daß ein Panzer auf seinen Bunker rollt. Die Balken knirschen und krachen.
    Einen Augenblick bleibt der Panzer stehen. Genau über Doelles. Und dann dreht er sich auf der Stelle. Die schwere Kette reißt Erdschollen und Balken zusammen.
    Krachend stürzt der Bunker ein. Balken fallen über Doelles.
    Er hört den Panzer noch weiterrollen. Dann wird es dunkel um ihn …
    »Einen Tag zu spät«, sagt Hauptfeldwebel Müller. Er sitzt im Stabswagen und fingert unschlüssig einen Brief in der Hand. »So lange hat der arme Kerl auf eine Nachricht von seiner Lore gewartet, und jetzt …« Müller schüttelt traurig den Kopf.
    »Stempel drauf und zurück«, sagt der Stabsschreiber über die Schulter.
    Hauptfeldwebel Müller zieht einen Bogen Papier zu sich heran.
    »Liebes Fräulein Lore«, schreibt er. »Herr Garten teilte mir mit, daß Sie so sehr auf Nachricht von Ihrem Jupp warten. Aber leider ist er seit gestern vermißt, und wir müssen wohl damit rechnen …«
    Lore weinte nicht, als sie Müllers Brief erhielt.
    Mechanisch faltete sie den Brief zusammen und steckte ihn in ihre Rocktasche. Ihr Gesicht war starr.
    Nach der Vorstellung stand sie am Fenster ihres Zimmers und starrte in die Nacht hinaus.
    Von nebenan, aus Gartens Zimmer, kam das fröhliche Lachen und Scherzen ihrer Kollegen, die nach der Vorstellung noch zusammensaßen.
    Lore ging an ihren Koffer, kramte ihr Gretchenkostüm heraus, zog es an und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel.
    »Jupp«, flüsterte sie, »mein Jupp.«
    Sie nahm ihren zu weiten Wehrmachtsmantel vom Haken und zog ihn über.
    Auf Zehenspitzen schlich sie an Gartens Zimmer vorbei und die Treppe hinunter.
    Draußen schnitt die eisige Kälte sie wie mit Messern. Sie überquerte die Straße, ging am Theater vorbei in den weiten, verschneiten Park.
    Sie ließ den Mantel von den Schultern gleiten und zu Boden fallen. Nur mit dem dünnen Kostüm bekleidet, schritt sie weiter, immer tiefer in den Park hinein.
    Es war fast eine Stunde später, als Erika und Irene sich von Garten verabschiedeten und auf ihr Zimmer gingen.
    »Die Sonja ist natürlich noch nicht zurück«, sagte Erika mit einem Blick auf deren unbenutztes Bett. »Wenn ich der Walter wäre, ich würde ihr ja mal …« Sie hielt erschrocken inne, als sie Lores Kleider auf dem Boden bemerkte.
    Sie hob den Rock auf. Ein zusammengefalteter Brief fiel aus der Tasche.
    Erika brauchte nur einen Blick darauf zu werfen. »Um Gottes willen«, murmelte sie. Dann stürzte sie aus dem Zimmer und hämmerte an Fritz Gartens Tür.
    Fünf Minuten später standen sie alle vor dem Haus.
    »Walter, du und Irene, ihr geht in dieser Richtung«, sagte Garten. »Erika und ich suchen um das Theater herum.«
    Walter nickte stumm.
    »Und betet, daß wir sie bald finden!«
    Fritz Garten und Erika Nürnberg liefen zum Hinterausgang des Theaters. Sie konnten ihren Weg nur ahnen. Es war eine stockdunkle Nacht, ohne Mond, ohne Sterne – und die heilgebliebene Straßenbeleuchtung von Smolensk war natürlich abgeschaltet.
    Garten tastete sich zum Bühneneingang und rüttelte an der Tür. Sie war fest verschlossen.
    »Hier ist sie also nicht«, murmelte er enttäuscht.
    Erika sah ihn

Weitere Kostenlose Bücher