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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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friedliche Natur.« Erika Nürnberg deutete auf die schroffen, braunen Berghänge, auf die engen Täler. Vor vielen Kilometern hatten sie die letzten winzigen, sauberen Häuser gesehen und eine hübsche Holzkirche, wie aus einem Bilderbuch.
    Mit dröhnenden Motoren zog eine Kette Jagdflugzeuge über sie hinweg.
    Fritz Garten warf einen Blick auf die Balkenkreuze an den Tragflächen. »Keine Angst. Es sind unsere«, sagte er beruhigend.
    »Ganz so friedlich ist es hier anscheind doch nicht«, meinte Irene, als die Flugzeuge verschwunden waren.
    Immer höher schraubte sich die Straße. Es war still hier oben, fast geisterhaft still. Nur das Tuckern des Dieselmotors unterbrach die Ruhe.
    Die Berge wurden immer schroffer, immer wilder. Sie wirkten fast wie eine Mondlandschaft.
    Walter Meyer zog den Wagen durch eine steile Kehre.
    Vor ihnen tobte ein riesiger Wasserfall, der ins Grundlose zu stürzen schien. Die Straße schien direkt in ihn hineinzulaufen. Wenige Meter vorher machte sie eine überraschende Kurve und führte über ein kleines Hochplateau.
    In der Mitte des Plateaus lag ein wirrer Haufen verbrannter Holzbalken auf einem zerfetzten Hausfundament. Brandgeruch wehte in den Wagen.
    Walter Meyer trat das Gaspedal durch.
    »Was war das?« fragte Karl Pykora erschrocken.
    Meyer schob die Unterlippe vor. »Fliegerbombe wahrscheinlich. Vielleicht auch …«
    »Partisanen«, ergänzte Pykora. In seinen kindlichen Augen stand die Angst.
    »Nicht aufregen, Karl«, sagte Meyer. »Am Tag sind wir sicher. Die kommen nur nachts.«
    Die Straße senkte sich ein wenig, führte um einen kleinen Felskegel herum.
    »Jetzt haben wir's gleich geschafft«, beruhigte Meyer den jungen Pianisten. »Noch zehn Minuten.«
    Sie hatten den Bergkegel umfahren. Vor ihnen stieg eine dunkle Qualmwolke in den blauen Sommerhimmel. Der leichte Sommerwind trug Brandgeruch zu ihnen herüber.
    »Ich fürchte, ich habe mich geirrt«, sagte Walter Meyer grimmig. »Jetzt kommen sie auch am Tage.«
    Das Dorf Stradfjord war ein rauchender Trümmerhaufen. Hier und da schlugen noch Flammen aus den zerstörten Häusern.
    Aber niemand löschte sie.
    Auf der Straße hockten und lagen Verwundete mit durchbluteten Verbänden.
    Und zwanzig, dreißig Soldaten, die nie wieder aufstehen würden.
    Auf der anderen Straßenseite lagen drei verwundete Soldaten um ein Funkgerät und versuchten, es zu reparieren.
    Neben ihnen lehnte ein junger Leutnant an der Felswand. Sein linkes Bein war oberhalb des Knies abgebunden. Mit fiebrigen Augen starrte er den Schauspielern entgegen.
    Erika Nürnberg kniete sich neben ihn und tastete nach der Wunde. Die Schlagader war zerfetzt.
    »Ist denn kein Arzt hier?« fragte sie, als sie sich wieder aufrichtete.
    Der Leutnant schüttelte den Kopf.
    »Gefallen. Die meisten sind gefallen«, murmelte er.
    »Sonja, hol doch bitte unser Verbandszeug aus dem Wagen. Wir müssen helfen!« Erika wandte sich an Garten. »Wenn der Leutnant nicht bis morgen früh operiert wird, ist er verloren«, sagte sie leise.
    Garten nickte. »Was ist denn passiert?« fragte er den Offizier.
    »Partisanenüberfall. Vor einer Stunde.« Der Verwundete versuchte sich aufzurichten, fiel aber kraftlos wieder zurück. »Sie schossen von den Bergen herab. Mit MGs und Brandgranaten. Bevor wir überhaupt merkten, was los war, war es auch schon vorbei. Wir haben sie nicht einmal zu Gesicht bekommen.«
    Einer der Männer gab dem Funkgerät einen Tritt. »Nichts zu machen«, sagte er. »Die Röhren sind hin.« Er sah Walter Meyer dankbar an. »Wenn ihr nicht gekommen wärt, könnten wir jetzt hier verrecken.«
    Fritz Garten sah auf die Uhr. »Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch bis zum nächsten Dorf«, sagte er. »Los, helft den Verwundeten auf den Wagen.«
    Sonja nickte. »An sich waren wir ja zum Theaterspielen hergekommen.«
    Walter Meyer warf ihr einen bösen Blick zu. »Du kannst …«
    Ein dumpfes Grollen unterbrach ihn.
    Sie sahen erschrocken zu den Bergen empor.
    Wieder ein dumpfes Krachen. Als ob der Berg bebte und sie verschlingen wollte.
    »Jetzt sprengen sie die Straße«, sagte der Leutnant leise in die plötzliche Stille hinein.
    Irene sah ihn erschrocken an. »Dann können wir nicht zurück?«
    Der Leutnant schüttelte den Kopf. »Hier kommen wir nie wieder raus.«
    Eine Minute lang war es still.
    Niemand sprach ein Wort.
    »Gibt es denn gar keinen Ausweg?« Sonjas Augen flehten um Hoffnung.
    Der junge Gebirgsjäger-Leutnant hob die Augen zu ihr

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