Fronttheater
erst mal«, lud ihn Tupfer ungerührt ein.
Planitz schnaufte, ließ sich auf den Stuhl fallen und knallte seine Mütze auf die Schreibtischplatte. »Ist die Fronttheatertruppe Fritz Garten schon eingetroffen?« fragte er dann.
Franz Tupfer klaubte einen Ordner vom Boden auf.
»Garten«, murmelte er, als er die Blätter umschlug. »Garten, Fritz. – Ah, hier.« Er sah Planitz triumphierend an. »Nein, noch nicht eingetroffen. Sie kommen mit der ›Prinz Eugen‹. Morgen oder übermorgen dürfte das Schiff in Bergen einlaufen – so heißt es – schätzungsweise …«
»Was heißt hier schätzungsweise?« herrschte Planitz ihn an. »Kommt das Schiff nun morgen oder nicht?«
»Frauen und Schiffe sind unberechenbar«, philosophierte Franz Tupfer. »Vor allem in Kriegszeiten …«
Aber Planitz hatte weder Zeit noch Lust um zu philosophieren.
»Ist der Einsatzbefehl für die Truppe schon fertig?« fragte er sachlich.
Tupfer suchte ihn heraus und reichte ihn Planitz über den Tisch.
»Bergen – Oslo – Lillehammer – Trondheim«, las Planitz die Einsatzorte der Truppe ab. Dann hob er den Kopf und sah Tupfer an. »Ich wünsche, daß der Plan geändert wird«, verlangte er. »Diese Truppe ist auf harte Einsätze spezialisiert. Ich wünsche, daß sie im hohen Norden eingesetzt wird.«
Tupfer hob bedauernd die Hände. »Da kann ich Ihnen leider nicht gefällig sein, Herr Bereichsleiter«, sagte er entschuldigend. »Die Pläne kommen vom Bereichsleiter Nord, aus Berlin. Ich darf daran nichts ändern.«
Einen Augenblick starrte Planitz ihn schweigend an. Dann verzog er seinen Mund zu einem flachen Lächeln. »Ist ja auch nicht so wichtig«, meinte er leichthin.
Er nahm seine Mütze und stand auf. »Also, dann alles Gute. Ich fahre heute nacht nach Bergen, um meine Truppe zu empfangen.« Er reichte Franz Tupfer die Hand. »Übrigens – ich könnte den Einsatzbefehl doch gleich mitnehmen. Da sparen Sie einen Kurier …«
Am nächsten Morgen meldete sich Bereichsleiter Planitz bei der SD-Dienststelle in Bergen.
»Sie würden mir einen großen Gefallen tun, Herr Obersturmführer«, sagte er zum Amtschef, »wenn ich einmal Einsicht in Ihre Lagekarte nehmen könnte.«
Der SD-Mann musterte den Mann in der braunen Parteiuniform mit einem kalten Blick. »Und wozu?« fragte er knapp.
Planitz kramte seine Ausweise aus der Brieftasche. »Ich bin Bereichsleiter der Fronttheaterleitstelle Berlin, auf Inspektionsreise«, erklärte er. »Ich möchte meine Truppen aus den gefährdeten Gebieten heraushalten.«
Der SD-Offizier reichte Planitz die Papiere zurück. »Kommen Sie mit.«
Im Besprechungsraum zog er einen Vorhang von einer riesigen Landkarte Norwegens. »Die rotumrandeten Sektoren sind Partisanengebiete«, erklärte er. »Die blauen Kreise bedeuten bevorzugte feindliche Bombenziele.«
Im Westen Norwegens lag ein riesiges, rotumrandetes Gebiet, mit blauen Kreisen getupft wie ein Pantherfell …
Am späten Abend lief die ›Prinz Eugen‹ im Hafen von Bergen ein.
»Kinder, bin ich froh, daß Mutter Erde mich wieder hat«, stöhnte Walter Meyer erleichtert, als er den Fuß nach vier Tagen wieder auf festen Boden setzte.
»Wie geht es nun weiter?« fragte Irene. »Wo sollen wir hin?«
Erika sah sich suchend um. »Einen Bärenführer hat man uns anscheinend nicht geschickt.«
»Ich gehe gleich zur Kommandantur und besorge uns Quartier.« Fritz Garten stellte seinen Koffer auf die Pier. »Kümmert euch inzwischen um unser Gepäck, Kinder. Ich bin gleich wieder zurück.«
Ein paar Minuten später kam Kurt Planitz an den Hafen. Die ›Korrekturen‹ des Einsatzbefehls für die Truppe Garten hatten ihn doch länger als erwartet aufgehalten.
»Sieh mal, wer da kommt«, rief Walter Meyer, als er Planitz die Pier entlangkeuchen sah.
»Na so was! Unser liebes Kurtchen aus Berlin«, sagte Sonja.
»Wie kommen Sie denn hierher? Hat Sie einer an die Front verschaukelt?« Walter Meyer schlug Planitz auf die Schulter.
Planitz lächelte säuerlich. »Wo ist Ihr Spielleiter?« Er sah sich suchend um.
»Der Fritz ist mal eben auf Quartiersuche«, gab Sonja Antwort. »Oder haben Sie schon väterlich für uns gesorgt?« Sie blinzelte Planitz zu.
Planitz' Augen wichen ihr aus – und fielen auf Erika. Erika sah ihn mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen an.
Planitz fummelte nervös an seinem Koppel, rückte die nagelneue Pistolentasche weiter nach hinten.
»Ich wollte Ihnen Ihren Einsatzbefehl bringen«, sagte er nach
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