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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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empor. Dann senkte er den Blick wieder auf sein zerschossenes Bein. Er schüttelte langsam den Kopf.
    »Es muß doch, verdammt noch mal, irgendeinen Weg geben«, murmelte Walter Meyer und starrte zu den steilen, zerklüfteten Felswänden hinüber, die das Hochplateau wie Mauern umschlossen. »Man muß doch irgendwo …«
    Der Leutnant zog die Augenbrauen zusammen. »Da ist noch ein schmaler Fußweg. Man könnte vielleicht …« Er unterbrach sich. »Aber das ist Unsinn. Wir kommen da nie mit dem Wagen durch. Zu eng und zu steil.«
    »Dann könnten es doch wenigstens die paar Gehfähigen riskieren«, schlug einer der beiden Funker rasch vor.
    »Die Partisanen würden euch nur abschießen«, sagte der Leutnant.
    »Man sollte es wenigstens versuchen«, mischte Fritz Garten sich in das Gespräch ein. »Wenn der Geländewagen dort noch klar ist … Sieh mal gleich nach, Walter.«
    Der Leutnant stützte sich auf. »Ich weiß nicht …«
    Das Brummen des Motors unterbrach ihn. »Der Wagen ist in Ordnung«, brüllte Walter Meyer.
    »Wenn wir mit Gewalt durchbrechen, kommen wenigstens ein paar von uns durch«, sagte der Funker mit Nachdruck.
    Der Leutnant antwortete nicht.
    Wenn man die Schwerverwundeten auf dem Wagen unterbrachte und die anderen zu Fuß gehen ließ …
    Er hob den Blick zum Himmel. Es würde eine helle, sternenklare Nacht geben. Vier Mann müßten dem Wagen vorausgehen. Zur Sicherung und als Pfadfinder.
    »Besser, als hier zu verrecken, ist es auf jeden Fall«, meinte Fritz Garten.
    Der Leutnant nickte. In der Nacht konnten auch die Partisanen nicht das ganze Gelände überwachen. Vielleicht waren sie bis dahin auch abgezogen.
    Der Leutnant antwortete nicht. Jawohl, jede Minute war kostbar. Für ihn. Wenn er jetzt den Befehl zum Aufbruch gab, konnte er sein Leben vielleicht noch retten.
    Er sah auf sein zerfetztes, abgebundenes Bein. In vier, fünf Stunden würde die Wunde brandig werden. Dann konnte ihm auch der beste Arzt nicht mehr helfen.
    »Wir warten, bis es dunkel wird!« entschied er.
    Sonja Deppe saß in der vorderen Ecke des Wagens, dicht hinter dem Führerhaus. Über die niedrige Seitenwand des Geländewagens starrte sie auf den schmalen, steinigen Gebirgspfad.
    Der schwere Dieselmotor brummte. Ab und zu kollerte ein Stein die Felswand hinunter. Die Verwundeten stöhnten.
    »Wie weit sind wir?« Der junge Leutnant versuchte, seinen Kopf aus Sonjas Schoß zu heben.
    »Sie dürfen sich nicht bewegen«, sagte Sonja leise und strich ihm behutsam über den Kopf. Seine Stirn war kalt.
    »Ich muß sehen.« Wieder versuchte er, sich hochzustemmen. »Helfen Sie mir doch, bitte.«
    Sonja griff ihm unter die Arme und setzte ihn aufrecht. Er klammerte sich an die Wagenwand und starrte nach vorn.
    »Wir sind gleich am Engpaß«, flüsterte er. »Wenn wir den schaffen …«
    »… und wenn uns die Partisanen in Ruhe lassen«, ergänzte eine Stimme aus dem Dunkel.
    »Wir schaffen's schon«, sagte Sonja zuversichtlich. »Und jetzt legen Sie sich wieder hin.« Mit sanftem Nachdruck bettete sie den Verwundeten wieder auf den Rücken.
    Der junge Offizier lächelte. »Warum habe ich Sie nicht früher kennengelernt?« fragte er.
    »Sie sollen nicht soviel reden«, sagte Sonja.
    Das Brummen des Motors wurde leiser. Der Wagen kroch kaum noch über den Weg.
    Links erhob sich eine glatte, steile Wand, die bis zu den Sternen emporzuwachsen schien. Auf der rechten Seite war der Abgrund.
    Mit leisem Knirschen tasteten sich die Räder vorwärts. Steine bröckelten, lösten sich und kollerten polternd in die Schlucht.
    Die Leichtverwundeten, die hinter dem Wagen gingen, schlossen dicht auf. Wie eine verängstigte Herde drängten sie sich an das Fahrzeug.
    Ein lautes, knirschendes Brechen …
    Langsam neigte sich der Wagen zur Seite …
    Sonja schrie auf und klammerte sich an den Leutnant.
    Der Wagen stand. Das rechte Vorderrad schwebte über dem Abgrund.
    »Herr Leutnant?« flüsterte eine Stimme.
    »Ja?« Sonja half dem Offizier, sich aufzurichten.
    »Wir müssen den Scheinwerfer einschalten. Ich schaffs nicht im Dunkeln.«
    »In Ordnung.«
    Die Lichtkegel der Scheinwerfer tauchten den engen Pfad in blendende Helle.
    Langsam setzte sich der Wagen wieder in Bewegung. Der rechte Reifen raspelte über den Wegrand.
    Die linke Seitenwand des Wagens schrammte an den Felsen entlang. Mit kreischendem Geräusch zerriß der Kotflügel. Ein Abdeckblech der Motorhaube zersprang mit hellem Knall.
    Sonja biß sich auf die Unterlippe, um

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