Fronttheater
ein Begräbnis«, sagte der Schreibstubengefreite zu Hauptfeldwebel Müller.
Müller warf ihm einen kurzen Blick zu. »Es ist auch eins«, sagte er leise.
Bereichsleiter Kurt Planitz stieg schnaufend die Treppe der Reichstheaterkammer hinauf. Vor einer breiten Eichentür blieb er einen Augenblick stehen, zog seinen braunen Uniformrock glatt und fuhr sich mit der Hand über das schüttere, sorgfältig über die Glatze gekämmte Haar. Dann klopfte er an.
»Herein.«
Mit einem tiefen Seufzer drückte Planitz die Klinke hinunter.
»Ah, da sind Sie ja, mein lieber Planitz!« Der Oberbereichsleiter der Fronttheatertruppen winkte ihm jovial zu. »Nehmen Sie doch bitte Platz.«
Planitz setzte sich auf den Besucherstuhl, als ob dieser ein Nadelkissen wäre.
Der Oberbereichsleiter zog eine Akte zu sich heran, blätterte in ihr, schüttelte ab und zu mißbilligend den Kopf.
Kurt Planitz fühlte, wie ihm der Kragen zu eng wurde. Nervös fuhr er sich mit dem Zeigefinger zwischen Kragen und Hals.
Der Oberbereichsleiter ließ die Akte auf den Tisch fallen, faltete die Hände unter seinem Kinn und sah Planitz nachdenklich an.
»Es sind hier einige Beschwerden über Sie eingelaufen, mein Lieber«, sagte er schließlich und klopfte mit dem Zeigefinger auf den Aktendeckel. »Man sagt, Sie hätten eine ganze Reihe der Damen, die bei Ihnen zur Vorstellung erschienen – nun, sagen wir – zweckentfremdet.«
Planitz wischte sich aufgeregt mit dem Taschentuch über die Stirn. »Eine böswillige Verleumdung, Herr Oberbereichsleiter«, stammelte er verwirrt. »Man kann mir doch nicht …«
»Man kann leider doch«, sagte der Oberbereichsleiter mit Nachdruck. »Und die Beweise«, er trommelte leise auf den Aktendeckel, »sind ziemlich unwiderlegbar.«
»Die Mädchen fielen mir um den Hals, Herr Oberbereichsleiter.« Planitz sprang auf und streckte seinem Chef beschwörend die Hände entgegen.
Der Oberbereichsleiter sah Planitz zweifelnd an. »Bei Ihrer männlichen Schönheit …«, sagte er vieldeutig.
»Glauben Sie mir!« wiederholte Planitz beschwörend.
Der Oberbereichsleiter lehnte sich zurück. »Erzählen Sie mir das doch mal ausführlicher.«
Eine knappe Viertelstunde später wußte Planitz, daß er gewonnen hatte.
»Jaja, die Mädchen von der Bühne.« Der Oberbereichsleiter blinzelte Planitz verständnisinnig zu.
»Aber man ist schließlich nur ein Mann …« Planitz' Augen bettelten um Verständnis.
»Tja …« Der Oberbereichsleiter dachte scharf nach. »Aber diese kleine Schwarze. Wo wohnt die jetzt, sagten Sie?«
»Ich werde Ihnen die Adresse sofort herüberschicken«, beeilte sich Planitz. »Dann können Sie sie bei Gelegenheit selber befragen.«
Der Oberbereichsleiter klopfte Planitz jovial auf die Schulter. »Ich will Ihnen gar keinen persönlichen Vorwurf machen.« Er räusperte sich und zog sein Gesicht wieder in ernstere Falten. »Aber Sie hätten mehr Rücksicht auf Ihre Stellung nehmen müssen.«
Planitz ließ schuldbewußt den Kopf hängen.
»Naja.« Der Oberbereichsleiter erhob sich. »Passiert ist passiert. Und wir werden das schon irgendwie wieder ins Lot bringen. Aber ich würde doch vorschlagen, daß Sie ein bis zwei Monate aus Berlin verschwinden. Bis Gras über die Sache gewachsen ist. – Warum gehen Sie nicht mal auf Inspektionsreise?«
»Jawohl, Herr Oberbereichsleiter!« Planitz stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. »Ich werde morgen abfahren.«
»Tun Sie das, mein Lieber. Und – alles Gute.«
An der Tür blieb Planitz stehen, drehte sich noch einmal um.
»Wenn es Ihnen recht ist, Herr Oberbereichsleiter: Ich würde gern nach Norwegen fahren. Ein paar meiner Truppen sind gerade dorthin verlegt worden.«
»In Ordnung, Planitz«, winkte der Oberbereichsleiter. »Kümmern Sie sich mal ein bißchen um Ihre Leute. Kann nie schaden.«
Der ›Einsatzleiter Norweger‹ hieß Franz Tupfer. Er war ein älterer, gemütlicher Wiener. Er saß gerade bei seinem Nachmittagskaffee, als Kurt Planitz in sein Büro rauschte.
»Jessas, der Herr Bereichsleiter«, sagte Tupfer erschrocken, als Planitz sich vorstellte. »Bitte nehmen S' doch Platz.«
Mit einem entschuldigenden Lächeln fegte er ein Bündel Zeitschriften vom Besucherstuhl und scheuchte eine fette, graugefleckte Katze vom Schreibtisch. »Ich hatte Sie eigentlich erst morgen erwartet.«
Planitz maß ihn mit einem vernichtenden Blick. »Und deshalb, glauben Sie, bis dahin Ihre Schlamperei …«
»Nun setzen S' sich doch
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